




Kapitel 7
Es war die dunkelste Stunde der Nacht.
Das Royal Oasis Hotel.
Der spezielle Aufzug "dingte", als er sich im obersten Stockwerk des Hotels öffnete.
Michael trat schnell aus dem Aufzug.
Nach einem Abendessen zeigte sein exquisit schönes Gesicht einen Hauch von Müdigkeit, möglicherweise vom Trinken.
Doch er verbarg es sehr gut.
Ein grober Mann folgte respektvoll hinter ihm.
"Herr, mehrere Firmen haben mir heute Abend auf dem Bankett Baupläne gegeben und gebeten, dass Sie sie persönlich ansehen..."
Matthew Reynolds, mit einem dicken Stapel Papiere in der Tasche, schaute vorsichtig zu Michael.
Wer hätte gedacht, dass der Herr nicht einmal ein Augenlid hob.
Matthew sagte schnell in einem demütigen Ton, "Es tut mir leid, Herr. Ich weiß, dass das gegen die Regeln ist. Schließlich ist das 'X'-Projekt sehr wichtig für Sie..."
"Wenn du das weißt, warum machst du dir dann die Mühe?" Michaels tiefe und wohlklingende Stimme kam träge durch und unterbrach Matthews Worte kalt.
"Aber jetzt kämpfen zu viele Firmen darum, das 'X'-Projekt in die Hände zu bekommen. Sie konkurrieren heftig, und der alte Herr scheint unzufrieden zu sein..." Matthew leugnete nicht, dass die Firmen, die ihm die Papiere gegeben hatten, vom alten Herrn, Michaels Großvater, ernannt worden waren.
"Das ist sein Problem, wenn er unzufrieden ist!" Michael schnaubte und ging weiter den Hotelkorridor entlang.
Matthew wagte es nicht, die Papiere herauszunehmen, die er bei sich trug, und folgte dicht hinter dem Herrn.
Nervös sagte er, "Herr, kommen Sie heute Nacht nicht zurück? Der alte Herr sagte, dass Ruby Collins kommen würde und bat Sie, zurückzukommen..."
Die Schritte stoppten plötzlich.
Die Luft wurde kalt!
Offensichtlich hatte Matthews ständige Erwähnung des alten Herrn Michael verärgert.
Michael warf Matthew einen kalten Blick zu.
"Ist das das dritte Mal, dass du es erwähnst? Matthew, bist du mein Untergebener oder sein Schoßhund?"
Seine langen, schwertähnlichen Augenbrauen zuckten unzufrieden.
Aber sie verschwanden schnell wieder und kehrten zu seiner üblichen eisigen Kälte zurück.
Die Bedeutung hinter seinen Worten war, dass er es kein viertes Mal hören wollte!
Matthew senkte entschuldigend den Kopf. Es schien, dass der Herr heute Nacht nicht zurückkehren würde.
"Es tut mir leid, Herr. Ich habe mich im Ton vergriffen."
Nachdem er Michael viele Jahre gefolgt war, kannte Matthew seinen Temperament gut.
Wann immer er daran dachte, vom alten Herrn gescholten zu werden, bekam Matthew Kopfschmerzen.
Michaels schmale, phönixartige Augen blickten auf Matthew, der so elend aussah.
Dann setzte er seine Schritte fort.
Bis er zur Tür der Präsidentensuite ging, kräuselten sich seine Lippen leicht, als er sagte:
"Wenn er mich wieder drängt, sag einfach, ich hätte mich beim heutigen Abendessen betrunken."
Matthew richtete sich auf und zeigte endlich ein dummes Lächeln auf seinem ernsten Gesicht.
Er hatte nicht erwartet, dass sein Herr ihm helfen würde.
"Ja, Herr!" Matthew zog hastig die Zimmerkarte heraus. "Ich öffne Ihnen die Tür."
Klick.
Die schwere Tür aus violettem Sandelholz öffnete sich automatisch.
Die große Gestalt von Michael betrat den Raum.
Matthew stand an der Tür, zitternd und sich zusammenziehend.
