Read with BonusRead with Bonus

Kapitel 4

Die Morgensonne strömte durch die breiten Glasfenster und warf lange Schatten über Alexanders Büro. Lily saß ihm gegenüber, mit geradem Rücken und gefalteten Händen auf dem Schoß, aber ihr Herz schlug wild. Die Spannung im Raum war greifbar, und Alexanders stählerner Blick machte die Situation nicht einfacher.

„Diese Ehe“, begann Alexander, sein Ton so scharf wie ein Messer, „ist strikt auf anderthalb Jahre begrenzt. Es wird keine Romantik geben, und wir werden uns nicht in das Privatleben des anderen einmischen. Privatsphäre ist nicht verhandelbar.“

Lily nickte, ihr Hals zog sich zusammen. Sie hatte gewusst, dass dies kommen würde, aber es laut zu hören, machte es kälter und endgültiger. Sie zwang sich, seinem Blick standzuhalten, obwohl das Gewicht seiner Worte schwer auf ihrer Brust lastete.

Alexander ließ keine Gefühlsregung erkennen, als er fortfuhr: „Schließlich erwarte ich während dieser Zeit, dass du mein Kind zur Welt bringst. Wenn der Vertrag abläuft, werde ich das volle Sorgerecht übernehmen, und du wirst deine Zahlung erhalten. Ich nehme an, du hast die Bedingungen gestern gelesen und sie auch heute Morgen vor dem Kommen noch einmal durchgesehen.“

Die Aussage traf wie ein Schlag. Lily kämpfte darum, ihre Fassung zu bewahren, obwohl ihr Geist raste. Dies war nicht nur eine Transaktion – es war eine lebensverändernde Vereinbarung. Dennoch schluckte sie ihre Emotionen herunter und nickte. „Ich verstehe“, sagte sie mit fester Stimme. Dann, nach einer Pause, fügte sie hinzu: „Aber bevor wir unterschreiben, habe ich meine eigenen Bedingungen.“

James, der zur Seite stand, blinzelte überrascht und zog die Augenbrauen zusammen, als er einen Blick mit Alexander austauschte. Alexanders Kiefer spannte sich an, und ein Hauch von Irritation huschte über sein Gesicht. „Fahren Sie fort“, sagte er, seine Stimme gefährlich ruhig.

Lily holte tief Luft. „Als Frau des Hauses werde ich alle häuslichen Angelegenheiten regeln. Du wirst essen, was ich zubereite. Außerdem…“ Sie zögerte, drängte dann aber vorwärts. „Während ich verstehe, dass ich das Sorgerecht nicht behalten werde, muss mir erlaubt sein, das Kind zweimal im Monat nach Ablauf des Vertrags zu sehen.“

Der Raum fiel in ein schweres Schweigen. James' Mund klappte auf, seine Augen huschten zwischen Lily und Alexander hin und her. Alexanders Ausdruck verhärtete sich, sein Blick verengte sich zu einem eisigen Starren. „Du wagst es, mit mir zu verhandeln?“

„Ja“, antwortete Lily, ihre Stimme unbeirrbar, obwohl ihre Handflächen feucht waren. „Ich werde nicht zulassen, dass mein Kind ohne seine Mutter aufwächst. Wenn du dem nicht zustimmen kannst, können wir das hier und jetzt beenden.“

Für einen Moment sprach Alexander nicht. Die Luft zwischen ihnen fühlte sich elektrisch an, geladen mit unausgesprochener Spannung. Dann lehnte er sich schließlich vor, stützte die Ellbogen auf den Schreibtisch. „Nein“, sagte er fest. „Du wirst nach Ablauf des Vertrags keinen Zugang zu dem Kind haben. Wenn das inakzeptabel ist, geh jetzt.“

Lilys Herz zog sich zusammen, aber sie weigerte sich, nachzugeben. Sie erhob sich von ihrem Sitz, das Kinn hoch erhoben. „Dann gibt es nichts mehr zu besprechen. Auf Wiedersehen, Herr Kane.“ Ohne einen Blick zurück ging sie zur Tür, ihre Schritte hallten in der Stille wider.

James wandte sich an Alexander, Panik blitzte in seinen Augen auf. „Chef, lassen Sie sie wirklich gehen? Uns läuft die Zeit davon. Sie werden in den nächsten anderthalb Jahren niemanden wie sie finden.“

Alexanders Blick blieb auf die Tür gerichtet, durch die Lily gerade gegangen war. Für einen Moment wurde sein Ausdruck weicher, aber es war ebenso schnell wieder verschwunden. „Es ist in Ordnung“, sagte er schroff. „Ich werde das selbst regeln.“

„Chef…“ James zögerte, drängte dann aber: „Sie könnten das bereuen. Sie ist anders, und das wissen Sie.“

Alexanders Blick brachte ihn zum Schweigen. „Genug“, schnappte er. „Bring sie zurück.“

Lily saß in der Wartehalle, ihre Hände fest in ihrem Schoß verkrampft. Sie hatte das Büro mit erhobenem Kopf verlassen, aber jetzt, wo sie allein war, schlich sich der Zweifel ein. Hatte sie einen Fehler gemacht? Ihr Entschluss wankte, als die Sekunden verstrichen.

