




Kapitel 2 Das ist nicht ihr Ehemann!
Ellie kam nach Hause und das Erste, was sie tat, war den Fernseher einzuschalten. Jahre des Alleinlebens hatten dies zu einem Ritual gemacht. Der Lärm ließ die Wohnung weniger wie eine Geisterstadt wirken.
Sie warf ihre Tasche auf das Sofa und öffnete die Fenster, um frische Luft hereinzulassen, bevor sie unter die Dusche ging. Es war Sommer, also ließ sie das Wasser lauwarm, aber bald war das Badezimmer dampfig.
Mit einem Handtuch um den Kopf gewickelt, wischte sie sich das Wasser aus dem Gesicht. Der Spiegel war völlig beschlagen, sodass ihr Spiegelbild wie ein verschwommener Fleck aussah. Plötzlich dachte sie an den Typen aus dem Bus, und dann tauchte ihr Ehemann George in ihren Gedanken auf, wie er im Sonnenlicht nickte.
Warum hing sie an ihm und alten Erinnerungen fest? Ellie runzelte die Stirn, schüttelte den Kopf und spülte das Duschgel ab, bevor sie aus der Dusche stieg.
Wie ein Uhrwerk ließ sie sich auf das Sofa fallen und starrte in den Fernseher, während die Brise vom Balkon ihr Haar trocknete. Ehe sie sich versah, war es schon zehn Uhr, und sie wurde schläfrig. Aber anstatt sich ins Schlafzimmer zu schleppen, lehnte sie sich einfach auf dem Sofa zurück und schloss die Augen. Sie konnte sich nicht einmal erinnern, wann es angefangen hatte, aber auf dem Wohnzimmer-Sofa einzuschlafen, war zu ihrer Gewohnheit geworden. Der Fernseher und die Lichter blieben an, bis sie am nächsten Morgen aufwachte, benommen und bereit für die Arbeit.
Halb im Schlaf fand sich Ellie wieder im Bus. Es war dunkel draußen, aber die Straßenlaternen leuchteten hell. Jemand setzte sich neben sie, und sie hatte dieses seltsame Gefühl von Déjà-vu. Sie drehte den Kopf und, bam, da war ihr Ehemann George. Sie war sowohl verwirrt als auch irgendwie begeistert.
"Seit wann bist du zurück?!" platzte sie heraus.
George sagte kein Wort. Er lächelte nur leicht, nahm seine leicht ramponierte silberne Brille ab und lehnte sich näher zu ihr. Sein Gesicht wurde immer größer in ihrem Blickfeld, seine Augen verengten sich auf diese intensive Weise, und seine kühlen, sexy Lippen waren fast an ihren.
Ihr Herz machte einen kleinen Sprung, und sie fühlte sich ein wenig panisch. Schnell legte sie eine Hand auf seine Brust und lehnte den Kopf zurück, um etwas Abstand zwischen ihnen zu halten.
"Sei nicht albern, wir sind im Bus..." flüsterte sie, aber George tat so, als hätte er nichts gehört. Er küsste sie heftig, seine Hand glitt ihr Bein hinauf, hob ihren Rock und wurde viel zu vertraut.
Sie fühlte eine Mischung aus Verlegenheit und Schüchternheit, wich seinen Lippen aus und schaute weg. Ihre Hand, die gegen seine Brust gedrückt hatte, griff schnell nach seiner wandernden Hand.
Es waren andere Passagiere um sie herum, aber es war, als wären sie unsichtbar. Ihre Gesichter waren alle verschwommen, und sie konnte Georges Hand nicht davon abhalten, ihre inneren Oberschenkel hinaufzukriechen. Ihr Unterbauch kribbelte, und ihr Körper reagierte, aber sie wusste, dass das ein großes No-Go war.
Sie drehte sich um, bereit, ihm zu sagen, er solle aufhören, aber das Gesicht, das sie anstarrte, sah nur ein bisschen wie das ihres Mannes aus. Das war nicht George!
Ellie schreckte auf, nahm einen tiefen Atemzug und öffnete weit die Augen. Sie war zurück auf dem Sofa, und alles, was gerade passiert war, war nur ein Traum. Die anhaltende Unruhe aus dem Traum ließ sie sich ein wenig schämen.
Es war nicht nur, weil sie einen heißen Traum hatte, sondern weil es um einen Mann ging, den sie nur einmal getroffen hatte. Ganz aufgewühlt setzte sie sich auf, griff nach dem halb vollen Glas Wasser auf dem Tisch, nahm einen Schluck und warf einen Blick auf die Wanduhr über dem Fernseher. Es war 1:46 Uhr, noch früh vor der Morgendämmerung.
Nach einer Weile begann die Panik zu verblassen, aber dieses massive, unerklärliche Gefühl der Leere kroch in ihr hoch, kratzte an ihrer Brust und ließ sie sich unwohl fühlen. Wie lange war George schon auf seiner Geschäftsreise? Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an – vielleicht schon zwei Monate. Er hatte letzte Woche angerufen, aber immer noch keine Neuigkeiten...
Ellie seufzte, schloss für einen Moment die Augen und öffnete sie dann wieder. Sie stand auf, den Becher in der Hand, und ging zum Wasserspender. Gerade als sie dort ankam, hörte sie das Geräusch des Türschlosses, das sich drehte.
Sie erstarrte, drehte schnell den Kopf zum Eingang. Die Tür knarrte auf, ihr Herz setzte einen Schlag aus, gefolgt vom Klirren der Schlüssel und dem Zuschlagen der Tür.
"Schatz?" rief sie leise, ihre Stimme von Unsicherheit durchdrungen.