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Kapitel 5

Der Abend hatte sich mit einer unbehaglichen Stille um die heruntergekommene Struktur gelegt, die Ava ihr Zuhause nannte. Versteckt in den Schatten hielten Marco und Luca wachsam Wache, ihre Anwesenheit unbemerkt, ihr Ziel eindeutig – Avas Sicherheit zu gewährleisten.

Avas Herz sank bei dem Gebrüll ihres Vaters, das bis in den kalten, schwach beleuchteten Keller hallte, den sie ihr Zimmer nannte. "Ava! Beweg deinen faulen Hintern hier hoch, sofort!" Die Härte in seiner Stimme, ein vertrauter Schrecken, packte ihre Brust fest und drückte ihr die Luft aus den Lungen. Jedes Wort war wie ein Bleigewicht, das sie weiter in die Verzweiflung zog.

Mit einem zittrigen Atemzug schob sie sich von der dünnen, abgenutzten Matratze, die auf dem nackten Betonboden lag. Ihre Muskeln protestierten, schmerzten von der Kälte und der harten Oberfläche, an die sie sich gewöhnt hatte. Avas Gedanken rasten, als sie sich den wackeligen Treppen näherte, die zum Erdgeschoss führten, jede Stufe knarrte unter ihrem leichten Gewicht und spiegelte das Schreien ihrer Nerven wider.

Nicht schon wieder, dachte sie, ihr Geist ein Wirbelsturm aus Angst und Furcht. Was will er diesmal? Kann ich nicht einmal in Ruhe gelassen werden? Aber sie wusste es besser. Frieden war ein Luxus, den sie sich nicht leisten konnte, nicht in diesem Haus, nicht mit ihm.

Als sie aufstieg, fühlte sich jeder Schritt an, als würde sie sich dem Versteck eines Monsters nähern. Angst knüpfte sich in ihrem Magen, wuchs mit jedem Knarren der Holzstufen unter ihren Füßen. Sie stellte sich vor, worum es diesmal gehen könnte – ein weiteres Durcheinander, das sie nicht schnell genug aufgeräumt hatte, ein Essen, das ihm nicht schmeckte, oder vielleicht einfach nur das Bedürfnis, seine Frustrationen an jemandem auszulassen, der sich nicht wehren konnte.

Kopf unten halten, Ava. Entschuldige dich und geh so schnell wie möglich zurück in den Keller. Ihre Gedanken versuchten, sie vorzubereiten, sie klein und unsichtbar zu machen, aber sie konnten das Zittern ihrer Hände oder das schnelle Schlagen ihres Herzens kaum beruhigen.

Oben angekommen, hielt Ava inne, nahm einen tiefen, beruhigenden Atemzug und versuchte, sich auf das Kommende vorzubereiten. Die Tür stand bedrohlich vor ihr, ein Tor zum Unvermeidlichen. Sie streckte eine zitternde Hand aus, ihre Haut blass gegen das dunkle Holz der Tür, zögerte einen Moment, bevor sie den Knauf drehte.

Nur ein paar Minuten, sagte sie sich, dann kannst du wieder verschwinden. Aber selbst als sie versuchte, den Mut aufzubringen, dem entgegenzutreten, was dahinter lag, konnte Ava das Gefühl des Schreckens nicht abschütteln, das an ihr klebte wie eine zweite Haut. Die Luft fühlte sich schwerer an, geladen mit dem bevorstehenden Sturm des Zorns ihres Vaters. Und mit einem letzten Atemzug trat sie durch die Tür in das Auge des Sturms.

Avas Vater, ein Mann, der von den unaufhörlichen Kämpfen des Lebens gezeichnet und seinen dunkelsten Versuchungen erlegen war, war in schlechter Stimmung. Seine Stimme, durchzogen von Gift, durchschnitt die Stille. "Du bist nichts als eine Last, Ava!" brüllte er. "Ich habe endlich einen Weg gefunden, dich nützlich zu machen!"

Ava, deren Körper sich bei dem bedrohlichen Ton anspannte, fand ihre Stimme, kaum mehr als ein Flüstern, "Was meinst du, Papa?"

Die Antwort ihres Vaters war ein grausames Grinsen. "Frank schuldet mir was, und er hat zugestimmt, dich mir abzunehmen. Du wirst jetzt bei ihm leben."

Ein Schauer lief Ava über den Rücken. Frank, im Viertel bekannt für seinen abscheulichen Beruf, war die letzte Person, mit der sie in Verbindung gebracht werden wollte. "Nein, bitte," flehte sie, Verzweiflung schlich sich in ihre Stimme. "Du kannst das nicht tun."

Avas Vater, eine massige Gestalt, deren bessere Jahre längst von Bitterkeit und Alkohol verschlungen waren, starrte sie mit unverhohlener Verachtung an. "Ich habe die Nase voll von dir, Ava!" begann er, seine Stimme ein bedrohliches Knurren. "Du bist nichts als eine Belastung für diese Familie, isst unser Essen, nimmst Platz weg."

Avas Stimme, kaum mehr als ein Flüstern, entgegnete, "Ich-ich mache alles hier. Ich putze, koche, kümmere mich um—"

Ihr Vater unterbrach sie, seine Stimme erhob sich, "Genug! Ich will es nicht hören. Ich habe eine Lösung gefunden, um dich loszuwerden."

Avas Herz setzte einen Schlag aus. "Was meinst du?" fragte sie, ein Zittern in ihrer Stimme.

