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Kapitel 3

Harpers Verstand war völlig leer, unfähig, irgendetwas zu verarbeiten.

Wie konnte es sie sein? Warum musste es sie sein?

Emily zeigte ein süßes Lächeln und sagte: „Lange nicht gesehen, Schwesterchen.“

Sie betonte das letzte Wort absichtlich.

Ein kalter Funke flackerte in Harpers Augen.

Emily war die uneheliche Tochter, die ihr Vater versteckt gehalten hatte, nur in die Familie geholt, als sie acht Jahre alt war. Welches Recht hatte sie, sie Schwester zu nennen?

Harpers Augen verengten sich. „Was machst du hier?“

„Ich wollte nicht allein zu Hause bleiben“, sagte Emily mit einem verschmitzten Grinsen. „Harper, warum siehst du so überrascht aus, mich zu sehen?“

Bevor Emily auftauchte, dachte Harper, sie hätte das perfekte Leben – liebevolle Eltern, eine großartige Familie.

Aber als Emily zurückgebracht und als Teil der Orsini-Familie angekündigt wurde, zerbrach Harpers Traumleben.

Es war nicht nur, dass ihr Vater ihre Mutter betrogen hatte. Der eigentliche Schock war, dass Emily nur ein paar Monate jünger war als sie!

Das bedeutete, dass ihr Vater, während ihre Mutter mit ihr schwanger war, bereits eine andere Frau geschwängert hatte.

Harper ballte die Fäuste und höhnte: „Ja, ich bin überrascht. Ich hätte nicht erwartet, dass das Erste, was du nach deiner Rückkehr aus dem Ausland tust, der Versuch ist, den Ehemann deiner Schwester zu stehlen!“

„Harper, sei nicht so hart. Wenn es damals nicht deine schmutzigen Tricks gewesen wären, wäre ich Alex' Frau!“ Emilys Stimme hatte einen kalten Unterton.

Emilys Ziel war klar: Alles zu nehmen, was Harper hatte.

Diese Bombe enthüllte die Wahrheit über Harpers und Alex' Ehe und ließ Harpers Gesicht erblassen.

Harper hatte damals eine Million Mal erklärt, dass sie es nicht getan hatte.

„Raus!“ Alex, der bisher geschwiegen hatte, sprach plötzlich. Seine kalte Stimme ließ Emily sofort aufrecht stehen.

Er sah Harper mit eisigen Augen an. „Ab heute wird Emily offiziell der Lavien-Gruppe beitreten.“

Harpers Augen weiteten sich ungläubig. Emily tritt der Lavien-Gruppe bei? Was ist mit ihrer Position?

Alex fügte hinzu: „Sie wird meine neue Sekretärin. Ab jetzt wirst du nur noch Assistenzarbeiten erledigen.“

Harpers Herz fühlte sich an, als würde es zerquetscht, der Schmerz breitete sich in ihrer Brust aus.

Sie starrte Alex an, ihre Stimme war voller Traurigkeit. „Das haben wir gestern nicht so besprochen.“

Alex' Gesicht war eiskalt. „Du bist immer noch die Chefassistentin. Ich habe versprochen, dass sich deine Arbeit nicht ändert.“

Alex hatte die Rollen von Sekretärin und Assistentin klar getrennt. Die Sekretärin kümmerte sich um seinen Zeitplan und persönliche Angelegenheiten, während die Assistentin sich um Arbeitsprojekte und Firmenaufgaben kümmerte. Das war seine Art, Harper aus seinem Privatleben zu drängen.

Emily trat vor und zog an Alex' Ärmel, sprach süß: „Alex, wie wäre es, wenn ich als Assistentin mit Harper arbeite? Sie kann mich einweisen.“

Alex' kalte Augen wurden ein wenig weicher, als er Emily ansah. „Du hast gerade erst in der Firma angefangen und musst noch viel lernen. Die Sekretärsposition ist nur der Anfang für dich.“

Harpers Herz schmerzte noch mehr.

Sie verstand die Botschaft klar und deutlich. Die Assistentenposition würde schließlich auch Emilys sein. Selbst wenn sie und Alex Vereinbarungen hatten, war Emily diejenige, die er wirklich liebte.

Sie verbarg die Traurigkeit in ihren Augen. Alex, der Wert auf Versprechen legte, würde sich wegen Emily ändern.

Emily verstand ebenfalls den Hinweis und sagte stolz: „Harper, bitte hilf mir, mich in der Firma zurechtzufinden.“

Harper runzelte die Stirn. „Ich habe heute viel zu tun.“

Sie hatte gerade abgelehnt, als sie Alex' kalten, unterdrückenden Blick spürte.

Alex fauchte: „Als Untergebene ist es deine einzige Aufgabe, die Befehle des Chefs zu befolgen!“

Harper konnte nur die Zähne zusammenbeißen und nicken. „Ja.“

Sie hob die Akten vom Boden auf, legte sie auf den Schreibtisch und ging schnell hinaus.

Emily folgte ihr dicht auf den Fersen.

Harper tat so, als hätte sie nichts bemerkt, und gab eine schnelle Führung durch die Abteilungen des Unternehmens.

