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Kapitel 3 Obligatorische Ehe

Louis stürmte wütend aus Raymond Carnegies Zimmer.

"Wo ist die Frau, die in Raymonds Zimmer sein sollte?"

Sein Untergebener berichtete: "Sie ist nie hineingegangen. Die Tür war verschlossen."

Louis schlug mit der Faust gegen das Geländer. "Er hat eine andere Frau gefunden. Findet heraus, wer es ist!"

"Ja, Sir!" antwortete der Untergebene und fügte hinzu: "Herr Carnegie, unten ist eine Frau, die behauptet, Ihre Verlobte zu sein..."

Bevor er weitersprechen konnte, klingelte Louis' Telefon. Auf dem Display stand der Name des Butlers Sean. Mit einer Handbewegung brachte Louis den Mann zum Schweigen, nahm den Anruf entgegen und sagte: "Opa ist im Krankenhaus? Ich komme sofort!"

Eilig lief Louis die Treppe hinunter und passierte dabei Paige, die aufgestanden war, weil sie dachte, er wolle mit ihr über die Auflösung ihrer Verlobung sprechen. Doch Louis bemerkte sie nicht und ging direkt zur Tür hinaus.

Hinter ihm gab jemand Paige einen Gegenstand zurück.

"Frau Sackler, Herr Carnegie hatte dringende Angelegenheiten zu erledigen. Bitte kommen Sie ein anderes Mal wieder."

Paige hielt den Gegenstand in der Hand und fragte sich, was so dringend sein könnte, dass es ein so wichtiges Treffen wie die Auflösung einer Verlobung überschattete.

Es war spät am Abend, als Raymond Carnegie die Nachricht erhielt, dass Opa Bradley aus dem Krankenhaus entlassen worden war und bereits wieder zu Hause war. Eine Reihe von Luxusautos fuhr auf das Anwesen, und Raymond wurde im Rollstuhl in die Villa geschoben, seine attraktive, aber kalte Ausstrahlung unverändert.

Erst als er die Eingangshalle betrat, entspannte sich sein Gesichtsausdruck etwas. Bradley wollte gerade erleichtert aufatmen, als Raymond ihm zuvor kam: "Ich habe dir gesagt, dass ich nicht zum Galaabend kommen wollte, aber du hast darauf bestanden, ihn zu organisieren. Dann bleibe ich weg, und du regst dich so auf, dass du fast einen Herzinfarkt bekommst. Was soll das?"

Bradley seufzte erneut, seine Stimme klang müde und resigniert. "Schau mich an, ich habe nicht mehr viele Jahre. Ich möchte sehen, dass du dich niederlässt, heiratest, Kinder bekommst... lass mich meine Enkelkinder kennenlernen, solange ich noch kann."

Bevor Bradley weitersprechen konnte, entgegnete Raymond: "Dein Enkel war heute in meinem Zimmer und hat etwas mit meinem Luftbefeuchter angestellt, das will ich dir sagen."

Bradleys Blick wanderte schnell zu Charles, der Raymonds Rollstuhl geschoben hatte. Charles erzählte prompt von dem Vorfall im Windrain Tower.

Mit einem Schlag auf den Tisch rief Bradley: "Holt Louis, ich will ihn sofort sehen!"

Raymonds Antwort war ruhig und gefasst: "Beruhige dich. Du hattest gerade einen Anfall, es gibt keinen Grund für solche Ausbrüche."

Bradley, mit einem Hauch von Verzweiflung, deutete an: "Vielleicht sollte ich ihm einfach alles erzählen. Das könnte ihn lehren, sich ein wenig zu zügeln."

Raymond schüttelte leicht den Kopf: "Nicht nötig. Lass mich noch ein paar Jahre sein Schleifstein sein."

Bradleys Seufzer hörten nicht auf, während er weiter flehte: "Ich werde nicht mehr lange da sein. Ich hoffe wirklich, dass du dich bald niederlässt."

Ein flüchtiges Bild einer strahlenden Frau, die er in seinem Zimmer gesehen hatte, tanzte durch Raymonds Gedanken. Er konnte nicht begreifen, warum sie ihm in den Sinn kam, aber er wischte Bradleys Worte nonchalant beiseite: "Es eilt nicht."

Das irritierte Bradley. "Für dich mag es nicht eilen, aber für mich ist es dringend. Wenn es darauf ankommt, werde ich selbst eine Frau für dich aussuchen, die du heiraten sollst!"

Raymond wusste, dass der alte Mann seine Drohung durchaus wahr machen konnte. Er manövrierte seinen Rollstuhl ein Stück weiter von Bradley weg, bevor er sagte: "Ich habe kein Interesse an den Damen, von denen du sprichst. Noch weniger an einem Leben, in dem meine Tage mit dem Geplapper einer Fremden gefüllt sind, die mir erzählt, welche Handtasche die neueste limitierte Edition ist oder welche High Heels aus einer exklusiven Kollektion stammen."

Bei Raymonds Worten blitzte ein Bild in Bradleys Gedanken auf, vielleicht die Antwort auf das Heiratsrätsel, das sie beide unbewusst suchten.

Es schien, als wäre sie unberührt von den Sanden der Zeit, eine prächtige Seele, die Güte ausstrahlte und mit überlegenen medizinischen Fähigkeiten gesegnet war. Sicherlich würde ihr Interesse nicht bei limitierten Handtaschen oder High Heels liegen, oder?

Bradley deutete mit einem Hauch eines Lächelns auf Raymond Carnegie. "Du hast Glück, junger Mann, ich kenne zufällig eine solche wunderbare Frau. Sie ist auch sehr geschickt in den Heilkünsten. Wenn du sie heiratest, wird sie sich gut um dich kümmern, Körper und Seele."

Raymond Carnegies Gesicht war ein Rätsel aus Fragezeichen. Wurde ihm ernsthaft eine bestimmte Person zur Heirat vorgeschlagen?

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