




Kapitel 5: Interne Kämpfe
Nach ihrer katastrophalen Vision von der Mondmutter durchzog eine unbehagliche Spannung das Rudelgelände. Mit einer heimtückischen neuen Bedrohung am Horizont hatten die Angriffe der Thornridge-Rivalen auf ihr Territorium sich verzehnfacht.
Es wurde für Jessica fast unmöglich, seltene Momente der Einsamkeit abseits der donnernden Flut von Schlachtplänen und Kampftraining zu finden. Selbst einfache Freuden wie das Wandern durch die Kiefernwälder, die ihr Bergheiligtum umgaben, waren nicht mehr sicher, da Thornridge-Späher überall herumschlichen.
An diesem frischen Herbstmorgen versuchte sie, neben dem plätschernden Bach in der Nähe des Höhleneingangs zu meditieren, während die Alphas nur knapp außer Sichtweite trainierten. Doch das harte Aufeinanderschlagen von Knochen und Felsen ließ sie zusammenzucken und störte ihre Konzentration.
"Lass dich nicht von ihnen aus der Ruhe bringen, Luna."
Jessica öffnete die Augen und sah Christopher, der sich lässig gegen einen nahegelegenen Felsstamm lehnte, sein sehniger Körper glänzte vor Schweiß und seine kraftvollen Oberschenkel spannten sich einladend an. Er zeigte dieses ungestüme Grinsen, voller katzenhafter Ungezogenheit und kaum gebändigter Intensität.
"Du musst diese lebendige Energie fokussieren." Seine Stimme senkte sich zu einem rauen Timbre, das vor unverkennbarer Andeutung vibrierte. "Atme tief ein und lass sie in dir aufbauen..."
Langsam zog er eine schwielige Fingerspitze über die weiche Haut ihres inneren Unterarms, was ein elektrisierendes Kribbeln bis hinauf zu Jessicas Wirbelsäule auslöste. Sie konnte die magnetische Anziehungskraft dieses jüngsten, ungebundensten Alphas nicht leugnen, selbst wenn er völlig dreist war.
Mit einem sanften Seufzen der Ermahnung zog Jessica ihre Hände zurück in ihren Schoß, konnte es aber nicht lassen, einen herausfordernden Blick zu werfen. "Vorsicht, Alpha. Diese Luna könnte zu viel Energie für dich sein."
Christophers waldgrüne Augen glühten köstlich bei ihrem neckischen Mut. "Genau darauf zähle ich, Schöne."
Bevor sie sich weiter in ihrem prickelnden Wortgeplänkel verlieren konnte, zerriss ein donnerndes Brüllen den berauschenden Moment. Sie drehten sich um und sahen einen wütenden James auf sie zukommen, die anderen im Schlepptau, die Knöchel um den Griff seines Schwertes weiß vor Anspannung.
"Wir haben ein Problem," stieß er hervor, die Brust vor unterdrückter Gewalt bebend. "Und dieses Mal wird es nicht verschwinden."
Jessica spürte, wie die Angst ihr die Kehle hinaufkroch, als sie das Blut auf den Torsos der anderen Alphas und die gezogenen Waffen sah. Matthew stützte Daniels imposante Gestalt, der eine widerliche Wunde am Bauch hatte, aus der Blut sickerte.
"Was zum Teufel ist passiert?" keuchte sie, Angst und Dringlichkeit durchdrangen jede ihrer Nerven.
"Wir wurden überfallen!" spuckte Michael, immer taktisch, aber offensichtlich erschüttert von diesem Einbruch. "Ein schlampiger Anfängerfehler. Wir haben für einen Moment die Wachsamkeit verloren—"
"Und diese Thornridge-Abschaum sind massenhaft von den Gipfeln herabgestiegen," knurrte Andrew und wischte frisches Blut von seiner Schläfe. "Beinahe hätten sie David den Kopf abgeschlagen, bevor wir uns sammeln konnten."
Instinktiv suchten Jessicas panische Augen ihren sanften Alpha, die Panik stieg, bis sie ihn ein schwaches Nicken der Beruhigung geben sah. Sie sank vor tiefer Erleichterung zusammen, nur um von einer neuen Art von Alarm erfasst zu werden.
Diese Angriffe zerrissen das Gefüge ihres Rudels. Bereits jetzt brodelten Misstrauen und Vorwürfe in den wilden Blicken, die die Alphas einander durch die noch immer pulsierende Kampflust zuwarfen.
Sie verloren ihre Einheit, ihre Stärke als eine verbundene Kraft. Und Jessica wusste genau, warum – das ätzende Fieber der Gewalt trieb sie auseinander, genauso sicher wie ihr unersättliches Verlangen nach ihr sie zusammenband. Diese eskalierende Fehde könnte sie von innen heraus spalten, bevor eine neue Bedrohung überhaupt auftauchte.
Plötzlich sprang Christopher auf die Füße und durchbrach rücksichtslos die zwischen ihnen allen aufkeimende Intensität mit seinem charakteristischen Mut.
"Nun, ich weiß nicht, wie es euch Welpen geht," warf er mit einem wilden Grinsen heraus, die blutigen Knöchel flexend. "Aber ich könnte jetzt wirklich eine gute Rauferei gebrauchen, um den Druck abzubauen, bevor die nächste Welle kommt..."
Sein brennender Blick richtete sich auf Jessica, diese freche irische Ausstrahlung entfachte trotz der Umstände ein frisches Feuer der glühenden Sehnsucht in ihrem Inneren.
