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Kapitel 1

Das erste Licht der Morgendämmerung hatte den Horizont noch nicht durchbrochen, als Ava sich auf der abgenutzten Matratze regte, die sich gegen die kalte Umarmung des Kellers schmiegte. Die Dunkelheit war eine dicke Decke, die sich um sie legte und nur widerwillig losließ, als ob selbst die Schatten verstanden, dass der Schlaf ihr nur wenig Trost vor den harten Wahrheiten des Tageslichts bot. Das Summen des Wasserboilers, ein ständiges, leises Dröhnen im Hintergrund, erinnerte sie an ihre unaufhörlichen Begleiter—Einsamkeit und Kälte.

Ava streckte sich, ihre Glieder steif von der unnachgiebigen Härte ihres Bettes, die Federn stachen durch die Matratze wie bösartige, stechende Erinnerungen an ihre Realität. Jede Bewegung war mechanisch, ein Ritual, das sich in ihr Muskelgedächtnis eingeprägt hatte durch Jahre der Wiederholung. Doch mit jedem Strecken bereitete sie sich vor, nicht gegen die Kälte, die über Nacht in ihre Knochen gesickert war, sondern für den Tag, der vor ihr lag—ein Tag wie jeder andere, gefüllt mit undankbaren Aufgaben und unausgesprochenen Misshandlungen.

Ihr Schlafzimmer war ein kleiner, schattiger Raum, in dem die Hoffnung kaum flackerte, ähnlich wie das schwache Licht der einzigen Glühbirne, die sich mühte, die Dunkelheit ihres Kellerzimmers zu durchdringen. Der Raum, wenn man ihn so nennen konnte, war ein bloßer Nachgedanke, aus altem Sperrholz gebaut und in der Kälte des Kellers versteckt, unangenehm nah am unaufhörlichen Summen und der Wärme des Wasserboilers—die einzige Wärmequelle in ihrem kalten, trostlosen Zufluchtsort. Die unfertigen und unnachgiebigen Wände flüsterten Geheimnisse eines ungelebten Lebens, die Einsamkeit widerhallend, die sich wie die abgenutzten Decken über sie legte, die sie nachts kaum warm hielten.

Als Jüngste von sechs Kindern und das einzige Mädchen war sie die Unbemerkte, die Vergessene, eingebettet in die kalte Umarmung eines Haushalts, der sie nie wollte. Schon im zarten Alter des Verstehens lernte Ava, dass ihr Platz nicht neben ihrer Familie war, sondern unter ihnen, als der abgenutzte Teppich, auf dem sie achtlos herumtraten.

Jeden Morgen erwachte Ava vom kalten Kuss des Betonbodens, eine scharfe Erinnerung an ihre Realität. Die Kälte drang tief in ihre Knochen, ein ständiger Begleiter zu den Schmerzen von einem Bett, das zu hart war, und Träumen, die zu schwer für ein Mädchen ihres Alters waren. Ihre Hände, rau und abgenutzt von den endlosen Hausarbeiten, trugen die Last eines Lebens in Dienerschaft für eine Familie, die sie nur als Verpflichtung sah, als Fehler, der als Tochter getarnt war.

Ihr Atem bildete kleine Wolken in der kalten Luft, als sie sich aufsetzte, die Decke—ein abgenutztes Ding, das bessere Tage gesehen hatte—rutschte von ihrem schlanken Körper. Sie hielt einen Moment inne, gönnte sich die kleinste aller Pausen, einen einzigen, flüchtigen Moment, in dem sie nur Ava war, nicht die Dienerin, nicht die unerwünschte Tochter, nur ein Mädchen am Rande des Frauseins, das Träume hegte, die zu groß für den Keller waren, der sie gefangen hielt.

Aber Träume waren gefährlich, erinnerte sie sich, ein Luxus, den sie sich in ihrer Welt nicht leisten konnte. Mit einem Seufzer, der das Gewicht ihrer unausgesprochenen Sorgen zu tragen schien, erhob sich Ava. Ihre Füße trafen auf den kalten Betonboden, ein harscher Empfang zum Beginn ihres Tages. Sie griff nach dem dünnen Morgenmantel, der an einem Nagel neben ihrem Bett hing, sein Stoff abgenutzt vom Gebrauch, aber geschätzt, eines der wenigen Besitztümer, die sie ihr Eigen nennen konnte.

Lautlos tappte sie durch den Raum zu dem kleinen, rissigen Spiegel, der an der Wand hing, ein Relikt aus einer vergangenen Ära. Das Mädchen, das ihr entgegenblickte, schien älter als ihre Jahre, ihre leuchtend grünen Augen hielten Geschichten, die niemand lesen wollte, Schatten darunter sprachen von unruhigen Nächten und ungeweinten Tränen.

