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3. Dieser eine Kuss

„Wann haben Sie Ihre erste Million gemacht?“ Emara liest eine weitere Frage von ihrem Notizblock und schaut neugierig zu mir auf.

Ich grinse.

Das ist die Frage, auf die ich gewartet habe!

„Am 5. Mai 2021 habe ich meine erste Million gemacht.“ Meine Stimme klingt arrogant, aber das stört mich nicht. Denn ich habe mir meine Arroganz verdient.

„Eigentlich, korrigieren Sie das zu ‚wir‘. Wir haben unsere erste Million damals gemacht.“ Ich mache ein paar Änderungen, da ich mich daran erinnere, dass dieses Interview gedruckt und von Millionen gelesen wird.

Und es ist wahr.

„Ich bin wirklich gesegnet mit einem außergewöhnlichen Team und großartigen Kollegen, die sich einer gemeinsamen Vision verschrieben haben, diese Welt durch Innovation und Technologie zu verändern. Es war ein bemerkenswerter Meilenstein in der Geschichte eines jeden Unternehmens, und ich glaube, dass noch viele weitere folgen werden.“

Ich schaue sie an und sehe ihre verträumten Augen auf mir, aber doch nicht auf mir. Ihre haselnussbraunen Augen starren mich mit Bewunderung an, etwas, das ich oft sehe, wenn Menschen mich zum ersten Mal treffen.

Aber es ist nicht nur Bewunderung in ihren Augen, es ist ein warmes Gefühl des Verlangens. Es passiert, wenn ein Subjekt die Merkmale des anderen Geschlechts bewertet und sie als potenziellen Partner in Betracht zieht.

Es ist Wissenschaft. Es steht alles in Büchern.

Plötzlich weiten sich ihre haselnussbraunen Augen, als hätte sie meine Gedanken gehört. „Oh, ja. Ähm...“ Emara beißt sich auf die Lippen und schaut auf ihren Notizblock, um ihr gerötetes Gesicht zu verbergen.

Ein kleines Lächeln erscheint auf meinem Gesicht, als ihre schlanken Finger durch die Papiere blättern und verlegen nach ihrer Seite suchen.

Ich konnte nicht anders, als ihr panisches Gesicht zu bewundern. Ihre Wangen sind gerötet und ihre Lippen haben einen natürlichen rosa Farbton, als hätte sie sie hundertmal gebissen.

Unbewusst lecke ich mir die Lippen und erinnere mich an den süßen Geschmack ihrer Lippen, der sogar mein inneres Biest in die Knie gezwungen hat.

Dieser eine Kuss.

Dieser eine verhängnisvolle Kuss hat mich alles gekostet.

Ich dachte, sie wäre ein süßes Kaninchen, aber sie entpuppte sich als listiger Fuchs.

Emara schiebt eine Haarsträhne hinter ihr Ohr, während sie liest: „Ihre Ehrlichkeit darüber, in keine illegalen Polizeifälle verwickelt zu sein... Halten Ihre Behauptungen über Ihre weiße Weste wirklich stand?“

Was hat sie gerade gesagt?

Wut fließt wie Blut durch meine Adern, als ich das Mädchen anstarre, das gerade den Käfig meines schlafenden Biests gerüttelt hat.

Meine Brust schwillt an, ein Knurren grollt in mir, und plötzlich fühle ich mich nicht mehr wohl in meinem maßgeschneiderten Baumwollanzug, der mein Tier daran hindert, herauszukommen.

Er erstickt mich.

Emara erstarrt an ihrem Platz. Ihre Augen folgen meiner Bewegung, als ich meine Hand hebe und auf die Pausentaste des Rekorders drücke.

Angst kriecht über ihr Gesicht, sie sieht aus wie ein Vogel mit gebrochenen Flügeln, gefunden von einem Rudel hungriger Hyänen.

Sie hat wirklich einen Todeswunsch.

„Willst du mich verarschen, Emara?“ Ich atme scharf ein. Ich halte meine Nerven zusammen, um nicht ihren Hals zu packen und zuzusehen, wie ihr Leben in meinen Händen erlischt.

Das Blut weicht aus ihrem Gesicht. „I-Ich-nein. Es ist nicht meine Frage-es steht hier geschrieben.“ Sie flattert panisch, versucht zu entkommen.

„Ich werde keine grundlosen Gerüchte beantworten, mit denen sich mein Rechtsteam befasst. Das ist nichts, worauf ich meine Zeit verschwenden würde.“ Ich knurre vor Wut, bevor ich den kleinen Knopf am Rekorder drücke.

Die Dreistigkeit dieses Mädchens, mir diese Frage zu stellen, wo sie doch der Grund für die Zerstörung meines Lebens war.

Und meines verdammten Verstandes!

