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Kapitel 4: Wie hast du mich genannt?

Ava konnte sehen, dass er wütend war, aber sie hatte keine Ahnung warum. Er war derjenige, der die Scheidung wollte, also warum sollte sie ihn noch "Liebling" nennen?

"Wir lassen uns scheiden. Wie kann ich dich noch 'Liebling' nennen? Wir müssen eine klare Grenze ziehen. Dich 'Liebling' zu nennen, wird nur Verwirrung stiften." Ava spürte einen stechenden Schmerz in ihrer Brust. Diese Worte waren eigentlich für sie selbst: um eine Grenze zu ziehen, Missverständnisse zu vermeiden, um sich nicht wieder von seinem Charme einfangen zu lassen. Sie wollte nichts, was nicht ihr gehörte.

Obwohl Alexander derjenige war, der die Scheidung vorgeschlagen hatte, trafen ihre Worte ihn aus irgendeinem Grund hart. Er stand auf, sprachlos, und wandte sich zum Gehen.

Alexander ging zur Tür, blieb dann plötzlich stehen und drehte sich um. "Ava, hast du mich immer als deinen großen Bruder gesehen?"

Ava war überrascht, diese Frage hatte sie nicht erwartet. "Was hast du gesagt?"

"Bevor wir geheiratet haben, hast du gesagt, dass du mich nicht liebst, dass du mich nur als deinen großen Bruder siehst."

"Das habe ich gesagt," antwortete Ava, verwirrt von seiner Frage.

Ava war mit elf Jahren zur Familie Mitchell gekommen und war von Anfang an von Alexander fasziniert. Er war ein junger Mann mit Sternen in den Augen.

Mit neunzehn verlobten sie sich, heirateten mit zwanzig, und jetzt, mit einundzwanzig, hatten sich ihre Gefühle für ihn nie geändert. Sie wusste, dass sie nicht gut genug für ihn war und dass er immer jemand anderen in seinem Herzen hatte, also benutzte sie diese Ausrede.

"Siehst du mich immer noch als deinen Bruder? Wir sind seit drei Jahren verheiratet. Haben sich deine Gefühle für mich nie geändert?"

Ava schwieg.

Alexander drängte, "Antworte mir!"

"Natürlich. Ich kam mit elf zur Familie Mitchell, und wir sind zusammen aufgewachsen. Du bist natürlich mein Bruder, genauso wie du mich immer als Schwester gesehen hast." Ava verstand nicht, warum er immer wieder fragte.

War das wirklich wichtig? Sie ließen sich scheiden!

Alexander sah sie an und sagte ruhig, "Das ist gut. Nach der Scheidung kannst du einen Mann finden, den du wirklich liebst."

Ava spürte einen Kloß im Hals, schaute auf und zwang sich zu einem Lächeln. "Ja, ich hoffe, du und sie werdet glücklich zusammen."

Sie musste die beste Ex-Frau aller Zeiten sein. Sie wünschte ihm und seiner ersten Liebe wirklich, dass sie in Zukunft offen zusammen sein könnten. Außerdem würde sie Scarlett alles erklären.

Dieser Traum, der nur ihr für ein Jahr gehörte, musste enden.

"Ava," rief er sie plötzlich.

"Ja?" antwortete sie, kämpfend.

"Ich..." er stoppte abrupt.

Sie wartete.

"Ich gehe jetzt. Du solltest dich ausruhen." Alexander drehte sich um und ging.

Ava wickelte sich in die Decke und weinte sich die Seele aus dem Leib. Aus Angst, gehört zu werden, bedeckte sie ihren Mund fest mit der Hand, fast bis zur Erstickung.

Sie wusste nicht, wie lange sie geweint hatte, aber die Erschöpfung durch die Schwangerschaft machte sie schläfrig. Als sie aufwachte, war es bereits dunkel. Sie griff nach ihrem Handy auf dem Nachttisch und sah eine Nachricht von Alexander.

[Felix wird heute vorbeikommen. Schau dir zuerst die Vereinbarung an und lass ihn wissen, wenn du irgendwelche Wünsche hast.]

Avas Augen füllten sich wieder mit Tränen. Es mussten die instabilen Hormone der Schwangerschaft sein!

Sie musste stark sein und die Scheidung durchstehen. Es gab so viele Dinge, die sie regeln musste, und sie durfte nicht zusammenbrechen. Die Scheidung des Erben der Familie Mitchell war keine Kleinigkeit. Sie musste sich vielen Dingen stellen, angefangen mit Scarlett.

Und sie hatte immer noch das Baby. Ihre Hand berührte unbewusst ihren Bauch.

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