




PROLOG — DER ANFANG GENAUSO WIE DAS ENDE
—
Sei gewarnt... Denn Glück währt nicht ewig. Es kommt, aber wenn es geht, senkt sich die Traurigkeit mit aller Härte herab.
—
Celeste stieß einen bewundernden Seufzer aus, ihre Augen auf den gutaussehenden Jungen gerichtet, der mit einer beeindruckenden Männlichkeit auf dem Podium stand.
Seine Lippen waren zu einer dünnen Linie verzogen, sein Gesichtsausdruck so leer wie ein Blatt Papier, und doch übertraf seine Schönheit jeden Werwolf auf dem Versammlungsplatz; sowohl Männer als auch Frauen.
Celeste war sich nicht sicher, wie er es machte, aber jede einzelne seiner Bewegungen ließ ihr Herz schneller schlagen und ihre Beine schwach werden. Er war der Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit, trotz der vielen anderen Menschen, die sich in der Nähe verstreut hatten.
Seine Augen...
Seine Lippen...
Sein Körper...
Jeder einzelne Aspekt von ihm rief nach ihr, aber wie sollte sie darauf reagieren?
Sicherlich nicht, indem sie gestand, dass sie ihn schon oft sabbernd beobachtet hatte, und sicherlich nicht, indem sie ihm ein verdammtes Kaninchen jagte!
Aber egal, wie sie sich entschied zu reagieren, es war kein Geheimnis, dass er außerhalb ihrer Liga war; zum einen war er der zukünftige Alpha dieses Rudels und zu diesem Unglück kam noch hinzu, dass er der Freund ihrer Schwester war.
Heute Nacht, um zwölf Uhr am Dock, würde der Tag sein, an dem sie offiziell Gefährten wurden.
Morgen war nämlich sein 21. Geburtstag, der Tag, an dem er seinen wahren Gefährten erschnuppern konnte, und die Feier stand kurz bevor.
Der Hof war voller gepaarter und ungepaarter Wölfe, und Frauen aus dem Forester-Rudel sowie anderen Rudeln standen in tiefer Erwartung, betend, dass sie die Auserwählte sein würden.
Auch Celeste stand in dieser tiefen Erwartung. Obwohl ihre Schwester zu neunundneunzig Prozent seine Gefährtin war, konnte sie nicht anders, als auf das verbleibende eine Prozent zu hoffen.
Zumindest dann hätte sie eine winzige Chance, ihn ihrer verdammten Schwester zu stehlen.
Ihre Schwester... Es ist schon mühsam, sie überhaupt so zu nennen. Sie benahm sich nicht wie eine große Schwester, geschweige denn wie ein entferntes Familienmitglied.
In der Schule war Celeste Opfer von verbalen Misshandlungen. Die Kinder dort verspotteten sie ständig, und anstatt ihre Seite zu ergreifen, stellte sich ihre Schwester immer auf deren Seite.
'Warum ist Celeste so hässlich, wenn Celia sooo hübsch ist?'
'Sind sie nicht Zwillinge?'
'Warum ist die eine heiß und die andere nicht?'
Es war ein täglicher Kampf, zur Schule zu gehen. Sie war ein Niemand, das fünfte Rad am Wagen, und Celia war diejenige, die immer obenauf war. Sie bekam alles, was sie wollte, sogar Mama und Papa bevorzugten sie, und ließen Celeste niemanden, absolut niemanden, an den sie sich wenden konnte.
Traurig, nicht wahr? Aber Celeste war inzwischen daran gewöhnt.
Mit einem Seufzer blickte sie auf die Frau neben sich, die immer wieder flüsterte... "Eine Minute noch, eine Minute noch, eine Minute noch."
Es war nervig, aber es ließ Celestes Erwartung noch weiter steigen. In einer Minute würde sich ihre Welt auf den Kopf stellen, und sie wusste es.
Der Junge, in den sie seit Jahren verliebt war, würde in die Hände einer anderen fallen. Sie wollte nicht sehen, dass das passierte, besonders wenn die Hand ihrer Schwester weit ausgestreckt war.
