




Kapitel 2: Eine schmerzhafte Reise
Perspektive von Scarlett
„Was habe ich dir getan?“ schrie ich, meine Stimme heiser und verzweifelt nach einer Antwort, nach einem Anzeichen von Menschlichkeit von meinem Vater's Beta. Aber Davids Gesicht war kalt wie Stein, ohne jegliche Spur von Empathie. Er sah mich nicht einmal an.
Mit mechanischer Gleichgültigkeit nahm er einen Aktenkoffer vom bärtigen Mann und wandte mir den Rücken zu, als wäre ich bereits eine ferne Erinnerung. Ich biss die Zähne zusammen und schwor mir still, dass ich, wenn ich das überlebte, eines Tages zurückkommen und ihn jede Unze des Verrats spüren lassen würde, die er mir gegeben hatte.
Ich spürte den unnachgiebigen Biss des Silbers an meinen Handgelenken und Knöcheln, das mich fesselte und jede Möglichkeit, die ich vielleicht gehabt hätte zu entkommen, zunichte machte. Die Männer stießen mich in den hinteren Teil des Lastwagens, wo zwei andere Fremde mich mit grausamer Stärke festhielten. Ich wusste, dass ich gegen sie keine Chance hatte. Ich war hilflos und gezwungen, alles zu ertragen, was als nächstes kam.
Die Fahrt zog sich hin, und die Luft wurde mit jedem Kilometer kälter. Ich hatte keine Kleidung, um mich vor der Kälte zu schützen, keinen Wolf, um mein Blut zu wärmen. Schließlich begann mein Körper unkontrolliert zu zittern, jeder Schauer schnitt tiefer in meine verletzte Haut.
Einer der Männer schien Mitleid mit mir zu haben und warf eine schmutzige, zerschlissene Decke über meine Schultern. Ich klammerte mich daran, trotz ihres Drecks, dankbar für jeden kleinen Trost. Meine Haut brannte von den Wunden, die ich gesammelt hatte, und ich wusste, dass sie ohne die Kraft meines Wolfs länger brauchen würden, um zu heilen. Ich betete still, hoffend, dass sie nicht schlimmer werden würden.
An einer Tankstelle zerrten sie mich aus dem Lastwagen und warfen mich auf den kalten Boden. Der bärtige Mann kam mit einer Flasche Wodka auf mich zu, und bevor ich mich darauf vorbereiten konnte, goss er die brennende Flüssigkeit über meine offenen Wunden. Ein blendender, stechender Schmerz durchzog mich, und ich biss fest auf meine Lippe, um nicht zu schreien.
„Kann keine beschädigte Ware zu meinen Alphas bringen“, höhnte er, sein Grinsen offenbarte eine Reihe gelber, verfaulter Zähne. Ich wandte meinen Kopf ab und weigerte mich, ihm die Genugtuung zu geben, meine Reaktion zu sehen. Die anderen Männer blieben still, ihre Gesichter ausdruckslos, als wäre dies nur eine weitere Aufgabe, die zu erledigen war.
Nach einer gefühlten Ewigkeit schoben sie mich zurück in den Lastwagen und wickelten die schmutzige Decke wieder um mich. Und wir fuhren weiter, tiefer ins Unbekannte, weiter weg von dem Leben, das ich einmal kannte, in eine Dunkelheit, aus der ich noch keinen Ausweg sehen konnte.
Ich würde nicht weinen. Weinen würde ihnen nur meine Angst, meine Schwäche zeigen. Aber innerlich zerbrach ich, ein Teil von mir starb mit jedem Kilometer. Ich hatte Angst vor dem, was mich erwartete. Ich hatte, törichterweise, gedacht, dass ich mit dem Tod meines Vaters endlich frei sein würde, dass sein Schatten mich nicht länger ersticken würde. Aber stattdessen hatte sein Tod einen neuen Albtraum entfesselt, einen, der dunkler und kälter war als alles, was ich je gekannt hatte.
Ich hatte keine Ahnung, wohin sie mich brachten, aber ich konnte fühlen, wie die Temperatur stetig sank, die Luft bissig und scharf. Wir bewegten uns nordwärts, in Regionen, von denen ich nur flüsternd gehört hatte. Ich war noch nie im Norden gewesen, hatte nie seine gefrorenen Wälder durchschritten oder seine rauen, eisigen Winde geatmet.
Jetzt war ich gefangen, halbnackt, barfuß, mit Silber gefesselt, das wie langsames Gift auf meiner Haut brannte, und gezwungen, in eine völlig unbekannte Welt zu reisen.
Der Lastwagen schien ewig zu fahren, die Straße dehnte sich endlos. Mein Körper war erschöpft, und irgendwann muss ich in einen unruhigen Schlaf gefallen sein, nur um unter der schmutzigen Decke zitternd aufzuwachen. Der Hunger nagte an mir, eine scharfe Erinnerung an meinen schwachen Zustand, aber ich bemerkte ihn kaum unter dem schweren Gewicht der Angst.
Ich war gelähmt vor Angst, ein Gefühl, das mich jedes Mal überkam, wenn ich daran dachte, dass ich vielleicht nie entkommen würde. Je weiter wir reisten, desto unmöglicher schien diese Hoffnung. Das Silber brannte in meine Haut, jede Sekunde zeichnete mich tiefer, und selbst ohne einen Wolf konnte ich seinen unerbittlichen Stich spüren.
Endlich kam der Lastwagen ruckartig zum Stillstand, und einer der Männer bellte mich an, auszusteigen. Meine Beine waren taub und zittrig, als ich aus dem Lastwagen stolperte, und der plötzliche Stich der Kälte gegen meine nackten Füße schockierte mich. Schnee. Ich stand auf Schnee.
Die bittere Kälte schnitt durch mich, schärfer als alles, was ich je gefühlt hatte. Die Welt um mich herum war in das gespenstische Licht eines Vollmonds getaucht, warf blasse Schatten über eine Landschaft, die der üppigen Vegetation, die ich zu Hause gekannt hatte, beraubt war. Hier standen die Bäume spärlich, ihre Äste kahl und verdreht wie Skelette gegen den Nachthimmel.
Dann, ohne Vorwarnung, zog jemand heftig an der Kette, die um meine Handgelenke gewickelt war, und ich fiel nach vorne, schlug auf den gefrorenen Boden. Der Aufprall erschütterte mich, meine Knie schrammten schmerzhaft gegen die eisige Oberfläche. Ich blickte auf, schluckte schwer und schmeckte den eisernen Geschmack der Angst in meinem Mund.