




Kapitel 2: Der Zorn des Drachen
Tief im Herzen der Sturmfang-Berge hallte ein Grollen durch die höhlenartigen Tiefen und weckte den uralten Schlaf eines legendären Ungeheuers. Razel, ein stürmischer Drachen, dessen Existenz längst in den Bereich der Mythen übergegangen war, erwachte mit einem Ruck, seine Augen flackerten auf wie Zwillingsblitze.
Razel entfaltete seine gewaltigen Flügel und streckte seinen schlangenartigen Körper, seine Schuppen knisterten vor aufgestauter Energie. Er konnte die Störung in der Luft spüren, eine bösartige Präsenz, die drohte, das empfindliche Gleichgewicht der Natur zu stören, das er geschworen hatte zu schützen.
"Der Leviathan regt sich," knurrte Razel, seine Stimme dröhnte wie Donner durch die Höhle. "Er will erneut seinen Zorn über die Welt entfesseln."
Razel hatte das kolossale Ungeheuer in vergangenen Äonen bekämpft und nur knapp in einer Schlacht gesiegt, die die Landschaft umgestaltet hatte. Er hatte geglaubt, den Leviathan besiegt zu haben, sein Wesen in die fernsten Winkel des Kosmos verbannt, doch nun drohte seine dunkle Macht wie ein Unwetter am Horizont.
Mit einem mächtigen Brüllen erhob sich Razel in die Lüfte, seine kraftvollen Flügel trugen ihn himmelwärts. Er durchbrach den Gipfel des Berges und tauchte in den stürmischen Himmel darüber ein. Dunkle Wolken wirbelten, Blitze zuckten über den Himmel, als ob die Natur selbst vor dem Wiederaufleben des Leviathans erzitterte.
In der Ferne erblickte Razel das kolossale Ungeheuer, dessen obsidianschwarze Schuppen im Blitzlicht glitzerten. Das Maul des Leviathans klaffte weit auf und spie eine Flammenflut auf ein nahegelegenes Königreich, die einst mächtigen Strukturen in rauchende Trümmer verwandelnd.
Wut durchströmte Razels Adern, sein Körper knisterte vor der rohen Kraft des Sturms. Er würde dem Leviathan nicht erlauben, solche Verwüstungen ungehindert anzurichten. Mit einem donnernden Brüllen stürzte er vorwärts, seine Flügel schnitten durch die Luft wie Klingen.
Der Leviathan wandte seine Aufmerksamkeit dem herannahenden Sturmdrachen zu, seine Augen verengten sich in Wiedererkennung. Ihr Zusammenstoß war unvermeidlich, eine Kollision titanischer Kräfte, die das Schicksal der Welt formen würde.
Razel entfesselte eine Salve von Blitzen, die sengenden Strahlen trafen die Haut des Leviathans mit explosiver Wucht. Das kolossale Ungeheuer zuckte zurück, sein Brüllen erschütterte den Himmel, doch seine Schuppen lenkten den Angriff ab und hinterließen kaum eine Schramme.
Unbeirrt setzte Razel seinen Angriff fort, seine Krallen rissen über die Flanke des Leviathans und zogen einen Schwall giftigen Blutes hervor. Der Leviathan wirbelte herum, sein Schwanz peitschte mit verheerender Kraft aus, verfehlte Razel nur knapp, als dieser höher in den stürmischen Himmel aufstieg.
Unten beobachtete Zariah voller Ehrfurcht und Schrecken den Kampf der beiden Titanen, deren Schlachtwellen das Königreich bis ins Mark erschütterten. Sie hatte die Ankunft des Sturmdrachen gesehen, dessen majestätische Gestalt die Wolken wie ein lebendiger Blitz durchbrach.
"Bei den Göttern," hauchte sie, ihr Schwert fest in der Hand. "Die Legenden waren wahr."
Zariah hatte die Geschichten über die Sturmdrachen immer für bloße Fabeln gehalten, Erzählungen, die dazu dienten, Kinder an langen Winterabenden zu unterhalten. Doch nun, als sie das wilde Wesen im Kampf mit dem Leviathan sah, wusste sie die Wahrheit – diese Wesen waren sehr real, und ihre Macht überstieg alles, was sie sich je hatte vorstellen können.
Ein verirrter Energiestoß aus dem Maul des Leviathans versengte den Boden nur wenige Meter von Zariah entfernt, die Wucht der Explosion warf sie rücklings zu Boden. Sie fand schnell wieder auf die Beine, ihre Augen verengten sich entschlossen, und sie stürmte vorwärts, das Schwert hoch erhoben.
"Haltet stand, meine Krieger!" rief sie und sammelte ihre Truppen. "Wir müssen dem Sturmdrachen in diesem Kampf beistehen!"
Obwohl ihre Waffen gegen die undurchdringliche Haut des Leviathans kaum mehr als Zweige schienen, wusste Zariah, dass sie nicht untätig bleiben konnten. Das Schicksal ihres Königreichs, ja, der ganzen Welt, hing von diesem titanischen Kampf ab.
Pfeile und Speere regneten auf den Leviathan herab und lenkten das kolossale Ungeheuer lange genug ab, damit Razel eine weitere Salve Blitze entfesseln konnte. Die sengenden Strahlen trafen ins Schwarze, versengten die Schuppen des Leviathans und entlockten ihm ein Brüllen des Schmerzes, das die Grundfesten der Erde erschütterte.
Razel nutzte seinen Vorteil, seine Krallen rissen über die Haut des Leviathans und zogen giftiges Blut hervor. Das kolossale Ungeheuer wand sich und schlug um sich, sein Schwanz fegte wie eine Peitsche durch die Luft und zerstörte ganze Abschnitte der äußeren Mauern des Königreichs.
Zariah und ihre Krieger kämpften mit unerschütterlichem Mut, ihre Klingen blitzten im Licht der Blitze, ihre Geister wurden durch die Anwesenheit des Sturmdrachen gestärkt. Obwohl die Chancen unüberwindbar schienen, würden sie nicht zurückweichen – nicht, solange ihre Heimat und ihre Lieben durch den Zorn des Leviathans bedroht wurden.
Während die Schlacht tobte, verdunkelte sich der Himmel immer mehr, die Wolken wirbelten vor Wut der kämpfenden Titanen. Razel und der Leviathan rangen in einem tödlichen Tanz, ihre Körper verstrickt in einem Wirbel aus Schuppen und Klauen, ihre Brüllen hallten über das Land wie der Kriegshornruf.
Mitten im Chaos erhaschte Zariah einen Blick auf Razels durchdringenden Blick, seine Augen brannten mit einer Intensität, die den Himmel selbst zu entzünden schien. In diesem Moment wusste sie, dass ihre Schicksale untrennbar miteinander verbunden waren – die Kriegerprinzessin und der Sturmdrache, vereint im Kampf gegen ein uraltes Übel, das drohte, alles zu verschlingen.
Mit einem erneuten Schub an Entschlossenheit stürzte sich Zariah wieder ins Getümmel, ihre Klinge schnitt durch die Luft wie ein Blitz. Sie würde nicht wanken, nicht solange der Sturmdrache an ihrer Seite kämpfte, denn sie hatte die wahre Macht dieser legendären Wesen gesehen, und sie wusste, dass sie gemeinsam jedem Sturm trotzen konnten, der ihren Weg kreuzte.