




Kapitel 3 Nebenan liegende Gefahr
"Jessica, hast du unserem CEO eine Hypnotherapie-Sitzung gegeben?"
Jessica trat heraus und begegnete Cassie.
"Ja, er hat Schlafprobleme und verlässt sich zunehmend auf Psychotherapie," sie warf einen Blick auf den Kaffee in Cassies Hand und schüttelte mit einem schiefen Lächeln den Kopf, "Versuch ihm nach zwei Uhr nachmittags keinen Kaffee mehr zu geben; er hat ernsthafte Neurasthenie."
"Herr Hearst braucht jeden Tag Kaffee... Ich fürchte, er wird nicht auf mich hören. Würdest du mit ihm darüber sprechen, Jessica?"
Jessica war mittlerweile eine feste Größe im Unternehmen, regelmäßig im Büro des CEO anzutreffen, wo sie stundenlang ungestört blieben, was Gerüchte aufkommen ließ, dass ihre Beziehung nicht rein beruflich sei – vielleicht sogar romantisch.
Ihre Interaktionen mit der Sekretärin sprachen Bände; manche Dinge hatten bessere Chancen, wenn sie von Jessica kamen.
"Klar, ich werde ihn daran erinnern," bot Jessica an, ihre Neugier geweckt über die Frau, die sie gesehen hatte. "Übrigens, wer war die Frau, die vorhin reingegangen ist?"
"Sie ist Herr Hearsts Anwältin. Überraschend jung, nicht wahr?"
"Ja, und ziemlich attraktiv," dachte Jessica.
...
'Bis heute Abend?'
Ashley überlegte über diese letzten Worte, eine bittere Ironie setzte sich in ihr fest. In ihrer Erinnerung an ihre Ehe war seine Abwesenheit tiefgreifend; keine Anrufe, keine Nachrichten und kein Nachhausekommen. Abgesehen von ihren Namen zusammen auf einer Heiratsurkunde und ihren gelegentlichen körperlichen Verstrickungen, hätte er genauso gut ein Fremder sein können.
Und jetzt war er hier, spielte den hingebungsvollen Freund, der nach der Arbeit nach Hause kommt.
Es war nicht so, dass es ihm an Zärtlichkeit mangelte; er entschied sich nur, sie mit jemand anderem zu teilen.
Damian saß ihr gegenüber, die Beine übereinandergeschlagen, seit dreißig Minuten in Papierkram vertieft, ihre Anwesenheit völlig ignorierend.
Ashley nahm ihre Handtasche und sagte, "Sieht so aus, als wärst du heute beschäftigt. Ich komme ein anderes Mal wieder."
Endlich landete Damians eisiger Blick auf ihr. Anstatt zu antworten, fragte er, "Und wie viel kostet dein rechtlicher Rat? Genug, um deine Bedürfnisse zu decken?"
Obwohl sie seine harschen Worte erwartete, trafen seine persönlichen Sticheleien immer noch einen Nerv. Mit einem schiefen Lächeln konterte Ashley ebenso kühl, "Wenn Herr Hearst bereit ist, mehr ist immer besser. Ist das nicht, worum es im Rechtsberuf geht; seinen Lebensunterhalt zu verdienen?"
Plötzlich griff Damian zu, seine Finger umklammerten ihr zartes Kinn, "Du willst Geld? Gibt es keinen besseren Weg? Verbring eine Nacht mit mir. Das ist viel mehr wert als jede Anwaltsgebühr."
Ashleys Augenbrauen zogen sich zusammen, "Herr Hearst, wir sind nicht mehr Mann und Frau. Was du tust, könnte als Belästigung angesehen werden."
"Oh? Jetzt Grenzen setzen?"
Sie packte sein Handgelenk, drehte und kämpfte. Sie hatte vielleicht nicht seine Stärke, aber sie war wendig. Sich windend, befreite sie sich aus seinem Griff. "Du wolltest die Scheidung, du hast die Grenzen gesetzt, und jetzt kommst du wieder an. Was ist das Spiel? Versuchst du, eine vergangene Romanze neu zu entfachen?"
"Stopp!"
Sie wollte gehen, aber er manövrierte schnell um den Stuhl herum, sein langer Arm umschlang ihre Taille, und mit einer Drehung wurde sie gegen die Wand geworfen.
Als ihre Augen sich öffneten, sah sie in das Gesicht seiner Wut.
"Warum weglaufen? Denkst du, du kannst dieses Büro verlassen, nachdem ich dich gefunden habe?"
"Was willst du damit sagen?"
"Denk nach. Warum habe ich die Scheidung verlangt?"
Ashley musste ein Lachen unterdrücken, "Seit wann brauchst du einen Grund zu handeln? Aber wenn du auf einen bestehst, dann ist es, weil du einfach abscheulich bist!"
Ihre Worte entfachten Damians Zorn. Plötzlich war er über ihr, seine Lippen pressten sich gegen ihre, seine Zähne fingen ihre unaufhörlich bewegende Zunge, seine Wut floss in den Kuss, biss und rollte ihre Lippen, jede Bewegung eine tiefere Invasion ihres Mundes.