„Ja, tut mir leid.“ Sie murmelt schwach und versteckt ihr Gesicht in den Vorhang ihrer Haare, während sie auf ihr Notizbuch schaut.

Ein Stirnrunzeln kriecht auf meine Stirn, während meine Finger jucken, ihr Haar aus ihrem Gesicht zu streichen.

Was meinte sie damit, dass das nicht ihre Fragen sind, und was zum Teufel macht sie hier?

„Wie viel Vertrauen haben Sie, dass in naher Zukunft Künstliche Intelligenz die Welt übernehmen wird?“

Ich atme tief ein. Meine Nase nimmt einen süßen Lavendelduft wahr und ich fühle mich, als würde ich mich ihm nähern.

Ihr nähern.

Emara starrt mich an. Den Schöpfer und CEO der HighBars System Firma.

„Zum Beispiel, betrachten Sie KI wie das Internet. Im Jahr 1995 waren nicht viele Menschen im Internet und sie glaubten, dass diese Online-Sache nur eine Modeerscheinung sein würde.“

Ein Schub von Ego durchströmt mich, als ich in den Techno-Stealth-Modus wechsle und ihr ein Stück meines Verstandes gebe.

„Und jetzt ist es so, dass man ohne Menschen leben kann, aber nicht ohne Internet. Das System hat sich in Ihr Leben infiltriert wie eine Notwendigkeit. Ich glaube, dass KI in der Zukunft eine Notwendigkeit sein wird. Es hat bereits begonnen. Unsere Telefone, Uhren, Computer sind jetzt so konzipiert, dass sie mit KI und maschinellem Lernen programmiert werden. Es ist wie Blut und Adern, man kann keines von beiden aus seinem System trennen.“

Ihre haselnussbraunen Augen starren mich mit dem gleichen bewundernden Blick an, den ich oft bei Menschen sehe, wenn sie mit mir sprechen.

„Das ist interessant.“ Sie nickt unterstützend.

„Das ist es.“ Stolz kriecht auf meine Nase. „Viele Menschen sehen nicht, dass es ein Multi-Milliarden-Dollar-Bonanza ist, aber nur mit der richtigen Technologie.“

Ich lehne mich zurück und beobachte, wie sie aufmerksam die Seiten umblättert. Meine Augen wandern über ihren langen, schwanenähnlichen Hals und ich rolle meine Zunge in meinem Mund.

Tiefe Schlüsselbeine mit einer Schicht leuchtender Haut darauf ließen mich irgendwie fühlen, dass mir etwas in meinem Leben fehlt.

Nicht ein Schlüsselbein. Sondern jemand mit schönen Schlüsselbeinen.

„Sie sind Absolvent der Washington University, Fachbereich Wissenschaft und Innovation.“

Ich kehre in mein Büro zurück, als ich ihre Stimme höre. „Als Waise- Sie sind ein Waisenkind?“ Ihre Augen weiten sich in einem Zustand absoluter Schock.

Meine Finger ballen sich langsam zu einer Faust, als etwas mein aufgebautes Ego zerkratzt. Es sind die Erinnerungen und Erniedrigungen aus der Vergangenheit.

Bastard! Mein Spitzname aus der Schule.

Hurenkind. Ein weiterer Spitzname.

Meine Brust bebt, als ich tief einatme, bevor ich sage: „Ja, Miss Stone. Ich wurde im Alter von zwei Jahren in ein Waisenhaus gebracht. Es ist in öffentlichen Aufzeichnungen verfügbar.“

Es ist überall verfügbar, die Geschichte, wie meine Mutter mit einem verheirateten Mann geschlafen hat und mit mir schwanger wurde.

„Ich... wusste das nicht.“ Emara flüstert leise und ich hasse es. Der Blick des Mitleids in ihren Augen. Der Blick, den mir jeder gibt.

Ich hasse es verdammt nochmal!

Ich will keine melancholischen Worte über meine Kindheit hören. Es ist schlimmer als Flüche zu hören.

„Als Waise, wie haben Sie es geschafft, diese hochpreisige Ausbildung zu erreichen?“ Sie liest aus ihrem Buch.

„Stipendien und Teilzeitjobs deckten meine Ausgaben.“ Ich antworte emotionslos. Ich will dieses Interview und sie ein für alle Mal hinter mich bringen.

„Was war Ihr erster Job?“

„Ich habe in einer Hundebäckerei gearbeitet.“

Warum geht sie so schnell voran?

„Planen Sie, Ihr eigenes Produkt zu produzieren, anstatt nur Dienstleistungen für Technologieriesen anzubieten?“ Emara fragt, ohne mich auch nur anzusehen, und es bringt mein Gehirn noch mehr zum Ticken.

„Ich habe noch nicht so weit gedacht.“ Ich antworte trocken und mag es nicht, wie verzweifelt sie versucht, dieses Interview zu beenden.

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