




Kapitel 4 Entkomme, Lillian!
In Lillians Zuhause stürmte Bobs ältester Sohn Max aus dem Arbeitszimmer, als er den heftigen Streit im Wohnzimmer hörte. Er sah, wie Bob in einem Wutanfall auf Lillian einschlug, deren Mund blutüberströmt war. Max, getrieben von einem Gerechtigkeitssinn und seiner Verantwortung als Bruder, stellte sich schützend vor Lillian.
„Papa! Das reicht. Hör auf, Lillian zu schlagen. Sie hat ihren Fehler schon eingesehen. Sie ist schwer verletzt. Du darfst sie nicht weiter schlagen,“ argumentierte Max entschlossen.
„Willst du mich jetzt belehren? Lächerlich!“ höhnte Bob, winkte ab und stieß Max mühelos gegen die Wand, was ihm ein leises Stöhnen entlockte.
„Pass auf! Verletze Max nicht!“ schrie Mary.
Mary, die noch vor wenigen Augenblicken gleichgültig gewesen war, schalt sofort, als sie sah, wie ihr geliebter Sohn Max gestoßen wurde. Doch sie schien zu vergessen, dass Lillian, deren Mund blutete, ebenfalls ihr Kind war.
Marys offensichtliche Bevorzugung ließ Lillian in völliger Verzweiflung zurück, und der stechende Schmerz kehrte mit voller Wucht zurück. Bobs Schläge trafen Lillians Gesicht, Beine, Arme und Gesäß, kein Teil ihrer Haut blieb verschont.
Vielleicht fand Bob dieses Maß an Gewalt nicht befriedigend genug, denn der brutale Bob versuchte sogar, Lillian vom Boden zu heben und sie schwer zu Boden zu schleudern, als ob ein Pizzabäcker seinen Teig sorgfältig knetet und wirft. Nach einem grausamen Aufprall fühlte Lillian, wie ihre Knochen zu brechen drohten, ihre inneren Organe verschoben sich. Sie wusste, dass sie einen weiteren Aufprall nicht überleben würde; ein weiterer könnte sie sofort töten.
Also, als Bob Lillian zum zweiten Mal hochhob, um sie zu schleudern, wehrte sich Lillian. Mit all ihrer Kraft biss sie in Bobs Ohr und riss wiederholt daran.
Bob, überrascht von dem plötzlichen Schmerz, begann vor Qual zu heulen. Er schrie verzweifelt, aber sein Gehör wurde zunehmend dumpfer.
„Es tut weh! Es tut so weh!“
Bob hielt sich eine Seite seines Kopfes, ignorierte Lillian. Das brennende Gefühl in seiner Handfläche machte ihm eine schreckliche Erkenntnis bewusst: Sein rechtes Ohr war weg.
Alles, was übrig blieb, war eine zähe Mischung aus Blut und Speichel.
In diesem Moment hatte Lillian Bobs rechtes Ohr im Mund.
Lillian spuckte das Ohr beiläufig aus und sah den heulenden Bob mit einem kalten Ausdruck an. Plötzlich ertönte eine Stimme hinter ihr.
„Lillian, flieh!“ Eine warme Hand streckte sich nach Lillian aus, es war Max.
„Lillian, lauf!“ rief Max erneut, seine dröhnende Stimme riss Lillian aus ihrer Benommenheit. Sie griff nach Max' Hand und rannte mit ihm zur Tür.
Seit die erste Schneeflocke gefallen war, hatte sich ein Schneesturm zusammengebraut. Jetzt wurde der Schneefall intensiver.
Max rannte mit der verletzten Lillian durch den Schnee. Als Mary das sah, eilte sie hinaus, lehnte sich an den Türrahmen und rief: „Max, komm zurück! Der Schneesturm kommt! Komm zurück!“
Da sie keine Anzeichen dafür sah, dass Max umkehren würde, warf sie ihm ihren geliebten Regenschirm zu. Der Regenschirm, von dem sie einst dachte, er könne nur Regen, nicht Schnee abhalten, erwies sich als unbedeutend angesichts von Max' Sicherheit.
Doch Max, der Lillians Hand hielt, rannte ohne zurückzublicken in den Schneesturm, ließ den Regenschirm im dichten Schnee fallen, wo er begraben und vergessen wurde, als der Schneefall stärker wurde.