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Kapitel I: Eroberung

Die kalten Steinwände des Kerkers schlossen sich um sie, ihr bedrückendes Gewicht lastete auf ihr wie ein Schraubstock. Gefesselt und allein saß die Prinzessin in der Dunkelheit, ihre Gedanken ein stürmischer Wirbel aus Angst und Unsicherheit.

Draußen vor ihrer Zelle hallten Schritte durch die Korridore, das schwere Stampfen gepanzerter Stiefel kündigte das Nahen ihrer Entführer an. Mit einem Klirren von Schlüsseln öffnete sich die Tür knarrend und warf einen Lichtstrahl in die Finsternis.

Zwei Soldaten traten ein, ihre Gesichter von den Schatten ihrer Helme verdeckt, ihre Augen kalt und gleichgültig. Ohne ein Wort packten sie sie grob, zerrten sie mit einer Kraft, die aus Jahren auf dem Schlachtfeld stammte, auf die Beine.

Den Drang unterdrückend, aufzuschreien, biss die Prinzessin sich auf die Lippe, ihre Hände zu Fäusten geballt, während sie sie aus der Dunkelheit in das blendende Licht des fackelbeleuchteten Flurs zogen. Jeder Schritt fühlte sich wie ein Verrat an, eine Kapitulation vor den grausamen Launen des Schicksals, die sie an diesen elenden Ort gebracht hatten.

Endlich erreichten sie das Herz des Palastes—eine Kammer, die im sanften Schein von Kerzenlicht getaucht war, wo Alaric, der Drachenkönig, auf sie wartete. Auf seinem Thron aus Ebenholz und Gold sitzend, bot er eine eindrucksvolle Gestalt, seine Augen brannten mit einer Intensität, die ihr einen Schauer über den Rücken jagte.

Als sie näher kamen, zwangen die Soldaten sie auf die Knie, ihr Griff unnachgiebig, während sie sie vor ihrem Herrn festhielten. Die Prinzessin hob trotzig den Kopf und begegnete dem Blick des Königs mit einer Mischung aus Trotz und Angst.

Einen langen Moment betrachteten sie einander schweigend, das Gewicht ihrer gemeinsamen Geschichte lag schwer in der Luft. Dann, mit einer Geste, entließ der Drachenkönig die Soldaten und ließ sie allein in der Kammer zurück.

"Erhebt euch, Prinzessin Isabella von Allendor," befahl er, seine Stimme tief und gebieterisch. "Ihr seid in der Gegenwart eures Königs."

Mit zitternden Gliedern gehorchte die Prinzessin, ihre Augen fest auf die Gestalt vor ihr gerichtet. Trotz allem spürte sie einen Anflug von Trotz in sich aufsteigen—einen Funken des Widerstands, der sich nicht auslöschen ließ.

"Ihr habt mir alles genommen," flüsterte sie, ihre Stimme kaum mehr als ein Hauch. "Mein Königreich, meinen Vater, meine Freiheit. Was wollt ihr noch?"

Der Drachenkönig betrachtete sie mit einer Mischung aus Amüsement und Neugier, seine Lippen verzogen sich zu einem sardonischen Lächeln. "Alles," antwortete er schlicht. "Ich will alles, was mir rechtmäßig zusteht. Einschließlich euch."

Bei seinen Worten lief der Prinzessin ein kalter Schauer über den Rücken, ihr Herz pochte in ihrer Brust. Sie wusste, dass ihr Schicksal besiegelt war—dass sie nichts weiter als eine Spielfigur in dem Spiel aus Macht und Ehrgeiz war, das er so gut beherrschte.

Und während sie vor ihm stand, ihr Geist zerschlagen, aber ungebrochen, schwor sie, dass sie, egal welche Prüfungen vor ihr lagen, niemals ihre Würde, ihre Ehre oder ihr Herz an den Usurpator verlieren würde.

Entschlossen, ihre Fassung zu bewahren, richtete die Prinzessin sich auf und begegnete dem intensiven Blick des Königs mit unerschütterlicher Entschlossenheit. Obwohl die Angst noch immer an den Rändern ihres Mutes nagte, weigerte sie sich, sich ihr vollständig hinzugeben.

"Was habt Ihr mit mir vor, Majestät?" Ihre Stimme zitterte leicht, aber sie zwang sich, mit einem Hauch von Trotz zu sprechen.

Alaric erhob sich von seinem Thron, seine Bewegungen fließend und bedächtig, wie ein Raubtier, das seine Beute umkreist. "Ihr werdet mir dienen," erklärte er, seine Stimme hallte mit gebieterischer Präsenz durch die Kammer. "Als meine Konkubine werdet Ihr mir ein Kind gebären. Dann könnt Ihr sterben."

Die Prinzessin wich bei seinen Worten zurück, ihr Magen drehte sich vor Abscheu. Der Gedanke, an diesen Mann gebunden zu sein, denselben, der ihre Welt zerstört hatte, erfüllte sie mit tiefem Grauen. Doch sie wusste, dass Widerstand nur weiteres Leid einladen würde.

"Ich werde mich Euch niemals freiwillig unterwerfen," spie sie, ihre Stimme vor Gift triefend. "Ihr habt vielleicht mein Königreich erobert, aber meinen Willen werdet Ihr niemals brechen!"

Alarics Augen blitzten mit etwas, das an Amüsement grenzte, ein Hauch von Bewunderung schimmerte in den Tiefen seines dunklen Blicks. "Ihr besitzt ein Feuer in Euch, Prinzessin," bemerkte er, während er mit raubtierhafter Anmut näher an sie herantrat. "Es ist eine Eigenschaft, die ich... faszinierend finde."

Trotz ihres inneren Aufruhrs hielt die Prinzessin stand und weigerte sich, ihre Angst zu zeigen. "Was wollt Ihr dann von mir?" forderte sie heraus, ihre Stimme fest trotz des Tumults, der in ihr tobte.

Die Lippen des Drachenkönigs verzogen sich zu einem listigen Lächeln, ein Schimmer von etwas, das Zuneigung ähnelte, milderte die harten Linien seines Gesichts. "Fürs Erste werdet Ihr hier bleiben," antwortete er und deutete auf die prunkvolle Umgebung der Kammer. "Betrachtet es als euren goldenen Käfig, wenn Ihr wollt. Aber wisst dies, Prinzessin—ob freiwillig oder mit Gewalt, Ihr werdet mich eines Tages als mehr als nur euren Eroberer sehen. Ihr werdet mich als euren König sehen."

Damit drehte er sich um und verließ den Raum, ließ die Prinzessin erneut allein mit ihren Gedanken zurück. Als die schwere Tür sich hinter ihm schloss, sank sie auf die Knie, das Gewicht ihrer Gefangenschaft lastete wie ein bleierner Mantel auf ihr.

Doch mitten in der Verzweiflung und Unsicherheit, die drohten, sie zu überwältigen, regte sich etwas Unerwartetes in ihrem Herzen—ein winziger Funke des Trotzes, der hell in der Dunkelheit brannte. Und mit diesem Funken als Leitstern schwor die Prinzessin, niemals aufzugeben, niemals die Hoffnung zu verlieren, dass sie eines Tages ihr Königreich und ihre Freiheit aus den Klauen von Alaric, dem Drachenkönig, zurückerobern würde.

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