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Kapitel 5

AVA

Das Knurren war nicht nur eine Warnung. Es war ein Versprechen des Todes.

Es kam aus der Dunkelheit, tief und kehlig, und es ließ mich erstarren. Mein Körper weigerte sich zu gehorchen, mein Wolf schwieg, als würde er sich tief in mir verkriechen. Ich nahm kaum wahr, wie Logan sich vor mich stellte, sein Wolf bereits hervortretend, um dem entgegenzutreten, was dort draußen war.

„Bleib hinter mir“, bellte er, seine Stimme scharf, durchdringend die Angst.

Aber ich war nicht sicher. Die glühenden roten Augen, die aus den Schatten auftauchten, verrieten mir das. Was auch immer es war, es war nicht nur ein Streuner. Es war nicht zufällig hier.

Es jagte. Und ich war seine Beute.

Der Streuner bewegte sich schneller, als ich blinzeln konnte. Logan sprang mitten im Angriff auf ihn zu, ihre Körper prallten mit einem ekelerregenden Knirschen aufeinander. Die Wucht des Aufpralls warf mich rücklings zu Boden, meine Handflächen schrammten über den Waldboden.

Ich rappelte mich auf, aber meine Beine waren schwach, zitternd. Die Szene vor mir war chaotisch – ein Wirbel aus Fell, Krallen und Blut. Logan kämpfte, sein Wolf unerbittlich, während er das Wesen aufschlitzte.

Aber es war nicht genug.

Der Streuner lachte. Ein dunkles, kehliges Geräusch, das mich bis ins Mark erschütterte. Sein Körper kräuselte sich, wuchs größer, seine Krallen wurden schärfer. Logan griff erneut an, aber der Streuner ahnte jede Bewegung voraus und schlug ihn beiseite, als wäre er nichts.

„Logan!“ schrie ich, Panik durchzuckte mich, als sein Wolf gegen einen Baum prallte und sich nicht mehr bewegte.

„Ava, lauf!“ Landons Stimme kam von hinten. Ich drehte mich um und sah ihn, Lucas und Liam heranstürmen, ihre Wölfe wild entschlossen.

Für einen Moment flammte Hoffnung in meiner Brust auf. Sicherlich könnten sie es gemeinsam besiegen.

Aber der Streuner war nicht gewöhnlich. Er war nicht wie alles, dem wir zuvor begegnet waren.

Er riss durch sie hindurch. Ein Schlag seiner gewaltigen Krallen schleuderte Lucas durch die Luft, sein Wolf jaulte, als er auf den Boden aufschlug. Landon und Liam umkreisten ihn, versuchten aus verschiedenen Winkeln anzugreifen, aber der Streuner war zu schnell, zu stark.

Ich konnte nicht hier bleiben. Ich konnte nicht einfach zusehen, wie sie starben.

Ich drehte mich um und rannte, mein Herz hämmerte, die Lungen brannten, während ich durch den Wald preschte. Die Bäume verschwammen um mich herum, mein einziger Fokus war, so weit wie möglich wegzukommen.

Aber der Streuner folgte.

Ich konnte seine Schritte hören, schwer und bedächtig, lauter werdend mit jeder Sekunde. Er jagte mich nicht nur – er spielte mit mir.

„Nein, nein, nein!“ Ich stolperte, fiel hart auf meine Knie. Der Schmerz war scharf, aber die Angst war schärfer.

Er war in Sekunden bei mir. Ich spürte seinen heißen Atem auf meiner Haut, hörte das tiefe Knurren in seiner Kehle. Ich schloss die Augen, wartete auf den tödlichen Schlag.

Und dann stürzte sich Logans Wolf auf ihn, rammte den Streuner mit einer Wucht, die den Boden erzittern ließ.

Die anderen schlossen sich ihm an, ihre Wölfe unerbittlich, während sie angriffen. Blut spritzte über den Waldboden, und für einen Moment schien es, als könnten sie gewinnen.

Aber der Streuner war nicht fertig.

Er schleuderte sie mit einem wilden Gebrüll von sich, sein Körper kräuselte sich erneut, verwandelte sich in etwas noch monströseres. Seine glühenden roten Augen fixierten mich und ein kaltes Lächeln verzerrte sein Gesicht.

„Du wirst dir wünschen, ich hätte dich heute Nacht getötet“, sagte er, seine Stimme tief und unheimlich.

Dann verschwand er, tauchte in die Schatten ab, als wäre er nie da gewesen.

Logan verwandelte sich zurück, sein Körper gezeichnet und blutend, als er taumelnd auf mich zukam. „Ava, bist du verletzt?“

Ich schüttelte den Kopf, Tränen strömten über mein Gesicht, während ich mich an ihn klammerte. „Was war das, Logan?“

Sein Kiefer verspannte sich, sein Blick hart. „Etwas, das nicht existieren sollte.“

Der Wind heulte durch die Bäume, trug eine gespenstische Stille mit sich. Ich schauderte, fühlte das Gewicht seiner Worte auf mir lasten.

Und dann sagte Logan, was ich bereits befürchtete.

„Es ist nicht vorbei, Ava. Nicht einmal annähernd.“

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