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Kapitel 1

„Wann wirst du die Scheidung von Mary Smith einreichen?“ Im privaten Raum blickte das Mädchen den Mann vor ihr an, ihre Augen voller tiefer Zuneigung.

Mary stand draußen vor dem Raum, eine Kälte ergriff ihre Glieder. Wie das Mädchen, hielt sie ihren Blick auf das markante und fein geschnittene Gesicht des Mannes gerichtet, ihr Teint wurde allmählich blass. Dieser Mann war ihr Ehemann, Matthew Montagu.

Matthew war stumm und arbeitete als Kellner in diesem Club. Mary hatte heute früh Feierabend gemacht und war gekommen, um ihn zu suchen, in der Hoffnung, gemeinsam nach Hause zu gehen. Sie hatte nie erwartet, eine solche Szene zu erleben.

Normalerweise in einer Kellneruniform gekleidet, trug Matthew heute einen Anzug, sein kurzes Haar war sorgfältig gestylt. Sein Auftreten strahlte eine gewisse Noblesse und Kühle aus. Eine solche Facette der Eleganz war Mary unbekannt.

Mit leicht geöffneten Lippen klang seine Stimme in einem tiefen und angenehmen Ton: „Ich werde sie sofort informieren.“

Mary schloss abrupt die Augen und wandte sich zum Gehen.

Matthew konnte sprechen. Und seine Stimme war so angenehm.

Doch Mary hätte niemals erwartet, dass die ersten Worte, die sie von ihm hörte, von Scheidung handeln würden.

Mary fühlte sich desorientiert; sie vermutete eine Verwechslung.

Dieser würdige und distanzierte Mann konnte nicht Matthew sein. Matthew würde sich niemals von ihr scheiden lassen.

Mary verließ den Club. Draußen regnete es. Sie wurde schnell durchnässt. Sie nahm ihr Handy heraus und wählte, wie besessen, Matthews Nummer.

Sie näherte sich dem Fenster des privaten Raums und spähte durch den nebligen Regen. Sie sah, wie Matthew sein Handy abnahm, seine kalten, langen Augenbrauen zogen sich zusammen. Er legte den Anruf ausdruckslos auf und begann dann zu tippen. Bald erhielt sie eine Nachricht.

Matthew: [Mary, hast du vergessen, dass ich nicht sprechen kann? Warum rufst du mich an?]

Beim Anblick der Nachricht fühlte Mary sich, als hätte ein Messer ihr Herz durchbohrt!

Warum log Matthew sie an? Wann hatte er seine Sprachfähigkeit wiedererlangt? Wann hatte er dieses Mädchen kennengelernt? Wann hatte er beschlossen, sich von ihr scheiden zu lassen? Eine Lawine von Fragen stürmte auf Mary ein. Während ein Teil von ihr Matthew zur Rede stellen wollte, schreckte sie vor der Aussicht auf seinen gleichgültigen Blick zurück.

Vor einem Jahr hatte Mary Matthew aufgenommen, der unter Amnesie litt. Zu dieser Zeit konnte er nicht sprechen und erinnerte sich nur daran, wie er seinen Namen unterschreiben konnte; alle anderen Erinnerungen waren ihm entzogen.

Mary unterrichtete ihn geduldig, half ihm beim Lesen lernen, beim Erlernen der Gebärdensprache und sogar dabei, sie zu lieben.

Später heirateten sie.

Im vergangenen Jahr hatte Mary sich an Matthews Anwesenheit und sein sanftes Lächeln gewöhnt.

Der Regen durchnässte Mary. Sie atmete tief ein, Tränen mischten sich mit dem Regen, der ihr die Kehle hinunterlief und bitter schmeckte.

Nein, das musste eine Illusion sein. Matthew würde sich nicht von ihr scheiden lassen.

Zu Hause im Regen angekommen, nahm Mary eine heiße Dusche. Sie bereitete Matthews Lieblingsgerichte zu und saß still am Esstisch, wartend auf ihn.

Um zehn Uhr abends öffnete sich die Tür, und Matthew trat ein, brachte die Kälte mit sich.

Mary sah, dass er wieder in seine Kellneruniform gewechselt hatte. Ihr Herz schmerzte unerklärlich.

Für einen Moment konnte sie nicht sagen, ob das, was sie tagsüber gesehen hatte, eine Halluzination war.

[Mary, was ist los?]

Matthew kam herüber und sah, dass Mary blass und benommen aussah. Er fragte besorgt in Gebärdensprache.

In diesem Moment blitzte das Bild von ihm, wie er lachend und sprechend mit einer anderen Frau zusammen war, in Marys Gedanken auf.

„Matthew, du hast das Parfüm einer anderen Frau an dir“, sagte Mary und wich seiner Berührung aus.

Matthews Gesichtsausdruck erstarrte, und er gebärdete: [Ich wurde heute angewiesen, im privaten Raum zu helfen. Vielleicht habe ich das Parfüm eines Gastes abbekommen. Ich gehe jetzt duschen.]

Er stand auf und ging ins Badezimmer, und bald war das Geräusch von fließendem Wasser zu hören.

Als sie an Matthews besorgte Erklärung von eben dachte, fühlte Mary sich verwirrt. Welcher war der echte Matthew?

Mary stand auf und ging direkt ins Badezimmer. Ignorierend das Wasser, umarmte sie ihn fest und schloss die Augen. Sie sammelte ihren Mut und sprach: „Matthew, ich war heute da, um dich zu finden.“

Matthews Bewegungen erstarrten. Nach einer Weile war ein Seufzen zu hören.

Matthew sah Mary mit einem komplizierten Ausdruck an und sprach schließlich: „Also weißt du alles.“

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