Den Kloß in ihrem Hals hinunterschluckend, machte sie einen unsicheren Schritt zurück, warf ihrem lebenslangen Schwarm einen letzten Blick zu und drehte sich dann um.
Ihre Schritte führten sie den dunklen Pfad des Rudelgebiets hinunter, ihre Hände tief in den Taschen vergraben und ihr Herz in Traurigkeit gehüllt.
Wenn nicht Zillon Macre, wer würde dann ihr Gefährte sein?
Niemand sonst ließ sie so fühlen wie er, er war wie ein Engel für sie. Alles an ihm war perfekt, selbst wenn er finster dreinschaute oder schmollte.
Aber er gehörte nicht ihr und damit musste sie leben—
Mit einer gewissen Plötzlichkeit packte eine Hand die ihre und drückte ihr Handgelenk in einem eisernen Griff.
Ein erschrockener Keuchlaut entwich Celestes Lippen und ohne viel nachzudenken, drehte sie sich um, um den Täter anzusehen.
Es war er, Zillon Macre, ihr Engel.
Seine Augen glühten in einem feurigen Orange, was signalisierte, dass sein Wolf vollständig die Kontrolle übernommen hatte, und seine blutroten Lippen waren zu einem höhnischen Grinsen verzogen, selbst als er sie gegen seine breite, muskulöse Brust zog.
"Meins." Grunzte er, seine Arme schlossen sie in eine sehr enge Umarmung ein. "Gefährtin."
Diese zwei Worte ließen sowohl Celestes Herz als auch ihren Körper erstarren.
Meins...?
Gefährtin...?
Wovon sprach er?
Dachte er, sie sei Celia?
Ignorierend, wie schwer ihr Herz war und die angenehmen Funken, die von seiner Berührung ausgingen, stieß sie ihn von sich. "Celia ist irgendwo in der sich auflösenden Menge, ich gehöre nicht dir, ich bin nicht deine Gefährtin."
Zillons Kopf neigte sich zur Seite, seine Kiefer mahlten, sein Griff verstärkte sich. "Meins...Gefährtin...Meins!"
Er zog sie wieder an sich, seine Nase vergrub sich in der Beuge ihres Halses, wo er tief ihren Duft einatmete. "Markiere Gefährtin."
Und ohne ihre Zustimmung tat er genau das. Seine Zähne hatten sich ausgefahren und in die weiche Haut ihres Halses bohrten sie sich eindringlich.
Ein Schrei aus Schmerz und Lust entfuhr ihren Lippen und wie ein Toter fiel sie gegen seine Brust, ihre Lippen geöffnet, während sie keuchend versuchte, Luft zu holen.
Sie versuchte, sich zu stabilisieren, aber als der starke Duft des Mannes, der sie hielt, ihre Nase durchströmte, gaben ihre schwachen Knie nach und sie fiel erneut gegen seine Brust.
Sie war erst 19, sie war noch nicht im Alter, um ihren Gefährten zu erschnuppern, aber jetzt, da sie sein Zeichen trug... war sein Duft ziemlich stark, beruhigend und erregend.
Lotusblumen und frisch gehacktes Holz.
Es beruhigte ihr Herz und in ihrem Kopf flüsterte ihr Wolf unaufhörlich... "Gefährte...Gefährte...Gefährte..."
Stolz von ihrem Wolf erfüllte ihre Brust und darunter blühte eine Freude auf. Schließlich hatte die Mondgöttin ihr ihren Wunsch erfüllt.
Sie war mit Zillon Macre verbunden, und auf ihrem Hals lag sein Zeichen der Ewigkeit.
Nichts konnte sie auseinanderreißen, wenn dieses Zeichen sie verband, aber nur Minuten später stellte sie fest, dass es tatsächlich etwas oder vielmehr jemanden gab, der sie auseinanderreißen konnte.
Nicht ihre Schwester oder ihre Eltern, sondern Zillon, ihr eigener Gefährte...