James ließ ein warnendes Knurren hören, doch unter der Hitze seines Blicks lag eine widerwillige Erlaubnis, als er seine Augen über die glühenden Züge seiner Luna gleiten ließ. Schließlich war es die Zuflucht in den Körpern ihrer Gefährten, die ihr Rudel so fest zusammenhielt. Vielleicht konnte diese berauschende Vereinigung die aufkeimende Unruhe zwischen ihnen erneut besänftigen.
Als die Alphas in einem Schwall von schmerzhaften Berührungen und suchenden Mündern auf sie herabstürzten, ergab sich Jessica diesem sengenden Rhythmus der Wiederverbindung. Ihre Instinkte wussten, dass solange sie ihr strahlendes, unantastbares Herz der Begierde blieb, ihre Bindung niemals vollständig brechen würde – egal welche Gewalttaten versuchten, sie auseinanderzureißen.
Gekleidet in die Leidenschaft und Stärke ihrer Gefährten, war sie ihre Bastion der Hoffnung, ihr ewiges Band zum Licht.
Nach dem Thornridge-Hinterhalt, der sie beinahe zerschmettert hätte, war das Rudel gieriger denn je darauf, die Vorherrschaft über ihr Territorium zurückzuerlangen. Ihre gesteigerte Wildheit fegte wie eine unaufhaltsame Flut von Spannung und Blutdurst durch das Gelände.
Tagelang führten sie unaufhörliche Übungen, Jagdtrainings und Kampfsimulationen durch, die ihre beeindruckenden Fähigkeiten in unerforschte Höhen der Brutalität trieben. Das Geräusch von zerbrechenden Knochen, reißendem Fleisch und entfesselten Gebrüll wurde zur donnernden Hymne ihres Bergheiligtums.
Mit den Alphas, die auf diesem haarscharfen Niveau räuberischer Intensität operierten, wurde Jessicas Anwesenheit als ihre strahlende Luna immer wichtiger – ihre einzige Zuflucht von Sanftheit, Mitgefühl und sengender Einheit. Wenn sie sich durch ihre Reihen bewegte, verblassten die Wellen eisiger Bedrohung und wurden durch die sirupartige Hitze männlicher Wertschätzung und fleischlicher Begierde ersetzt.
Sie verschlangen sie mit begehrlichen Blicken, inhalierten den honigsüßen Duft, der sie selbst nach Stunden, in denen sie ihre üppigen Kurven verwüstet hatten, immer wieder erregte. Jessica blühte in dem brennenden Fieber auf, das Objekt ihrer Verzückung zu sein, ihr nährender Herd inmitten der gnadenlosen Flut der Gewalt, die sie alle verschlang.
Es war in einer dieser seelenheilenden Pausen, als sie gesättigt und schnurrend in James' Armen lag, dass die schreckliche Vision sie erneut mit der grausamen Klarheit der Mondmutter ergriff.
Der Waldhof, in dem sie sich als Gefährten verbunden hatten, explodierte in einem Wirbel aus Flammen und aufgerissener Erde. Jessica krampfte sich gegen ihren Alpha, kratzte sich an den Schläfen, während Schnappschüsse des Schreckens blitzschnell durch ihren Geist flackerten—
Ein grinsender Kultführer, die Haut mit rituellen Narben übersät und schwefel-schwarze Augen. Das Singen menschlicher Jünger, blutgetränkt und in kranker Verzückung schwankend. Sieben kopflose Alpha-Körper, um einen blasphemischen Altar aus menschlichen Knochen aufgespießt, deren übler Gestank ihr die Nasenlöcher verätzte...
"Jessica!" brüllte James, seine verzweifelten mahagonifarbenen Augen kämpften darum, sie zu ihm zurückzubringen, während ihre durchdringenden Schreie die Luft zerrissen. "Kämpfe dagegen an, Luna! Lass sie dich nicht von mir wegnehmen!"
Die anderen umringten sie in einem Wirbel aus Rufen und Bewegung, aber Jessica war in der gnadenlosen Trance der Mondmutter verloren. Ihr Schrei erreichte einen Höhepunkt reiner, animalischer Angst, als eine letzte Szene sich in ihr Bewusstsein brannte—
Die Köpfe ihrer geliebten Gefährten, zusammengebunden an einer obszönen Leine aus pulsierenden menschlichen Eingeweiden, gezwungen, Zeuge zu sein, wie sie rituell in einem Flammenmeer geopfert wurde...
"NEIN!!!!"
James' Brüllen detonierte über den Hof, hallte durch jeden Stein und Baum wie das rachsüchtige Signal eines gefallenen Gottes. Jessica stürzte zurück in ihren Körper, sog Luft mit wilder Verzweiflung ein, während sie sich an ihn klammerte, gefangen in seiner muskulösen Umarmung.
Die Alphas umringten sie in einer wilden Barrikade, tiefe Knurren vibrierten in ihren Kehlen, als ihre räuberischen Sinne instinktiv gegen die unsichtbare Bedrohung mobilisierten, die das Gleichgewicht ihrer Gefährtin störte. Doch selbst ihre geballte Wildheit verblasste gegen die lähmende Angst, die Jessicas Knochen von Wärme und Vitalität leerte.
James drückte ihr Gesicht in die brennende Kurve seines Halses, ertränkte sie in seinem Alpha-Duft und der sengenden Bestätigung: "Was auch immer für eine üble Zauberei das war, ich werde sie in die Vernichtung zerschmettern."