Tief durchatmend, stählte sich Ava, rief die Kraft aus ihrem Inneren hervor, ein Ritual so notwendig wie die Atemzüge, die sie nahm. Heute würde sich nicht von den anderen Tagen unterscheiden; sie würde durchhalten, wie sie es immer getan hatte. Mit einem letzten Blick auf ihr Spiegelbild, einem stummen Versprechen an das Mädchen im Spiegel, drehte sie sich um und stieg die Treppe hinauf.

Das Haus oben war still. Der Rest ihrer Familie schlief noch, glücklicherweise in tiefem Schlummer, unbewusst von der Welt und der Tochter, die wie ein Geist durch die Räume schlich.

Avas Schritte waren leicht, geübt in der Kunst der Unsichtbarkeit, als sie sich auf den Weg in die Küche machte. Der Tag erwartete sie, mit ihm der endlose Kreislauf von Dienst und Schweigen. Doch in ihr flackerte leise Trotz, eine Erinnerung daran, dass sie, obwohl unsichtbar, nicht verschwunden war. Noch nicht.

Ava bewegte sich mit leiser Effizienz in der Küche, eine Art Ballett, choreografiert durch Notwendigkeit und jahrelange Übung. Das Brutzeln des Specks erfüllte die Luft, eine Symphonie aus Klang und Geruch, die unter anderen Umständen tröstlich hätte sein können. Neben dem Speck blubberten Pfannkuchen auf der Grillplatte, ihre goldenen Ränder knusperten zur Perfektion. Gleichzeitig köchelten Eier sanft in einer Pfanne, das Versprechen eines herzhaften Frühstücks lag vor ihr—ein Festmahl, das sie sorgfältig zubereitete, aber nie selbst genießen würde.

Als sie einen Pfannkuchen wendete, stieg ein Gefühl des Stolzes in ihr auf. Die Fähigkeit, etwas Perfektes und Einfaches zu schaffen, war eine kleine Sache. Ava fühlte in diesen Momenten einen Hauch von Zufriedenheit, eine flüchtige Flucht aus ihrer harten Realität. Sie deckte den Tisch mit fast ehrfürchtiger Sorgfalt, arrangierte die Teller und Bestecke mit Präzision, jede Bewegung ein stilles Zeugnis ihrer Widerstandskraft, ihrer Fähigkeit, Anmut in der ihr auferlegten Dienerschaft zu finden.

Der Moment des Friedens zerbrach mit Kevins abruptem Eintritt, ihrem ältesten Bruder. Seine Anwesenheit füllte die Küche, ein drohender Schatten, der die Wärme, die Ava geschaffen hatte, sofort dämpfte. Seine Augen, kalt und abweisend, musterten das Frühstück mit einem Verachtungsausdruck, der Avas Herz sinken ließ.

"Das nennst du Frühstück?" Kevins Stimme war ein höhnisches Zischen, triefend vor Verachtung. Ohne auf ihre Antwort zu warten, nahm er einen Pfannkuchen, inspizierte ihn wie ein Stück fragwürdigen Müll, sein Gesicht verzog sich zu einem Ausdruck des gespielten Ekels. "Erwartest du, dass ich diesen Mist esse?"

Avas Hände zitterten leicht, der Pfannenwender in ihrer Hand fühlte sich plötzlich schwer an. Sie wusste es besser, als zu antworten, ihre Bemühungen zu verteidigen. Schweigen war ihr Schild, wenn auch ein schwaches, gegen Kevins Grausamkeit.

"Nicht einmal ein streunender Hund würde das anrühren," fuhr er fort, seine Worte schnitten durch den dünnen Schleier des Stolzes, den Ava sich erlaubt hatte. Mit einer absichtlichen, grausamen Bewegung schob Kevin den Teller mit den Pfannkuchen vom Tresen, das Geschirr zerschellte auf dem Boden mit einem Knall, der wie Donner in der morgendlichen Stille widerhallte.

Das Geräusch schien etwas in Kevin zu entfachen, eine grausame Befriedigung, die wuchs, als er seinen Blick wieder auf Ava richtete. "Wertlos, genau wie alles andere, was du tust." Seine Hand schoss vor, erwischte Ava unvorbereitet, die Wucht seines Stoßes ließ sie neben dem zerbrochenen Teller auf den Boden stürzen, ihre Wange streifte die kalten Fliesen, die Überreste ihrer harten Arbeit verstreut um sie herum wie eine Verspottung.