Er grinste, der Blick in seinen Augen kalt und berechnend. "Frank. Er ist bereit, dich aufzunehmen. Sagt, er hat Arbeit für dich. Das wird einige meiner... Schulden begleichen."

Terror ergriff Ava, als die Bedeutung seiner Worte in ihr einsank. Frank, der bekannte Zuhälter der Nachbarschaft, war ein Schicksal schlimmer, als sie es sich vorstellen konnte. "Nein, bitte," flehte sie, ihre Stimme brach. "Du kannst das nicht tun. Ich... ich werde mehr hier machen. Bitte, Papa."

Ihr Flehen schien ihn nur noch mehr zu erzürnen: "Mehr tun? Glaubst du, du kannst mehr tun, um dieses Chaos zu beheben? Es ist entschieden. Er kommt morgen, um dich zu holen."

Ava, von Panik ergriffen, trat zurück, ihr Verstand raste nach einem Ausweg. "Papa, bitte. Ich flehe dich an. Tu das nicht. Ich bin deine Tochter."

Das Wort 'Tochter' schien seine Wut weiter zu entfachen. "Meine Tochter?" höhnte er, seine Wut erreichte den Siedepunkt, als er auf sie zuging. "Du bist keine Tochter von mir. Du bist eine Last, und ich werde verdammt sein, wenn ich dich noch länger mit mir runterziehen lasse."

Ohne ein weiteres Wort packte er Ava am Arm, sein Griff eisern, und schleifte sie zur Kellertür. Sie kämpfte, versuchte sich zu befreien, aber seine Stärke war überwältigend. Mit einem grausamen Stoß schickte er sie die Treppe hinunter, ihre Schreie hallten von den kalten Wänden wider.

Als sie in einem Haufen am Boden lag, verriegelte ihr Vater die Tür von außen. Seine Stimme donnerte durch die Tür, "Ich möchte sehen, wie du es wagst, mir zu widersprechen." Seine Schritte entfernten sich, sein Lachen ein unheimlicher Hintergrund zur Dunkelheit, die Ava umhüllte.

Zusammengekauert am Fuß der Treppe, war Ava in einem Netz aus Schmerz gefangen, das jeden Teil ihres Wesens zu berühren schien. Ihr Arm, grotesk verdreht und unter ihr eingeklemmt, pochte mit einer Intensität, die das Gewebe ihres Bewusstseins an den Rändern ausfransen ließ.

Jede kleine Bewegung schickte Wellen scharfen, unerbittlichen Schmerzes durch sie, was auf Knochen hindeutete, die unter dem Gewicht ihres Sturzes gebrochen waren.

Auch ihre Schulter war ein Zentrum des Schmerzes, wahrscheinlich ausgerenkt, und fügte ihre eigene schrille Stimme zur Kakophonie des Schmerzes hinzu, der ihr ständiger Begleiter war.

Tränen mischten sich mit dem Staub auf ihrem Gesicht, nicht nur wegen der körperlichen Qual, sondern wegen der überwältigenden Verzweiflung, die ihre gesamte Essenz zu überfluten schien.

Sie war eine Gefangene, nicht nur der verschlossenen Tür, die ihr Schicksal in den feuchten Grenzen des Kellers besiegelte, sondern eines Lebens, das nichts als eine Reihe von Misshandlungen und Erniedrigungen gewesen war, ein ewiger Kreislauf ohne Aussicht auf Flucht.

In ihrem Schmerz wanderte Avas Geist zu Dominic, vielleicht auf der Suche nach einem eigenen Ausweg. Er war eine Figur sowohl der Sicherheit als auch der Gefahr, seine Anwesenheit ein Widerspruch, der irgendwie einen Funken Hoffnung in ihrer trostlosen Welt bot.

Sie bereute ihre Entscheidung, das Heiligtum seines Autos zu verlassen; der kurze Moment des Friedens und Schutzes, den es geboten hatte, schien nun wie ein grausamer Vorgeschmack auf das, was das Leben bieten könnte. "Warum bin ich gegangen? Warum konnte ich nicht einfach bei ihm bleiben?" schalt sie sich selbst, ihr Herz schwer, sehnte sich nach dem Gefühl der Sicherheit, das Dominic ihr unwissentlich gegeben hatte.

In der kalten, unerbittlichen Dunkelheit ihres Kellergefängnisses klammerte sie sich an die Erinnerung an seine Freundlichkeit und die unerklärliche Stärke, die sie in ihm gespürt hatte, als wäre es ein Rettungsanker im stürmischen Meer ihrer Verzweiflung.

Draußen, verborgen in den Schatten, tauschten Marco und Luca einen Blick, ihre Entscheidung war augenblicklich. Marco zog sein Handy heraus und wählte Dominic, die Dringlichkeit in seiner Stimme deutlich.

"Boss," begann Marco, seine Stimme angespannt, "es ist schlimm. Er plant, sie an Frank zu übergeben... Und er hat sie gerade in den Keller geworfen und eingeschlossen. Es klang nicht gut, Boss."

Dominics Antwort war ein giftiges Knurren, "Bleibt dort. Behaltet sie im Auge. Ich bin unterwegs." Der Anruf endete abrupt, als Dominics Entschlossenheit in Aktion überging. Binnen Minuten saß er in seinem Auto, der Motor heulte auf, als er in die Nacht raste, ein Sturm aus Wut und Entschlossenheit in ihm braute.

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