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Kapitel 2

Harper war völlig schockiert.

In diesem Moment zerbrach ihr Herz, als sie die Nachricht hörte.

Trotz der laufenden Klimaanlage im Krankenzimmer spürte Harper eine eisige Kälte durch ihren Körper ziehen.

Sie starrte in Alex' kalte Augen und fragte mit zitternder Stimme: „Warum? Ist es wegen der Frau, die du vom Flughafen abgeholt hast?“

Es kostete sie alles, diese Worte herauszubringen.

Sie wusste, dass sie sich damit nur noch mehr Schmerz zufügen würde.

In fünf Jahren Ehe hatte sie Alex nie gesehen, wie er eine andere Frau so sanft behandelte.

Die einzigen zärtlichen Momente, die sie hatten, waren beim Sex.

Alex sah auf sie herab, seine himmelblauen Augen dunkel und düster. „Du weißt, wo die Scheidungspapiere sind. Unterschreib sie und bring sie mir.“

Harper's Hand, die unter der Decke verborgen war, war bereits zu einer Faust geballt.

Seit dem Tag ihrer Hochzeit lagen die Scheidungspapiere in der Nachttischschublade.

Alex hatte bereits seinen Namen unterschrieben; nur ihrer fehlte noch.

Harper glaubte hartnäckig, dass sie, wenn sie nur durchhielt, sein hartes Herz irgendwann zum Schmelzen bringen könnte.

Sie bot Alex ihr aufrichtiges Herz an und fühlte sich dabei völlig unbedeutend.

Alex schätzte es nicht nur nicht, sondern zerschmetterte ihr Herz ohne zu zögern.

Harper holte tief Luft und fragte, immer noch etwas widerwillig: „Gibt es wirklich keine Chance auf Versöhnung?“

Alex' Stirn legte sich leicht in Falten, ein Zeichen seiner Ungeduld.

„Sie ist zurück, also musst du Platz machen.“

Eine weitere gnadenlose Aussage.

In diesem Moment konnte Harper nicht einmal ein Lächeln erzwingen.

Sie hatte nicht den Mut zu fragen, wer diese Frau war.

Sie wusste schon lange, dass Alex jemanden tief in seinem Herzen liebte.

Jetzt, da diese Person zurück war, musste sie gehen.

„Ich kann die Scheidung akzeptieren, aber ich werde auf keinen Fall kündigen. Ich habe die Position der Chefassistentin bei der Lavien Group durch meine eigenen Bemühungen erreicht.“

Unterdrückend den Schmerz, versuchte Harper, ihren Ton ruhig zu halten.

Alex antwortete gleichgültig: „In Ordnung.“

Er warf einen Blick auf seine Uhr und sagte in einem geschäftsmäßigen Ton: „Du bist heute krank, also nimm dir einen Tag von deinem monatlichen Urlaub.“

Sie presste die Worte durch zusammengebissene Zähne heraus: „Okay.“

Nachdem er ihre Antwort erhalten hatte, drehte sich Alex um und ging ohne zu zögern.

Von Anfang bis Ende zeigte er keinerlei Besorgnis für Harper.

Harper schloss fest die Augen und hatte plötzlich das Gefühl, dass die letzten fünf Jahre völlig lächerlich gewesen waren.

Sie dachte, sie sei eine gute Ehefrau gewesen.

Alex war wählerisch beim Essen und hatte Magenprobleme, also lernte sie zu kochen, um seine Gesundheit zu pflegen, und plante jede Mahlzeit sorgfältig.

Als Alex das Unternehmen zum ersten Mal übernahm, waren die internen Konflikte schwerwiegend.

Während seine Onkel und Brüder verzweifelt versuchten, ihn von der CEO-Position zu stürzen, arbeitete sie hart daran, Aufträge zu sichern und Geschäfte für das Unternehmen abzuschließen.

Das extremste Mal war, als ein Kunde eine Flasche hochprozentigen Alkohol vor sie stellte.

Solange sie sie trank, würde der Auftrag ihnen gehören.

Harper trank die ganze Flasche ohne zu zögern.

Nachdem sie den Vertrag gesichert hatte, wurde sie ins Krankenhaus gebracht, um sich den Magen auspumpen zu lassen, und lag drei Tage im Koma.

Ihr Brustkorb schmerzte noch mehr.

Harper kämpfte sich aus dem Bett und sah die blasse und erschöpfte Frau im Spiegel an, fühlte einen Moment der Verwirrung.

War das noch sie?

Harper war sehr schön, besonders ihre Augen, mit grünen Pupillen, die so faszinierend wie die Tiefen des Ozeans waren.

