




Kapitel 7 Mehrdeutige Wörter regen die Fantasie an
Auf dem schmalen Pfad stand nur eine alte Lampe, und an einem so kalten Tag flatterte ein Motte mit ihren Flügeln in Richtung der Lichtquelle.
Albert und Yvette gingen eine Weile, dann blieb Yvette stehen.
Yvette sagte: "Lass uns hier anhalten."
"Okay."
Albert hatte seinen Mantel über den Arm gelegt und trug nur ein Hemd ohne Krawatte. Der oberste Knopf des Kragens war geöffnet, was einen Blick auf seinen Adamsapfel freigab. Er schaute auf sie herab und wartete ruhig darauf, dass sie sprach.
Die Wände auf beiden Seiten des Pfades waren hoch, mit verhedderten Stromleitungen, die eine dunkle Masse bildeten und teilweise die Sicht versperrten. Yvette und Albert standen sich gegenüber, in einem Abstand, der weder zu nah noch zu fern war.
Als sie sicher war, dass Sylvia und Victor gegangen waren und nicht in diese Richtung zurückkehren würden, zeigte Yvette endlich ihre wahren Gefühle.
"Warum hast du das gesagt?" Ihre schönen Augenbrauen zogen sich leicht zusammen, was seltene Unzufriedenheit mit ihm zeigte.
Das vorherige Treffen war alles andere als normal, und sie konnte nicht verstehen, warum Albert sie in eine so unangenehme Lage gebracht hatte.
Er hatte erwähnt, dass sie den Geruch von Zigarettenrauch nicht ertragen konnte, und solche zweideutigen Worte ließen andere leicht etwas anderes denken. Obwohl er später hinzufügte: "Raucht nicht vor Mädchen," begannen Sylvia und Victor offensichtlich zu misstrauen.
Alles, was Yvette die ganze Zeit zu verbergen versucht hatte, wurde nun von ihm ans Licht gebracht.
"Was ist falsch an dem, was ich gesagt habe?"
Albert konterte, sein tiefer Blick traf ihren, wie ein furchterregendes Riff im Meer, das ihr ein ungreifbares Gefühl der Unterdrückung gab.
"Vielleicht siehst du kein Problem darin, aber andere könnten es missverstehen."
Er hob eine Augenbraue. "Missverstehen was?"
Sie sprach ernsthaft, aber er zeigte nicht einmal einen Hauch von Ernsthaftigkeit.
Der Nachtwind wehte durch die enge Gasse, und Yvette hatte vergessen, einen Schal zu tragen. Die kalte Luft drang von ihrem Kragen in ihren Nacken und ließ sie unwillkürlich zittern.
Sie hatte das Gefühl, dass es keinen Sinn hatte, mit Albert etwas Nützliches zu kommunizieren, also beschloss sie aufzugeben.
"Es ist spät, ich sollte gehen."
Sie hatte kaum zwei Schritte gemacht, als ihr Handgelenk gepackt wurde. Albert hielt sie fest und drückte sie gegen die Wand. Ihr Rücken schmerzte einen Moment lang, und sie konnte ein gedämpftes Stöhnen nicht unterdrücken.
Albert sah sie mit einem ruhigen Blick an.
"Sag mir, hast du Angst, dass Sylvia oder Victor es missverstehen?"
Yvette kämpfte ein wenig, aber sein Griff war fest, und mit ihrer begrenzten Kraft konnte sie sich nicht befreien. Sie konnte ihn nur fragen: "Macht es einen Unterschied, wer es missversteht?"
Alberts Lippen verzogen sich leicht. "Hast du Angst, dass Victor, wenn er von unserer Beziehung erfährt, nicht in Betracht zieht, mit dir zusammen zu sein?"
Yvette war ein wenig verwirrt, warum Albert eine solche Frage stellen würde. Nach kurzem Nachdenken erinnerte sie sich plötzlich an ein Gespräch zwischen Victor und Albert, das sie das letzte Mal belauscht hatte. Er musste sie missverstanden haben. Sylvias Worte zu Victor, die versuchten, sie zusammenzubringen, hatten Victor zu einem Missverständnis geführt, und er hatte Albert davon erzählt.
Yvette hatte vorgehabt, es zu erklären, aber bevor sie ihre Gedanken sammeln konnte, blitzte eine lächerlich absurde Idee durch ihren Kopf.
Diese Idee ließ ihr Herz augenblicklich wie ein Trommel schlagen.
"Warum fragst du das?" Ihre Stimme war leise, sogar ein wenig vorsichtig. "Vielleicht willst du nicht, dass ich eine Beziehung mit Victor habe?"
Mit einem erwartungsvollen Blick hob sie langsam den Kopf, um eine Antwort in seinem Gesichtsausdruck zu finden.
"Warum antwortest du nicht?"
