




Kapitel 6 Schlechte Nachahmung
"Lauren, ich muss mit ihr reden. Geh du ins Wohnzimmer und hol dir ein Dessert," sagte Jasper, während er Lauren zur Tür führte und Ryan rief, um sie nach unten zu bringen.
Lauren warf einen besorgten Blick zurück. "Papa, sei nicht gemein zu ihr!"
Jasper zögerte einen Moment, schloss dann aber wortlos die Tür.
Drinnen spürte Adeline einen Stich im Herzen, als sie Lauren gehen sah. Sie stand auf, schaltete den Projektor aus und öffnete geschmeidig den Aufbewahrungsschrank. Sie zog eine rosa Decke heraus und breitete sie auf dem Bett aus, wobei sie das Kissen aufschüttelte.
Lauren liebte Rosa.
Nachdem sie aufgeräumt hatte, holte sie zwei weiche Kissen aus dem Schrank und platzierte sie am Kopfende des Bettes, um zu verhindern, dass die Kinder sich beim Schlafen den Kopf stießen.
Jasper drehte sich um und sah das. Der Anblick und ihre Handlungen ließen ihn glauben, er träume. Seine Frau hatte früher dasselbe getan.
In jedem Traum, wenn er nach Hause kam, sah er Adelines schöne und warme Gestalt.
Jasper ging schnell auf Adeline zu und packte ihr Handgelenk. "Bist du zurück? Ich..."
Adelines Herz raste. Sie holte tief Luft, hielt die aufsteigenden Emotionen kaum zurück und drehte sich lächelnd zu Jasper um. "Herr Foster, brauchen Sie etwas?"
Das Gesicht und die Stimme waren ihm fremd. Diese Erkenntnis holte Jasper in die Gegenwart zurück, sechs Jahre später. Fast wütend ließ er Adelines Hand los. "Wie heißt du?"
"Mein Name ist Adeline Wilson."
"Adeline?" Seine Augenbrauen zogen sich tief zusammen.
Adeline lächelte und nickte. "Ja, Adeline. Ich habe gehört, es ist derselbe Name wie der von Herrn Fosters Ex-Frau."
"Halt den Mund!" Der Begriff "Ex-Frau" schien einen Nerv zu treffen. Jasper wurde sofort wütend und starrte Adeline mit einem bösartigen Blick an. "Wir haben uns nie scheiden lassen. Sie ist meine Frau! Aber du, du benutzt den Namen meiner Frau und hast dich absichtlich beworben, um auf meine Tochter aufzupassen. Denk nicht, dass ich nicht weiß, was du vorhast!"
Adelines Lächeln drohte zu verschwinden. Also erinnerte sich Jasper noch an ihren Namen. Damals wollte er sie für jemand anderen tot sehen. Sie dachte, er hätte sie längst vergessen.
Jetzt schien es, als hätte er sie doch nicht vergessen. Fürchtete er nicht, in seinen Träumen von ihrem Tod heimgesucht zu werden?
Hass stieg in Adelines Herz auf. Sie spottete, "Herr Foster, das ist lächerlich. Jeder weiß, dass Ihre Frau vor sechs Jahren gestorben ist, und vor fünf Jahren hatten Sie bereits eine neue Verlobte, und Sie beide sind sehr verliebt." Der letzte Satz wurde fast durch zusammengebissene Zähne gesprochen, triefend vor Hass.
Jasper war einen Moment lang von ihrem Blick überwältigt, dann erkannte er seinen Fehler und wandte sein Gesicht gleichgültig ab. "Du scheinst sehr an meinen Angelegenheiten interessiert zu sein."
Adelines Lächeln war längst verschwunden. Sie starrte Jasper ruhig an. "Mehr über meinen Arbeitgeber zu wissen, ist besser, als nichts zu wissen, oder? Herr Foster, ich weiß nicht, was Sie vermuten, aber mein Name ist Adeline. Dass ich denselben Namen wie Ihre verstorbene Frau habe, tut mir leid, aber ich werde meinen Namen nicht nur für einen Job ändern, auch wenn es Sie stört."
Sie hob leicht eine Augenbraue. "Was die Bewerbung hier angeht, es ist nur ein kurzfristiger Job, den ich gut kann, und es war die kleine Prinzessin, die mich speziell ausgewählt hat, nicht ich, die sich absichtlich angenähert hat. Sie müssen nicht denken, dass ich irgendwelche Hintergedanken habe. Schließlich interessiere ich mich nicht für jeden Mann."
Jasper behielt ein strenges Gesicht und starrte Adeline an. Nach einer Weile sprach er mit leiser Stimme, "Dann lass mich dich nicht bei etwas erwischen, das du nicht tun solltest."
Er zögerte einen Moment, nicht wissend, warum er das Bedürfnis verspürte, der Frau vor ihm etwas zu erklären. "Adeline ist nicht meine verstorbene Frau. Sie ist meine Frau, und das war sie immer."
Adelines Körper versteifte sich. Nach einem Moment tat sie so, als würde sie zustimmend nicken, aber es wirkte etwas oberflächlich. "Sicher, Herr Foster. Was auch immer Sie sagen."
Jasper hielt einen Moment inne, dann ging er hinaus, als hätte er nichts gehört. Die Tür schloss sich langsam hinter ihm, und aus irgendeinem Grund fühlte er sich noch aufgewühlter.
Drinnen war Adeline, die Dienstmädchen, die Lauren ausgewählt hatte, eine vollständige Nachahmung seiner Frau. Aber gleichzeitig eine schlechte Nachahmung! Sie sah ihr in jeder Hinsicht ähnlich, und doch in keiner Weise, und erinnerte ihn ständig daran, dass Adeline nicht tot war, aber auch nicht zurückgekommen war.
Als er an Laurens Zuneigung zu ihr dachte, runzelte Jasper die Stirn und rief Ryan. "Hol mir Adelines Akte."
"Ja, Sir!"
"Und," Jasper zögerte, "scheint Lauren diese Frau nicht ein bisschen zu sehr zu mögen?"
Er erinnerte sich daran, wie Lauren sich an sie kuschelte, als er den Raum betrat, und die Wärme ließ ihn das Gefühl haben, dass er nicht stören konnte.
Jaspers Augen verdunkelten sich. Selbst er, als ihr Vater, konnte ihr nicht so nahe kommen.
Ryan warf einen Blick auf Jaspers Ausdruck und stotterte, "Sie scheint sie wirklich zu mögen. Schließlich hat die kleine Prinzessin sie nach reiflicher Überlegung ausgewählt. Sobald sie ankam, nahm Lauren sie mit in ihr Zimmer. Sie scheint sie sehr zu mögen."
Jaspers Stirnrunzeln vertiefte sich. Er winkte ungeduldig ab, sagte nichts und ging nach unten.
Im Zimmer entspannte sich Adelines angespannter Körper sofort, als die Tür sich schloss, und sie sank auf den Boden. Zusammengekauert am Bett ließ sie endlich stille Tränen zu und flüsterte, "Frau..."