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Arias Entdeckung

Aria's Perspektive

Als ich zurück in die Boutique trat, warfen die hellen Kronleuchter ein warmes, goldenes Licht auf die eleganten Kleider, die auf den Ständern ausgestellt waren. Reihen von Kleidern in sanften Pastellfarben und schimmernden Stoffen säumten die Wände, die Luft war erfüllt vom Duft teuren Parfüms. Ich stand vor einem Spiegel und strich das hellblaue Kleid glatt, das ich gerade anprobiert hatte. Der seidige Stoff fühlte sich kühl auf meiner Haut an, aber ich konnte das Unbehagen in meinem Magen nicht abschütteln.

„Aria, du siehst… anständig aus“, sagte meine Mutter, Linda, und warf mir kaum einen Blick zu, bevor sie sich Cassandra zuwandte, die neben ihr in einem rosa Kleid wirbelte. „Oh, mein süßes Mädchen, du siehst absolut umwerfend aus!“

Ich biss die Zähne zusammen und schluckte den Schmerz hinunter, ignoriert zu werden. Es war immer dasselbe. Cassandra, meine Schwester, stand immer im Mittelpunkt, während ich in den Hintergrund trat.

Das Thema der Hochzeit war Blau und Weiß, aber natürlich konnte Cassandra tragen, was sie wollte.

Cassandra kicherte und bewunderte sich im Spiegel. „Danke, Mama, ich liebe dieses Kleid.“

Linda streckte die Hand aus, um eine Strähne von Cassandras Haar zu richten, und strahlte vor Stolz. „Du wirst die schönste Brautjungfer auf der Hochzeit sein.“

Victor, mein Stiefvater, stand in der Nähe der Tür, die Arme verschränkt, während er uns beobachtete. Sein Blick wanderte zu mir, und ich erstarrte, sah instinktiv weg. Unter seiner Beobachtung fühlte ich mich nie wohl. Seine Anwesenheit ließ meine Haut immer kribbeln, aber meine Mutter weigerte sich, es anzuerkennen.

„Diese Hochzeit ist eine große Sache“, sagte er, seine Stimme glatt, aber herablassend. „Es ist wichtig, präsentabel auszusehen.“

Ich presste die Lippen zusammen und wandte mich wieder dem Spiegel zu, aber mein Herz war nicht dabei. Das Kleid, die Boutique, das ganze Ereignis – es fühlte sich alles bedeutungslos an. Das Glück meiner Mutter drehte sich um diese Hochzeit und ihren neuen Ehemann, und ich war nichts weiter als ein Nachgedanke.

Nachdem ich mich wieder in meine Jeans und meinen Pullover umgezogen hatte, schlich ich mich davon, meine Mutter zu sehr von Cassandra abgelenkt, um mein Fehlen zu bemerken. Die kühle Abendluft war ein willkommener Kontrast zur stickigen Boutique. Ich atmete tief durch und versuchte, meine Gedanken zu klären, während ich mich auf den Weg zur Bushaltestelle machte.


Die Busfahrt nach Hause war ruhig, abgesehen von gelegentlichem Geplapper der Passagiere. Ich starrte aus dem Fenster und sah die Lichter der Stadt vorbeiziehen, während ich die Ereignisse des Tages noch einmal durchging. Aber ein Moment stach besonders hervor – der Moment, als ich mit Matteo Moretti zusammengestoßen war.

Seine tiefblauen Augen, das spöttische Lächeln, das an seinen Lippen zog, die mühelose Selbstsicherheit, die er ausstrahlte. Ihr Stiefonkel, hatte er sich vorgestellt, als ob der Titel amüsant wäre. Da war etwas an ihm – etwas Gefährliches, aber unbestreitbar Fesselndes.

Wer genau war Matteo Moretti?

Als ich zu Hause ankam, ging ich sofort in mein Zimmer, um dem Chaos meiner Familie zu entkommen. Meine kleine Wohnung, obwohl bescheiden, war mein Zufluchtsort. Ich zog meine Schuhe aus, streckte meine schmerzenden Füße und setzte mich vor meinen Laptop.

Neugier nagte an mir, als ich Moretti Familie in die Suchleiste tippte.

Der erste Artikel, der auftauchte, ließ meinen Atem stocken.

