




Kapitel 1 Die Scheidungspapiere
Susanna Abbott saß still auf dem Sofa im Wohnzimmer und hielt die Scheidungspapiere fest umklammert, ihre Gedanken schwer. Sie schloss die Augen und erinnerte sich an jenen kalten Wintertag vor drei Jahren, als Aaron Abbott nach einem Autounfall aus dem Koma erwachte und feststellte, dass er mit ihr verheiratet war.
Von Anfang an war ihre Ehe zum Scheitern verurteilt. Sie war eine Waise ohne Macht oder Einfluss, während Aaron eine mächtige und einflussreiche Figur war. Wenn es nicht das Schicksal gewollt hätte, dass sie Maria Abbotts Aufmerksamkeit erregte, hätten sich ihre Wege nie gekreuzt.
Susanna sehnte sich nach Familie und Zuneigung, aber Aaron war so kalt wie Eis. In drei Jahren Ehe waren sie nur einmal intim gewesen, und das war ein Unfall.
Als Susanna entdeckte, dass sie schwanger war, sah sie einen Hoffnungsschimmer. Vielleicht könnte dieses Kind das Band sein, das ihre Ehe zusammenhält. Sie fasste den Mut, Aaron eine Nachricht zu schicken und ihn zu bitten, zum Abendessen nach Hause zu kommen.
[Aaron, ich habe heute Abend einen Tisch im Fantasy Cuisine reserviert. Kannst du kommen? Ich muss dir etwas Wichtiges sagen.] Susannas Nachricht trug einen Hauch von Vorsicht.
Einen Moment später leuchtete der Bildschirm ihres Handys mit Aarons knapper Antwort auf: [Ich habe auch etwas zu besprechen.]
Susannas Herz raste vor Aufregung bei seiner Antwort. Sie kleidete sich selten schick, aber heute Abend zog sie ein Seidenkleid aus ihrem Schrank und trug leichte Schminke auf. Fantasy Cuisine war ein renommiertes romantisches Restaurant, und Susanna hatte es mit Hilfe einer Freundin geschafft, eine Reservierung zu bekommen.
Als die Nacht hereinbrach, flackerte Kerzenlicht, und die sanften Melodien von Violine und Klavier erfüllten die Luft. Aaron kam etwas später an. Er zog den Stuhl gegenüber von Susanna heraus und lockerte seine Krawatte.
Susanna lächelte erwartungsvoll. "Aaron, du bist hier. Ich habe deine Lieblingsgerichte bestellt; sie sollten bald kommen."
Aarons Gesicht blieb ausdruckslos, als er einen kalten Satz Scheidungspapiere vor Susanna legte. "Das sind die Scheidungspapiere. Schau sie dir an und unterschreibe, wenn alles in Ordnung ist."
Susanna war fassungslos und starrte die Papiere ungläubig an, eine Welle der Verzweiflung überkam sie. "Aaron, warum willst du plötzlich die Scheidung? Gibt es ein Missverständnis zwischen uns?"
Aaron antwortete kalt: "Kein Missverständnis. Wir hätten nie heiraten sollen. Ich habe dir in diesen drei Jahren genug Zeit und Chancen gegeben."
Verzweifelt versuchte Susanna, ihre Ehe mit der Nachricht von ihrer Schwangerschaft zu retten. "Aaron, was wäre, wenn ich dir sage, dass ich schwanger bin? Wir werden unser eigenes Kind haben. Würdest du dann immer noch die Scheidung wollen?"
Ein Hauch von Überraschung huschte über Aarons Augen. "Du bist schwanger? War das letzte Mal nicht ein Unfall? Habe ich dir nicht gesagt, dass du dich darum kümmern sollst?"
Susannas Blick wich aus. "Ich meine, was wäre, wenn ich es wäre?"
Aaron musterte Susanna mit einem skeptischen Blick, bevor sein Tonfall zu seiner ursprünglichen Kälte zurückkehrte. "Selbst dann würde sich nichts ändern. Ich werde dein Kind weder anerkennen noch wollen."
Seine Worte schnitten durch Susannas Herz wie tausend scharfe Messer und ließen sie atemlos zurück.