"Uh! Lass... los..."
Damian drückte ihre sich wehrenden Hände gegen die Wand, sein Körpergewicht presste sich auf ihren weicheren Körper, die harte Kante seiner Gürtelschnalle rieb gegen ihre Haut.
Ashleys Lippen begannen anzuschwellen, der salzige Geschmack von Blut überwältigte ihren Mund. Gerade als sie dachte, sie könnte ersticken, ließ er sie los, unzufrieden. "Ashley, du törichte Frau!"
Sie holte scharf Luft durch den Schmerz und fluchte innerlich. Was zum Teufel stimmte nicht mit diesem Mann?
"Damian, ich muss wirklich 'verdammt töricht' gewesen sein, dich jemals geheiratet zu haben!"
Sie war drei Jahre lang in der Höhle der Hearst-Familie gefangen gewesen, einem Ort so gefährlich wie ein Wolfsbau, wo die Tage Erinnerungen waren, die sie lieber vergessen würde.
"Fein... fein..." Damian versuchte, die Flamme in sich zu unterdrücken, indem er das Wort zweimal wiederholte.
"Damian, du bist der CEO von KM, umgeben von Reichtum und Frauen. Warum belästigst du mich?"
Warum belästigte er sie, nachdem er sie beiseite geworfen hatte? War seine Unzufriedenheit so tief, dass er sie weiterhin quälen musste? Aber jetzt konnte Ashley nur annehmen, dass Damian das Interesse verloren hatte, sie überhaupt anzufassen.
Sie sah zu ihm auf, ihre Augen trotzig und ihr Lachen noch trotziger, als sie seinem blutdürstigen Blick begegnete.
Sein Griff verstärkte sich, als wollte er ihr Kinn zerquetschen. "Du solltest keine Spielchen vor mir spielen. Du weißt, was mit denen passiert, die sich mir widersetzen."
Trotz der Schmerzen richtete sie sich auf, ihre Haltung wurde kälter. "Wie das, was mit meinem Bruder passiert ist?"
Das Schicksal ihres Bruders und Vaters war ein ständiger Schmerz für Ashley, eine selbst zugefügte Wunde. Das stimmte, aber wenn Damian sich nicht eingemischt hätte, wären sie dann so geendet?
"Du!"
"Dumpf!"
Instinktiv schloss Ashley die Augen und bereitete sich auf die Ohrfeige vor, die sie von Damian in seinem Zorn erwartete. Stattdessen kam das dumpfe Geräusch von der Wand hinter ihrem Kopf.
Damian, bekannt für seine Selbstbeherrschung, wurde durch ihre Stichelei innerlich in ein Meer aus Wut geworfen, und anstatt sie zu schlagen, krachte seine Faust gewaltsam gegen die Wand.
Seine Hand tropfte frisches Blut, die rote Flüssigkeit rann seine Finger hinunter, befleckte den weichen Teppich und spritzte auf ihre Schuhe.
Ein scharfer Schmerz durchbohrte Ashleys Herz. Sie fühlte sich plötzlich zu schwach, um auch nur das Gewicht eines einzigen Tropfens seines Blutes zu ertragen.
Ashley sah ihm direkt in die Augen, durchdrang die Röte seines blutunterlaufenen Blicks und sah die Wellen der Wut in ihm toben. "Und zu denken, Damian, Meister des Pokerface, könnte durch bloße Worte provoziert werden... Hast du ein schlechtes Gewissen?"
Seine Sehnen schwollen an seinem Hals, als er die Zähne zusammenbiss und wütend brüllte, "Zumindest lebt dein älterer Bruder noch."
Ashley brach in Lachen aus; harte, atemlose Kicherer. Sie rutschte an der Wand hinunter, bis sie auf dem Boden kauerte, zitternd vor Lachen. "Danke, dass du ihm das Leben gelassen hast," sagte sie zwischen Atemzügen. "Was für ein Jammer, manche werden die Sonne nie wieder sehen. Wecken dich deine Albträume nachts auf? Oh warte, kannst du überhaupt schlafen?"
Damians Blick fiel auf ihr tränenüberströmtes, aber lachendes Gesicht; eine gefährliche Schönheit. Der komplizierte Ausdruck minderte nicht ihre Reize.
Je schöner die Frau, desto tödlicher die Täuschung. Wie hatte er die gefährliche schwarze Rose, die all die Jahre neben ihm im Bett lag, nicht erkannt?
"Denkst du, du hast alle Spuren verwischt?"
Das Lachen verschwand von Ashleys Gesicht, als sie ihre zarten Finger über seine strich, das Rot färbte ihre Fingerspitzen. "Damian," sagte sie, seine Hände nachzeichnend, "das sind die Hände eines Mörders, nicht wahr?"
Er richtete seine Hose und hockte sich auf Augenhöhe mit ihr, biss jedes Wort mit absichtlicher Kraft heraus, "Mein einziger Bedauern ist, dass ich dein Leben nicht genommen habe."