Tränen stiegen in ihre Augen, aber Ava weigerte sich, sie fallen zu lassen. Liegend inmitten der Trümmer ihrer Bemühungen, fühlte sie einen vertrauten Schmerz, eine Erinnerung an ihren Platz in diesem Haushalt.

Der Missbrauch war nicht immer physisch, aber er hinterließ dennoch Spuren—Narben auf ihrem Herzen, die tiefer und schmerzhafter waren als jede Prellung. Worte wie Dolche, achtlos geworfen, fanden ihr Zuhause in Avas Brust, jede ein schmerzhaftes Erinnern an ihre Unwürdigkeit. "Unerwünscht," schienen sie zu flüstern, "ungeliebt."

Mit dem Herzen fest in ihrer Kehle kehrte Ava die Überreste ihres Stolzes zusammen, zusammen mit den zerbrochenen Stücken des Frühstückstellers. Das Chaos, das Kevin hinterlassen hatte, war eine deutliche Erinnerung an ihren Platz im Schatten dieser Familie. Doch sie bewegte sich, um das zu retten, was vom Mahl übrig geblieben war, mit einer Widerstandskraft, die aus Jahren ähnlicher Morgen geboren war. Sie arrangierte leise die überlebenden Pfannkuchen, Eier und den Speck auf dem Tisch, ein stilles Angebot an eine Familie, die die Mühe dahinter nie anerkennen würde.

Ohne auf Anerkennung oder Dank zu warten, den sie wusste, dass er nie kommen würde, zog sich Ava in den Keller zurück, das Echo ihrer Schritte ein hohler Begleiter. Das Heiligtum ihres schwach beleuchteten Zimmers begrüßte sie mit seiner vertrauten Kälte, eine Erinnerung an die Einsamkeit, die sie sowohl schmerzte als auch tröstete. Dort, in der Stille ihres eigenen Raumes, erlaubte sie sich einen Moment—einen einzigen, flüchtigen Moment—um die Scherben ihrer Fassung zu sammeln, um die Rüstung wieder aufzubauen, die sie gegen die Welt oben trug.

Sie zog sich hastig an, wählte abgenutzte, aber saubere Kleidung, der Stoff weich von zu vielen Wäschen. Ava stand einen Moment vor dem kleinen, rissigen Spiegel, ihr Spiegelbild eine geisterhafte Ähnlichkeit des Mädchens, das sie in einem anderen Leben hätte sein können. Mit geübter Hand bändigte sie ihr Haar zu einer Art Ordnung, jeder Strich eine leise Entschuldigung an sich selbst für den bevorstehenden Tag.

Der Rucksack, der ihre Schulbücher hielt, war an den Rändern ausgefranst, aber sorgfältig gepflegt, wurde mit vertrautem Gewicht über ihre Schulter geschwungen. Er war sowohl eine Last als auch ein Versprechen, ein Symbol der Träume, die in der Dunkelheit flackerten, hartnäckige Funken, die sich weigerten, von ihrer Realität ausgelöscht zu werden.

Als sie den Keller verließ, warf Ava einen letzten Blick zurück auf das Haus, das sich nie wie ein Zuhause anfühlte. Die Stille des frühen Morgens war ein Schleier, der die Unruhe verbarg, die innerhalb seiner Wände lag. Mit jedem Schritt weg von der Tür nahm eine leise Entschlossenheit in ihr Wurzeln, ein stilles Gelübde, dass dies eines Tages eine ferne Erinnerung sein würde.

Der Weg zur Schule war eine Reise, die sie allein machte, ein Pfad, der von den Echos ihrer Gedanken durchzogen war. In der Schule trug sie ihre Unsichtbarkeit wie eine Rüstung, obwohl es eine Rüstung war, die schwer auf ihren jungen Schultern lastete. Auch dort war sie der Geist unter den Lebenden, gesehen, aber unbeachtet, ihre Anwesenheit nur dann anerkannt, wenn es anderen diente. Freundschaften waren fremde Wesen, Liebe noch mehr. Ava bewegte sich durch ihre Tage wie ein Schatten, fürchtend das Licht, damit es sie nicht entblößte, für das, was sie wirklich fühlte—nichts.

Heute, wie jeden Tag, würde sie durch den Schmerz lächeln, Trost in den Randnotizen ihrer Schulbücher finden und von einer Welt jenseits der Grenzen ihrer Realität träumen—eine Welt, in der sie gesehen, gehört und geschätzt wurde. Wie jeden Tag würde Ava heute durchhalten, denn in ihr brannte die unstillbare Hoffnung auf etwas mehr.

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