„Das ist der Pausenraum, dort ist der Bürobereich und da drüben ist die Vorratskammer. Alle Regeln findest du in der Arbeitsgruppe des Unternehmens.“

Emily warf einen Blick auf ihre frisch manikürten Nägel und schenkte Harper dann einen sarkastischen Blick. „Ich bewundere dich manchmal wirklich. Du weißt, dass Alex dich nicht liebt, und trotzdem belästigst du ihn schamlos.“

Das traf Harper genau ins Herz.

Im Pausenraum, ohne Alex in Sichtweite, ließ Emily die Maske fallen.

Emily verzog ihre Lippen zu einem höhnischen Lächeln. „Verstehst du es nicht? Alex hat dir bereits viel Respekt entgegengebracht. Lass dich jetzt scheiden, und du könntest etwas Würde bewahren.“

Harper sah sie ruhig an. „Warum sollte ich mich scheiden lassen? Solange ich nicht unterschreibe, bleibst du immer die Ehebrecherin, und dein Kind wird ein uneheliches Kind sein, genau wie du. Ich habe tausend Wege, um dein Leben zur Hölle zu machen.“

Nicht geliebt zu werden, war Harpers wunde Stelle; ein uneheliches Kind zu sein, war Emilys.

Emily verzerrte vor Wut ihr Gesicht. Ohne nachzudenken, griff sie nach einem nahegelegenen Kaffee und warf ihn auf Harper.

„Schlampe, wie wagst du es, mich zu beleidigen!“ schrie Emily.

Harper reagierte schnell. Als Emilys Handgelenk sich hob, stieß sie zurück, wodurch der Kaffee über Emily verschüttet wurde.

Emilys perfektes Make-up und ihre Kleidung waren ruiniert.

„Harper, was machst du da?“

Ein wütender Männerruf ertönte von hinten. Bevor Harper sich umdrehen konnte, wurde sie heftig gestoßen. Sie fiel zu Boden, ihre Hand landete im heißen Kaffee. Der Schmerz ließ sie zusammenzucken.

Harper blickte auf und sah Alex' finsteres Gesicht, seine tiefblauen Augen glühten vor Wut.

„Ich...“ begann Harper, aber Emily unterbrach sie mit tränenreichen Worten. „Alex, es ist meine Schuld. Ich bin zu dumm, um Harpers Absichten zu verstehen. Sei nicht böse auf sie.“

Alex eilte zu Emily, überprüfte sie auf Verletzungen und warf Harper einen wütenden Blick zu. „Wenn du sie nicht herumführen wolltest, hättest du es sagen können. Keine Notwendigkeit für solche schmutzigen Tricks.“

Der Brand und der Sturz ließen Harper keuchen. Sie versuchte zu erklären: „Sie war diejenige, die zuerst versuchte, Kaffee auf mich zu werfen.“

Alex schnauzte: „Ich habe Augen.“

Die drei Worte ließen Harpers Gesicht noch blasser werden. Als sie sah, wie Alex mit Emily ging, durchzuckte sie erneut der stechende Schmerz in ihrer Brust. Wie konnte sie vergessen, dass Alex ihr nie glaubte?

Nachdem Alex ins Büro des CEO zurückgekehrt war, eilte ein Kollege herbei, um Harper aufzuhelfen. Alle respektierten ihre Hingabe zum Unternehmen.

„Frau Orsini, geht es Ihnen gut? Ist Ihr Handgelenk verstaucht?“

„Was ist heute mit Herrn Lavien los? Diese Frau spielt so offensichtlich Theater, und er sieht es nicht?“

„Vielleicht ist es einfach Bevorzugung?“

Angesichts der besorgten und neugierigen Blicke ihrer Kollegen rieb Harper ihr Handgelenk und zwang sich zu einem Lächeln. „Mir geht es gut. Es ist Arbeitszeit, alle zurück an die Arbeit.“

Nachdem sich die Menge zerstreut hatte, blickte Harper auf ihr Handgelenk.

Vom Kaffee verbrannt, war es geschwollen und rot.

Sie ballte schweigend die Faust. Ihre Kollegen überprüften ihre Verletzung, aber ihr Ehemann tat es nicht.

Harpers Handgelenk war schlimmer als gedacht. Sie nahm sich zwei Stunden frei, um ins Krankenhaus zu gehen.

Gerade als sie das Unternehmen verlassen wollte, kam Caden, umgeben von einer Gruppe Menschen, gemächlich auf sie zu.

Heute war er in einem hellgrauen Freizeitoutfit gekleidet, seine Gesichtszüge auffallend attraktiv und seine Statur beeindruckend groß. Ein funkelnder Ohrring zierte sein rechtes Ohr und verlieh ihm eine Aura lässiger Eleganz.

Als er Harper näherkommen sah, erhellten sich seine braunen Augen mit einem Lächeln.

„Harper, es geht um die Elikin Gruppe und die Lavien Gruppe im nächsten Quartal...“ Er hielt mitten im Satz inne, als er Harpers geschwollenes Handgelenk bemerkte, und sein Gesicht verdüsterte sich sofort.

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