Ihr kleines Gesicht hatte scharfe Züge, eine hohe Nasenbrücke und volle, hellrosa Lippen.

Doch nun waren ihre Augen voller Kummer und Erschöpfung.

Harper verbrachte den ganzen Tag im Krankenhaus, an eine Infusion angeschlossen, und Alex kam auch in dieser Nacht nicht zurück.

Am nächsten Tag schleppte sie ihren erschöpften Körper ins Büro.

Als Alex' Chefassistentin und persönliche Sekretärin hatte sie eine Menge zu bewältigen – nicht nur die Organisation aller Besprechungen und die Nachverfolgung verschiedener Projekte, sondern auch die ständige Anpassung von Alex' Zeitplan und die Sorge um seine Gesundheit.

Weil sie nur einen Tag gefehlt hatte, stapelten sich die Akten auf Harpers Schreibtisch bis zum Himmel.

Sie riss sich schnell zusammen, suchte ein paar dringende Akten heraus und klopfte an die Tür des CEO-Büros.

„Herr Lavien.“

Sie hatte diesen Job ursprünglich angenommen, um ihm näher zu sein.

Ihr Schreibtisch war nur eine Tür von Alex' Büro entfernt.

„Kommen Sie rein!“

Alex' Stimme war kalt.

Harper öffnete die Tür und sah eine herzzerreißende Szene, fast hätte sie die Akten aus der Hand fallen lassen.

Alex saß in seinem Bürostuhl, mit einer Frau auf seinem Schoß.

Die Frau hatte den Rücken zu Harper, sodass sie ihr Gesicht nicht sehen konnte.

Aber die Frau trug einen kurzen Rock und hatte lange, lockige Haare, und allein durch ihr Outfit war klar, dass sie attraktiv war.

„Alex, du bist so kühl, wenn du in der Firma bist. Ich finde, du siehst besser aus, wenn du lächelst.“

Die süße Stimme erinnerte Harper sofort an den Anruf von der Nacht zuvor.

Das Video, das am Flughafen aufgenommen wurde, war nicht klar, sodass sie das Gesicht der Frau nicht sehen konnte.

Aber jetzt, wo sie ihr persönlich gegenüberstand, fühlte Harper plötzlich ein seltsames Gefühl der Vertrautheit.

Alex sah sie mit hilflosen, aber sanften Augen an, „Ich arbeite.“

„Aber dein strenger Blick ist wirklich beängstigend.“

Die Frau schmollte und griff nach Alex' Krawatte.

„Deine Krawatte sieht heute schrecklich aus. Ich habe vergessen, dir zu sagen, dass ich gelernt habe, wie man eine Krawatte bindet, also kann ich das von jetzt an für dich übernehmen.“

Was sie beiläufig sagte, nahm Harper sich zu Herzen.

Harper hatte Alex fünf Jahre lang die Krawatten gebunden.

Es war eine kleine, glückliche Aufgabe zwischen einem Paar.

Aber die Art, wie diese Frau es sagte, war wie eine Reviermarkierung.

Es war mehr wie eine subtile, aber klare Mitteilung an Harper, dass sie draußen war.

Harper ballte schweigend die Akten in ihrer Hand, ihre Augen fest auf Alex gerichtet.

Er hatte ein schwaches Lächeln auf den Lippen und sah die Frau, die herumalberte, nachsichtig an.

Die Zärtlichkeit und Geduld in seinen Augen waren etwas, das Harper nie erhalten hatte.

„Du kannst nicht jeden Tag früh aufstehen, also wen werde ich finden, um meine Krawatte zu binden?“

Die Frau schmollte und sagte kokett, „Dann binde ich sie dir jede Nacht vor dem Schlafengehen, damit du am nächsten Tag direkt zur Arbeit gehen kannst.“

Er nickte zustimmend, sein Lächeln vertiefte sich, „Okay.“

Ihr Flirten war wie unsichtbare Nadeln, die Harpers Augen durchbohrten.

Alex war immer geschäftsmäßig mit Menschen und Angelegenheiten umgegangen.

Er hasste es, im Büro herumzualbern, aber jetzt...

Harper schluckte die Bitterkeit in ihrer Kehle hinunter, „Herr Lavien, das sind die Akten, die bearbeitet werden müssen.“

Sie nahm all ihren Mut zusammen und machte einen Schritt nach vorne, aber als die Frau sich umdrehte, fielen Harpers Akten plötzlich zu Boden.

Sie starrte ungläubig auf das vertraute Gesicht.

Es war niemand anderes als die uneheliche Tochter ihres Vaters, ihre Halbschwester.

Emily Orsini.

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