




Kapitel 3
Dominics Hände waren fest, aber sanft, als er Ava auf die Beine half und sie stützte, während sie nach ihrem Sturz wackelig und desorientiert war. Seine Berührung stand in starkem Kontrast zu der Härte, an die sie sich gewöhnt hatte, und ließ sie einen Moment lang erstarren, unsicher, wie sie auf diese unerwartete Freundlichkeit reagieren sollte.
"Geht es dir gut?" Seine Stimme war von Besorgnis durchdrungen, der tiefe Klang resonant und irgendwie beruhigend trotz des Chaos' des Moments.
Ava nickte, unfähig, ihre Stimme zu finden, ihre Augen weit geöffnet, als sie seinen Blick trafen. Da war eine Wärme, eine Intensität, die schien, als würde sie direkt durch sie hindurchsehen, und ihr Herz raste aus Gründen, die sie nicht ganz verstand.
"Ich bin Dominic," stellte er sich vor, sein Blick ließ ihren nicht los. "Ich konnte nicht einfach zusehen, was da passiert ist."
"Danke," flüsterte Ava, ihre Stimme kaum mehr als ein Hauch. Die Dankbarkeit war echt, durchzogen von einer Verletzlichkeit, die sie sich selten erlaubte zu zeigen.
Dominic musterte sie einen Moment lang, ein Stirnrunzeln bildete sich, als er ihr zerzaustes Aussehen, den Schmutz auf ihrer Kleidung und die anhaltende Angst in ihren Augen wahrnahm. Er konnte sehen, wie sich ein handförmiger Bluterguss auf ihrem Arm bildete, wo dieser dumme Junge sie gepackt hatte.
"Lass mich dich nach Hause fahren. Es ist nicht sicher, dass du allein gehst, besonders nicht nach... dem." Er deutete vage in die Richtung, in die Rachel und Brad geflohen waren.
Ava zögerte, die tief verwurzelte Vorsicht, die ihr Leben bestimmt hatte, kämpfte mit dem instinktiven Vertrauen, das sie in Dominics Gegenwart empfand. "Ich... ich möchte dir keine Umstände machen. Ich kann laufen."
"Es macht keine Umstände. Ich bestehe darauf." Sein Ton duldete keinen Widerspruch, aber er hatte eine Sanftheit, die ihre Besorgnis linderte. "Ich würde mich besser fühlen, wenn ich wüsste, dass du sicher nach Hause kommst."
Ihre Abwehrmechanismen bröckelten langsam unter seiner aufrichtigen Besorgnis, und Ava nickte schließlich, akzeptierte sein Angebot. Als sie zu seinem Auto gingen, einem eleganten, schwarzen Sedan, der in der heruntergekommenen Nachbarschaft genauso fehl am Platz wirkte wie Dominic selbst, staunte ein Teil von ihr über die surreale Wendung ihres Tages.
"Ich bin Ava," sagte sie leise, das Bedürfnis verspürend, sich ebenfalls vorzustellen, obwohl er nicht gefragt hatte.
"Freut mich, dich kennenzulernen, Ava, trotz der Umstände." Dominic öffnete die Beifahrertür für sie, wartete, bis sie sich gesetzt hatte, bevor er sie sanft schloss und zur Fahrerseite ging.
Als das Auto durch die Straßen glitt, legte sich eine Stille zwischen sie, nicht unangenehm, sondern gefüllt mit unausgesprochenen Fragen und ungesagten Gedanken. Ava warf einen Blick auf Dominic, bemerkte, wie seine Hände das Lenkrad mit einem entspannten, aber festen Griff hielten, ein Zeugnis der Kontrolle, die er scheinbar mühelos ausübte.
Die Stille brechend, sah Dominic zu Ava hinüber, sein Ausdruck wurde weicher. "Du musst nichts erzählen, wenn es dir unangenehm ist, aber wenn du etwas brauchst, jemanden zum Reden oder Hilfe in irgendeiner Weise... ich bin hier."