Sie versuchte, ruhig zu wirken, zeigte eine starke Entschlossenheit, nicht aufzugeben, ohne eine Antwort zu bekommen, aber das Erröten in ihrem Gesicht verriet ihre aktuelle Nervosität. Ihre Hände hingen unbeholfen an ihren Seiten, rieben an der Naht ihrer Hose, ihr Herz pochte.
In diesem Moment klingelte Alberts Handy zur denkbar ungünstigsten Zeit.
Er zog sein Handy aus der Manteltasche. Nach einem kurzen Blick auf den Bildschirm nahm er schnell wieder seinen üblichen zurückhaltenden und distanzierten Ausdruck an.
Als sie den Kopf senkte, sah sie den Namen auf seinem Bildschirm—[Violet.]
Ihre hoffnungsvolle Erwartung zerbrach augenblicklich, ersetzt durch Enttäuschung, wie ein Eimer eiskaltes Wasser, der über ihren Kopf gegossen wurde und sie zittern ließ.
Albert trat einen Schritt zurück und hielt einen Abstand von einem Schritt zwischen ihnen. Trotz der kurzen physischen Distanz gab es eine unüberwindbare Kluft zwischen ihnen, die sie niemals überbrücken konnte.
Sein Handy klingelte immer noch, nicht laut, aber es hallte unaufhörlich in der Gasse wider, klang dringlich und beharrlich. Gerade als er sich umdrehte, um den Anruf anzunehmen, griff Yvette nach seinem Ärmel. Ihre zarten Finger zerknitterten sein Hemd bei jedem Griff.
Albert drehte sich zu ihr um und runzelte leicht die Stirn.
"Du hast meine Frage nicht beantwortet," beharrte sie.
"Was?" fragte er.
"Willst du nicht, dass ich irgendeine Beziehung mit Victor habe?" fragte sie hartnäckig.
Als sie zu Ende gesprochen hatte, hörte auch Alberts Handy auf zu klingeln.
Die Stille kehrte in die Gasse zurück. Die Motte, die um die Straßenlaterne kreiste, flatterte weiter mit ihren Flügeln, zog näher zur Lichtquelle und warf ein flackerndes Licht, das irgendwie faszinierend war.
Nachdem er Violets Anruf verpasst hatte, zeigte sein Blick Ungeduld, und sein Ton wurde kälter, als er sprach. "Ob du eine Beziehung mit Victor hast oder nicht, ist mir egal."
Yvette hatte seine Antwort bereits erwartet. Sie hatte ein Jahr lang mit Albert geschlafen, und er vergaß gelegentlich, wie man ihren Namen buchstabiert.
Sie waren viele Jahre lang Klassenkameraden gewesen und hatten ein weiteres Jahr zusammen verbracht, und doch konnte er sich nicht einmal an ihren Namen erinnern.
Wie könnte jemand wie er sich um ihre Beziehung zu einem anderen Mann kümmern?
Yvette wusste, dass sie sich wieder einmal zu wichtig genommen hatte, aber sie konnte nicht anders, als ein wenig emotional zu werden.
Ihr Stolz und ihr Selbstrespekt ließen sie ihn einmal kraftvoll konfrontieren wollen, darauf bestehen, dass sie nur wegen des Kindes verheiratet waren und ihre Ehe geheim halten sollten, um sie nicht den Spekulationen und dem Klatsch aller auszusetzen.
Sie wollte auch entschlossen mit ihrem Kind die Stadt verlassen, weg von all den Dingen, die sie belasteten.
Doch sie konnte diesen Impuls nur in ihrem Kopf unterhalten.
Bald erkannte sie, dass sie es nicht schaffen würde, Beruf und Kinderbetreuung allein zu bewältigen. Sie konnte es sich nicht leisten, die Stabilität ihres hart erkämpften Jobs aufzugeben, noch konnte sie ihre Familie einfach so im Stich lassen.
Bei diesem Gedanken verspottete sie sich innerlich, zerdrückte ihr bisschen "Temperament" und behielt die "emotionale Stabilität" und "rationale Selbstbeherrschung" bei, von der alle oft sprachen.
In Wirklichkeit konnte sie manchmal auch verstehen, warum Albert sich nicht in sie verlieben würde, nur weil sie intim gewesen waren, da sie wirklich eine Frau ohne markante Persönlichkeit war.
Sie schaute auf. "Da es dich nichts angeht, bitte unterlasse es, solche Dinge vor Victor zu sagen."
Sein Gesichtsausdruck zeigte einen Moment lang Unmut, und er antwortete kalt: "Ich will nur nicht, dass mein Kind durch Passivrauchen beeinträchtigt wird."
Seine Antwort fühlte sich an wie eine Reihe schwerer Ohrfeigen, die sie beschämt zurückließen.
Sie ballte die Fäuste und fand schnell ihre Fassung wieder.
"Es tut mir leid, ich habe zu viel hineininterpretiert."