"Ähm, Herr... Andrew hat mich gebeten, Sie daran zu erinnern, dass er diesen Monat die sechste Klasse der Grundschule abgeschlossen hat... also, Herr, sollten Sie Andrews Haustier freilassen. Sie haben es schon einen Monat lang eingesperrt..."
Er war erst fünf Jahre alt, und andere Kinder hatten noch nicht einmal die Grundschule begonnen.
Aber Andrew hatte die Grundschule bereits abgeschlossen.
Es war wirklich das hervorragende Erbe der Johnson-Familie.
Matthew bewunderte ihn zutiefst.
Michael hob leicht die Augenbrauen.
Er warf Matthew einen Blick zu und seine Lippen weichten unmerklich auf. "Ach ja! Dieser kleine Junge weiß jetzt, wie man mich erpresst?"
"Oh nein, Andrew würde das niemals wagen. Es ist nur so, dass die einmonatige Frist abgelaufen ist, und er hat mich gebeten, Sie daran zu erinnern, Herr..."
Matthews Stirn war mit kaltem Schweiß bedeckt.
In den letzten Jahren hatte er nie die Beziehung zwischen dem Herrn und dem jungen Herrn Andrew durchschaut.
Er hatte Angst, dass das falsche Wort ihre Vater-Sohn-Beziehung beeinträchtigen könnte.
Obwohl Matthew über seinen eigenen leiblichen Sohn sprach, war in Michaels kaltem Blick keine Emotion zu erkennen.
Er presste nur die Lippen zusammen, nickte und sagte: "Dann lass sein Haustier raus..."
Matthew war überglücklich, "Ja, ich werde es sofort tun..."
"Nur für einen halben Tag!" Michael fügte kalt zwei Worte hinzu. "Lass ihn nur einen halben Tag spielen, und dann sperr es wieder ein."
Matthew zwang sich zu einem Lächeln.
So anspruchsvoll.
Aber er wagte es nicht, den Wünschen des Herrn zu widersprechen.
"Ja, Herr! Ruhen Sie sich aus, ich werde mich zurückziehen."
Ach, armer junger Herr Andrew.
Sein Haustier war auch bedauernswert...
Aber der bedauernswerteste war er selbst. Wie sollte er dem jungen Herrn Andrew erklären, wenn er zurückkam?
Die Tür schloss sich.
In der luxuriösen Präsidentensuite kehrte wieder Stille ein.
Michael schaltete das Licht nicht ein.
In diesen Jahren schien er sich daran gewöhnt zu haben, im Dunkeln zu leben.
Selbst wenn das Zimmer luxuriös war, war es dasselbe, wenn das Licht ausgeschaltet war.
Er zog seine Schuhe aus und ging in Richtung Badezimmer, während er seine Kleidung ablegte.
Mit seinem nackten, muskulösen Körper trat er ins Badezimmer.
Er drehte den Duschkopf auf.
Wasser floss wie ein Wasserfall und wusch seinen ganzen Körper...
Vielleicht hatte er auf dem Bankett zu viel getrunken, nachdem Michael geduscht hatte.
Er tastete sich im Dunkeln ins Schlafzimmer.
Mit nichts am Körper legte er sich auf das große Bett.
Er bemerkte nichts Ungewöhnliches, nur einen vertrauten, aber fernen Duft...
Der Alkohol raubte ihm allmählich das Bewusstsein.
Bald fiel er in einen tiefen Schlaf...
In der tiefen späten Nacht.
"Mm... uh..."
Ein leises Geräusch schien in Michaels Traum einzudringen.
Er schnappte plötzlich nach Luft!
Die Rationalität und Ruhe vieler Jahre waren wie ein eingesperrter Tiger, der freigelassen wurde.
Er öffnete plötzlich die Augen -
Klick!
Das Licht ging an!
Ein zartes und weiches Wesen, wie eine knochenlose Meerjungfrau, schlang sich träge um seinen starken Körper.
Diese Szene durchbohrte tief seine dunklen Pupillen.
"Raus!"