Ava drehte sich zu ihm, überrascht von dem Angebot. "Warum? Du kennst mich doch gar nicht."
Dominic lächelte leicht, ein warmes, echtes Lächeln, das seine Augen erreichte. "Manchmal muss man jemanden nicht kennen, um zu verstehen, dass er eine schwere Zeit durchmacht. Außerdem habe ich das Gefühl, dass du stärker bist, als du denkst, Ava. Du brauchst nur jemanden, der auf deiner Seite steht."
Ava spürte einen Kloß in ihrem Hals, berührt von seiner Freundlichkeit. "Ich... danke, Dominic. Das bedeutet viel, besonders von jemandem wie dir."
"Jemandem wie mir?" Dominic hob eine Augenbraue, ein Hauch von Amüsement in seiner Stimme.
"Nun, du wirkst... fähig. Als hättest du viel gesehen und es überstanden. Ich bin es nicht gewohnt, dass Leute Hilfe anbieten, ohne etwas im Gegenzug zu wollen," gab Ava zu, ihr Blick fiel auf ihre Hände.
Dominics Stimme war sanft, aber bestimmt. "Es gibt für alles ein erstes Mal. Und was es wert ist, ich glaube daran, zu helfen, wo ich kann. Vielleicht ist das naiv, aber so lebe ich."
Ava sah auf und traf seinen Blick. "Nicht naiv, nur... selten. Danke, wirklich."
Als sie sich Avas Zuhause näherten, sprach Dominic erneut, sein Ton nachdenklich. "Das Leben kann hart sein, unvorhersehbar. Aber denk daran, Ava, es ist auch voller Überraschungen. Manchmal kommt Hilfe aus den unerwartetsten Ecken."
Ava lächelte, eine kleine, zaghafte Geste, die sich wie ein Schritt in etwas Neues anfühlte. "Ich werde daran denken, Dominic. Danke... dass du eine dieser Überraschungen bist."
"Warum hast du mir geholfen?" Avas Neugierde siegte, als sie sich ihrer Nachbarschaft näherten, und die heruntergekommenen Häuser und überwucherten Gärten erinnerten sie schmerzlich an die Welt, in der sie lebte.
Dominics Blick huschte kurz zu ihr, bevor er wieder auf die Straße zurückkehrte. "Ich kann Tyrannen nicht ausstehen," sagte er einfach, seine Stimme trug das Gewicht seiner Überzeugung. "Niemand verdient es, so behandelt zu werden, besonders nicht von denen, die ihre Gleichaltrigen sein sollten."
Seine Worte, einfach, aber aufrichtig, trafen bei Ava einen Nerv. So lange hatte sie sich unsichtbar gefühlt, ihre Kämpfe von denen um sie herum unbeachtet. Aber hier war Dominic, ein Fremder, der sie nicht nur gesehen hatte, sondern ohne zu zögern eingegriffen hatte, um zu helfen.
"Danke," sagte sie erneut, ihre Stimme diesmal stärker, durchdrungen von Dankbarkeit und neuem Respekt. "Nicht viele Menschen hätten getan, was du getan hast."
Dominic lächelte, eine kurze, flüchtige Geste, die seine Züge erhellte und die harten Kanten seiner Persönlichkeit weicher machte. "Vielleicht sollten sie es," antwortete er. "Die Welt wäre vielleicht ein besserer Ort dafür."
Als sie bei ihrem Zuhause ankamen, das Auto vor dem bescheidenen, heruntergekommenen Gebäude, in dem sie lebte, zum Stehen kam, verspürte Ava einen Stich des Widerwillens bei dem Gedanken, die Sicherheit von Dominics Anwesenheit zu verlassen. Aber ihre Dankbarkeit für diese kurze Atempause von ihrer harten Realität war überwältigend.
"Danke, Dominic, für alles," sagte sie, seinen Blick mit neuer Entschlossenheit treffend. "Ich werde das nicht vergessen."
"Pass auf dich auf, Ava," sagte er, seine Stimme leise und ernst. "Und denk daran, nicht jede Hilfe kommt mit Bedingungen."