Die Tür knarrte, und James trat heraus, sein Gesicht eine Mischung aus Erleichterung und Verärgerung. „Frau Evans“, sagte er, seine Stimme von Unglauben durchdrungen. „Ich dachte, Sie wären gegangen.“

Lily blickte auf und verbarg ihre innere Unruhe mit einem kleinen Lächeln. „Ich habe nur meine Gedanken gesammelt.“

„Nun, es scheint, der Chef hat es sich anders überlegt. Er ist bereit, fortzufahren – zu Ihren Bedingungen. Gehen wir?“

Lilys Herz machte einen Sprung, aber sie hielt ihre Miene ruhig. Anmutig erhob sie sich und folgte James zurück ins Büro, wo Alexander wartete.

Alexanders kalter Blick traf ihren, als sie eintrat, aber sie zuckte nicht zusammen. Stattdessen hielt sie stand, aufrecht stehend, als wäre sie diejenige, die die Kontrolle hatte.

„Lassen Sie uns das hinter uns bringen“, sagte er, sein Ton scharf.

Der Vertrag wurde schweigend unterzeichnet, die Luft war von unausgesprochener Spannung durchdrungen. Als es erledigt war, reichte Alexander Lily ihre Kopie, ohne sie anzusehen. „James“, sagte er, „zeig ihr das Anwesen. Sorge dafür, dass sie alles hat, was sie braucht. Und gib ihr eine Karte zum Einkaufen – ich erwarte, dass sie sich angemessen kleidet.“

James nickte und bedeutete Lily, ihm zu folgen.

Die Besichtigung des Anwesens war ebenso überwältigend wie beeindruckend. Lily ging durch prächtige Hallen, die mit Kristallleuchtern und unbezahlbaren Kunstwerken geschmückt waren, ihre Schritte hallten auf den Marmorböden wider. Doch unter dem Glanz lag eine eisige Leere. Das Herrenhaus war wunderschön, aber es fühlte sich ohne Wärme an – ein vergoldeter Käfig.

Nachdem er sie dem Personal vorgestellt und ihr eine elegante schwarze Kreditkarte überreicht hatte, ließ James sie, um sich einzurichten. Allein in ihrem neuen Zimmer starrte Lily ihr Spiegelbild im prunkvollen Spiegel an. Die Realität ihrer Situation lastete schwer auf ihr. Sie hatte ihren Platz in Alexanders Leben gesichert, aber zu welchem Preis?

An diesem Abend, als der Himmel dunkler wurde und das Herrenhaus still wurde, kehrte Alexander zurück. Er fand Lily im Wohnzimmer, vertieft in einen Stapel Dokumente. Sie blickte auf, erschrocken über seine plötzliche Anwesenheit.

„Haben Sie sich gut eingelebt?“ fragte er, sein Ton ungewöhnlich sanft.

„Ja“, antwortete sie vorsichtig. „James war sehr hilfsbereit.“

„Gut“, sagte er, seine Stimme gewann wieder ihre gewohnte Schärfe. „Wir müssen eine geeinte Front zeigen. Unsere Ehe mag ein Vertrag sein, aber der Schein zählt. Sind Sie bereit dafür?“

Lily nickte, Entschlossenheit flackerte in ihren Augen. „Ich verstehe. Ich werde tun, was nötig ist.“

„Gut“, wiederholte Alexander. „Wir werden nächstes Wochenende an einer Wohltätigkeitsgala teilnehmen. Seien Sie darauf vorbereitet, die Rolle zu spielen.“

Als er sich zum Gehen wandte, hielt Lilys Stimme ihn auf. „Herr Kane“, sagte sie, ihr Ton fest. „Sie mögen denken, dies sei nur ein Vertrag, aber ich werde nicht unsichtbar sein. Ich werde meinen Platz hier finden, mit oder ohne Ihre Erlaubnis.“

Alexander hielt inne, seine Hand am Türrahmen. Einen Moment lang schien er zu zögern, aber er blickte nicht zurück. „Wir werden sehen“, sagte er nur, bevor er in den Schatten des Flurs verschwand.

Lily sank zurück in ihren Stuhl, ihr Herz raste. Sie hatte ihren Zug gemacht, aber das Spiel hatte gerade erst begonnen.

Und sie war sich nicht sicher, ob sie gewinnen oder alles verlieren würde.

Previous ChapterNext Chapter