




Kapitel 6 Er hat die Kontrolle verloren
Sebastians schroffe Art war in seiner knappen Redeweise deutlich zu erkennen. Er griff erneut nach seiner Kaffeetasse, nur um festzustellen, dass sie leer war. Ein Ausdruck des Missfallens huschte über sein Gesicht. "Gieß mir Wasser ein," befahl er.
Brooklyns Augen verengten sich verwirrt. Wasser einschenken? Sie war Ärztin, keine Krankenschwester. Doch angesichts seines sich verschlechternden Gesundheitszustands entschied sie sich, ihm ausnahmsweise nachzugeben. Sie füllte eine Tasse mit heißem Wasser und stellte sie auf den Tisch, wobei sie sanft warnte: "Es ist ziemlich heiß."
Sebastian reagierte jedoch nicht. Sein Blick glitt vom Saum ihres Kleides zur Tasse. Er fasste den Henkel und blies sanft auf das Wasser, bevor er es an seine Lippen führte. Seine mühelose Anmut fesselte Brooklyn, die ihn sprachlos anstarrte.
Sebastian war eine Legende in der Geschäftswelt, ein Magnet für Frauen, und Brooklyn war nicht immun gegen seine Anziehungskraft. Sie musste zugeben, dass dieser Mann einen einzigartigen Charme besaß, den man nicht nachahmen konnte. Sie stellte fest, dass sie tief für ihn empfand.
Sebastian war tief in seine Arbeit vertieft, und Brooklyn fand sich dabei wieder, mit ihm zu sympathisieren. Sie goss ihm Wasser ein, bereitete nächtliche Mahlzeiten zu und kümmerte sich vorsichtig um ihn. Ihn zu beobachten, bereitete ihr Freude.
Doch dann sah sie ihn mit Megan. Ihre offensichtliche Nähe verletzte Brooklyn zutiefst. Sie hatte gehofft, ihr Leben mit ihm zu verbringen, nur um zu sehen, wie er sich in eine andere verliebte. Sie schalt sich selbst für ihre Naivität.
Nachdem er sein Wasser ausgetrunken hatte, bemerkte Sebastian, dass Brooklyn immer noch im Raum verweilte. Er schenkte ihr ein Lächeln. "Sehe ich gut aus?" fragte er. Brooklyn schwieg. "Oder möchtest du vielleicht über Nacht bleiben?"
"Entschuldigung, aber Ärzte bieten diesen Service nicht an," antwortete Brooklyn, ihr Herz pochte bei seinen ungewöhnlichen Worten. Beeinflusste seine Krankheit auch seinen Geist? Entwickelte er eine Abhängigkeit in seiner Krankheit? Oder versuchte er, ihr seine Zuneigung zu zeigen?
Brooklyn holte tief Luft und bereitete sich darauf vor, anzubieten: "Wenn du möchtest, dass ich bleibe, kann ich dir Gesellschaft leisten." Doch Sebastian deutete zur Tür. "Wenn das nicht der Fall ist, geh sofort."
Wut flammte in Brooklyn auf. Sie war töricht gewesen, irgendwelche Illusionen zu hegen. Wortlos drehte sie sich um und verließ den Raum, ihre Tränen zurückhaltend. Trotz allem hatte sie nicht vollständig losgelassen. Ihr Herz schmerzte immer noch.
Sebastian warf seine Akten ungeduldig beiseite, sein Geist driftete zurück zu einem Vorfall vor drei Jahren. Megan hatte ihn eines Nachts angerufen und seine frisch angetraute Frau der Untreue beschuldigt. Skeptisch war Sebastian losgezogen, um nachzuforschen.
Er hatte gedacht, Brooklyn sei nur distanziert, noch nicht in ihn verliebt. Aber er hatte nie erwartet, dass sie ihn am zweiten Tag ihrer Ehe betrügen würde. Er hatte den Vorfall nie angesprochen, aber er hatte Brooklyn nie wieder berührt.
In den letzten drei Jahren war sie ruhig, objektiv und rational zu ihm gewesen, überhaupt nicht wie eine verliebte Frau. Es machte ihn wütend. Warum hatte er sich jemals in Brooklyns Persönlichkeit verliebt?
Jedes Mal, wenn er die Augen schloss, sah er nur Brooklyns gelassenes Lächeln. Also hatte er absichtlich Megans Freundlichkeit angenommen, in der Hoffnung, Brooklyn zu provozieren, damit sie seinen Schmerz verstand. Aber Brooklyn blieb unbeeindruckt.
"Stopp!" Sebastians scharfe Stimme hielt Brooklyn in ihren Spuren auf. "Du lässt mich gehen, ich gehe. Dann lässt du mich stoppen. Warum... ah!" Bevor sie fertig sprechen konnte, packte Sebastian ihr Handgelenk und zog sie zu sich.
Er blieb ruhig, als er auf Brooklyn herabblickte, sein Blick bohrte sich in ihren. "Brooklyn, was willst du?" verlangte er. Sie beeinflusste ihn ständig.
Warum hatte er zum Alkohol gegriffen? Warum arbeitete er bis spät in die Nacht? Warum war er von seinem Zuhause in eine Wohnung gezogen? Warum wechselte er häufig die Partner, erwähnte aber nie seine Verlobung? War sie blind? War sie dumm?
Brooklyn erwiderte seinen Blick und kicherte leise. "Du fragst mich? Herr Kingsley, ich würde dir gerne dieselbe Frage stellen." Er war mit unzähligen Models zusammen gewesen, hatte Megan mit Luxuswohnungen und Autos überschüttet, aber hatte er jemals an Brooklyns Gefühle gedacht?
Herr Kingsley? Sie hatte gelernt, ihn formell anzusprechen, genau wie alle anderen. Brooklyns ruhige Gleichgültigkeit machte Sebastian wütend. Er wünschte, er könnte ihr Herz herausreißen, um ihre Gedanken zu verstehen.
"Was ich will? Ich werde es dir zeigen!" Mit diesen Worten drehte Sebastian sie grob um und biss mit fast gewalttätiger Intensität auf Brooklyns Lippen.
"Ah... Sebastian!" schrie Brooklyn vor Schmerz. Das war ein Krankenhaus, ein Krankenzimmer. Sebastian, der Bastard!
Brooklyn, die seinen Namen rief, traf einen Nerv in Sebastians Herz. Nach drei Jahren hörte er endlich wieder, wie sie seinen Namen rief. Wenn diese Methode so effektiv war, worüber machte er sich dann noch Sorgen?