Das Moretti-Imperium: Von kleinen Anfängen zum Milliardenerfolg.

Ich klickte darauf und ließ meine Augen über die Seite wandern.

Die Moretti-Brüder, bekannt für ihre strenge Kontrolle über eine Kette exklusiver Nachtclubs und Fünf-Sterne-Restaurants, haben ein Imperium im Wert von Milliarden aufgebaut...

Meine Augenbrauen zogen sich zusammen. Brüder? Ich scrollte weiter.

Matteo Morettis Gesicht erschien auf dem Bildschirm—ein markantes Kinn, pechschwarzes Haar, gerade so unordentlich gestylt, dass es absichtlich wirkte, und diese durchdringenden saphirblauen Augen. Aber etwas stimmte nicht. Der Artikel erwähnte Drillinge, doch es gab nur Fotos von Matteo. Keine Bilder, keine Namen, nichts über die anderen beiden.

Ich runzelte die Stirn und klickte auf einen weiteren Artikel. Dasselbe—Erwähnungen von drei Brüdern, aber nur Bilder von einem. Das ergab keinen Sinn.

Warum stand nur Matteo im Rampenlicht? Was verbargen die anderen beiden?

Ein Schauer lief mir über den Rücken. Es war fast, als ob sie gar nicht existierten.

Ich ging tiefer und fand mehr Informationen über ihre Geschäfte. Hochklassige Nachtclubs, Fünf-Sterne-Restaurants, exklusive private Veranstaltungen. Die Morettis waren nicht nur reich. Sie kontrollierten ein weitreichendes Netzwerk aus Macht, Wohlstand und Geheimnissen.

Dann erregte eine kleine Erwähnung am Ende eines Artikels meine Aufmerksamkeit.

Die Moretti-Familie wurde mit illegalen Geschäften in Verbindung gebracht, obwohl nie konkrete Beweise aufgetaucht sind...

Mein Herz raste, als ich mich in meinem Stuhl zurücklehnte. Worin habe ich mich da hineingeritten?

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Ich schloss meinen Laptop, atmete langsam aus und rieb mir die Schläfen. Die Last von allem lastete auf meinen Schultern. Ein Stiefvater, dem ich nicht traute, eine Mutter, die vor Liebe blind war, und nun ein Stiefonkel mit zu vielen Geheimnissen.

Ich stand auf und ging zum Fenster, mein Blick schweifte über die Skyline der Stadt. Irgendwo da draußen lebte Matteo Moretti im Luxus, völlig ahnungslos, dass ich versuchte, ihn zu durchschauen.

Aber ich war mir nicht sicher, ob ich ihn durchschauen wollte.

Ich seufzte und wandte mich ab, schob diese Gedanken beiseite. Stattdessen richtete sich mein Geist auf die Arbeit.

Ich war heute nicht in meiner Tierklinik gewesen. Sarah, meine Assistentin, hatte mir versichert, dass alles in Ordnung war, aber nichts ging über die Präsenz vor Ort. Die Tiere gaben mir ein Gefühl der Sicherheit, ihr Vertrauen in mich war rein und unerschütterlich.

Ich dachte an den Golden Retriever, der gerade einen Wurf Welpen zur Welt gebracht hatte. Ich hatte letzte Woche bei der Geburt geholfen und vermisste die sanften Wimmern und winzigen Pfoten, die nach Wärme suchten. Dann war da noch Oliver, der mürrische orangefarbene Kater, der sich nach Monaten der Behandlung seines verletzten Beins endlich an mich gewöhnt hatte.

Ich seufzte und spürte bereits den Drang, dort zu sein. Morgen würde ich mich in die Arbeit stürzen. Ich würde die Morettis vergessen, Matteo vergessen und mich auf das konzentrieren, was wirklich zählte.

Als ich ins Bett schlüpfte, stieß ich einen müden Seufzer aus. Mein Kissen fühlte sich kühl an meiner Wange an, während die Erschöpfung an mir zog. Doch kurz bevor der Schlaf mich übermannte, flackerte ein vertrautes Gesicht in meinem Geist auf—dunkle Augen, ein neckisches Grinsen und ein beunruhigendes Gefühl des Geheimnisses.

Matteo Moretti.

Und egal, wie sehr ich es versuchte, ich konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass dies erst der Anfang war.

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