Mit diesen Abschiedsworten fuhr Dominic davon und ließ Ava dort stehen, eine Mischung aus Emotionen in ihr wirbelnd. Zum ersten Mal seit langer Zeit verspürte sie einen Funken Hoffnung, das Gefühl, dass vielleicht, nur vielleicht, mehr im Leben war als die Verzweiflung, die sie gekannt hatte. Und das alles dank des mysteriösen Mannes, der sie gerettet hatte, als sie es am meisten brauchte.
Avas Abend verlief in der stillen Einsamkeit ihres winzigen, schwach beleuchteten Zimmers, die Ereignisse des Tages spielten sich in ihrem Kopf wie ein ferner Traum ab. Sie kauerte sich auf ihre dünne Matratze, der raue Stoff der Decke bot kaum Wärme. Doch heute Nacht waren ihre Gedanken nicht bei ihrem unmittelbaren Unbehagen. Stattdessen wanderten sie zu Dominic, dem rätselhaften Fremden, der so abrupt in ihr Leben getreten war wie eine Szene aus einem Film und die Monotonie ihrer düsteren Existenz verändert hatte.
Während sie dort lag, ihr Körper müde, aber ihr Geist rastlos, klammerte sich Ava an die Erinnerung an seine Freundlichkeit. Es war ein kleiner Lichtstrahl in der Dunkelheit, die ihr Leben umhüllt hatte, und zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit erlaubte sie sich den Luxus der Hoffnung. Hoffnung, dass vielleicht, nur vielleicht, es einen Ausweg aus dem endlosen Kreislauf von Missbrauch und Vernachlässigung gab, den sie ihr ganzes Leben lang gekannt hatte.
Dominics Aura war für sie ein komplexes Rätsel; er war sowohl furchteinflößend als auch tröstlich. Da war eine unbestreitbare Stärke in ihm, eine Kraft, die unter der Oberfläche zu pulsieren schien, kontrolliert und gezielt. Doch in seinen Handlungen ihr gegenüber hatte es eine unbestreitbare Sanftheit gegeben, eine Freundlichkeit, die nicht zu der gefährlichen Ausstrahlung passte, die er sonst verströmte. Dieses Paradoxon faszinierte sie, zog sie an, auch wenn ihre Instinkte Vorsicht schrien.
Während sie zwischen Wachsein und Schlafen driftete, ertappte sich Ava dabei, heimlich zu wünschen, dass Dominic sie nicht nur vor den Tyrannen in der Schule oder der Verachtung ihrer Familie retten könnte, sondern vor ihrem ganzen Leben. Es war ein törichter Gedanke, tadelte sie sich selbst, die Art von Fantasie, die ein Kind hegen könnte, nicht eine Frau am Rande des Erwachsenseins. Doch in der Dunkelheit ihres Zimmers, mit der Nacht, die sich endlos vor ihr erstreckte, war es ein Wunsch, den sie nicht unterdrücken konnte.
Sie dachte über die kurzen Momente nach, die sie geteilt hatten, die Art, wie er sie angesehen hatte – nicht mit Mitleid, sondern mit einem echten Wunsch zu helfen. Seine Stimme, fest, aber beruhigend, schien in der Stille ihres Zimmers zu widerhallen, eine Erinnerung daran, dass Freundlichkeit existierte, selbst in den unerwartetsten Formen.
Dominic hatte ihr einen Einblick in eine Welt gewährt, die sich stark von ihrer eigenen unterschied, in der Stärke nicht gleichbedeutend mit Brutalität war und Macht zum Schutz eingesetzt werden konnte, nicht nur zum Schaden. Es war gefährlich, sich einen Retter in der Gestalt eines Mannes zu wünschen, der mit der Mafia verstrickt war. Doch als Ava die Augen schloss und dem Schlaf nachgab, war es ein Wunsch, den sie festhielt, eine geheime Hoffnung, dass in der Dunkelheit ihres Lebens vielleicht doch ein Funken Licht darauf wartete, entzündet zu werden.