Drei Jahre Ehe, getrennte Schlafzimmer, Susanna wusste, dass Aaron sie nicht liebte. Sie hatte ihr Bestes versucht, ihre Pflichten als Ehefrau zu erfüllen, in der Hoffnung, ihn mit Freundlichkeit zu erreichen. Aber sie hatte Aarons Kälte unterschätzt. Sein Herz war wie Eis, das für niemanden schmolz.
Sogar ihr Kind wurde als Last angesehen, von der Familie Abbott nicht anerkannt. Tränen verschwommen Susannas Sicht, als sie instinktiv ihren Bauch berührte.
"Baby, Papa will dich nicht, aber ich werde hart arbeiten und dir all die Liebe der Welt geben," flüsterte Susanna, ihre Stimme zitterte vor Emotionen.
Aaron ließ die Scheidungspapiere zurück und ging hinaus, ließ Susanna allein im Restaurant zurück, wo sie wie in Trance saß, was sich wie eine Ewigkeit anfühlte. Sie kämpfte gegen die Tränen an und unterschrieb schließlich die Papiere, akzeptierte die harte Realität.
Am nächsten Morgen wurde Susanna von einem Tumult geweckt. Benommen stand sie auf und sah, wie die Haushälterin Calliope eine Frau zu ihrem Schlafzimmer führte.
"Was macht ihr da?" fauchte Susanna, Wut flammte auf. In drei Jahren Ehe hatte sie sich im Hause Abbott nie so respektlos behandelt gefühlt. Wer war diese Frau?
Erica Jones stand in der Tür und warf einen verächtlichen Blick durch den Raum. "Dieser Ort ist ein Chaos. Ich kann hier nicht bleiben. Das Zimmer auf der Südseite ist perfekt für Aaron und mich als unser Brautzimmer."
"Brautzimmer?" Susannas Gesicht wurde blass. An einem letzten Hoffnungsschimmer klammernd, fragte sie: "Wer sind Sie?"
Erica musterte Susanna von oben bis unten. "Du musst Susanna sein. Ich bin Erica, Aarons Verlobte."
Susannas Herz wurde zu Eis. Sie konnte nicht glauben, dass nur einen Tag nach ihrer Vertreibung Aarons Geliebte aufgetaucht war. "Also, Sie sind Frau Jones. Was machen Sie hier?"
Ericas Stimme triefte vor Arroganz. "Ich bin hier, um mein Hochzeitszimmer einzurichten, natürlich! Tante Maud sagte, ich könnte jedes Zimmer wählen, das ich wollte. Dein Zimmer mag ich nicht, aber es wird einen guten Abstellraum abgeben. Räum es einfach aus."
Susanna spürte die Feindseligkeit und Provokation von Erica. Sie wusste von Erica, Aarons erster Liebe, die verschwunden war, als Aaron im Koma lag. Es hieß, die Familie Jones habe ihre Verlobung abgelehnt und sie auseinandergetrieben. Jetzt, da Erica zurück war, erkannte Susanna, dass sie immer nur ein Platzhalter gewesen war. Mit Ericas Rückkehr wurde sie hinausgedrängt.
Erica hob ihr Kinn arrogant und deutete auf die Scheidungspapiere, die sie bereits bemerkt hatte. "Susanna, ich weiß, dass du und Aaron über die Scheidung gesprochen habt. Ich schlage vor, du unterschreibst bald. Wenn du Aaron zu sehr drängst, könntest du alles verlieren, was du bisher gewonnen hast. Du willst doch nicht, dass deiner Familie etwas passiert, oder?"
Susannas Herz kochte vor Wut und Schmerz. "Hat Aaron dich geschickt, um mich zu bedrohen?"
Erica spottete, "Was denkst du? Aaron und ich sind füreinander bestimmt. Wenn es nicht unvorhergesehene Umstände gegeben hätte, wärst du nicht einmal hier! Was kann eine machtlose Frau wie du uns schon anhaben?"
Susanna war wütend, fand aber keine passenden Worte. Sie wusste, dass sie und ihre Familie für diese reichen Leute unbedeutend waren. Sie musste sie und ihr ungeborenes Kind schützen.
"Ich habe die Papiere gestern unterschrieben. Hat Aaron dir das nicht gesagt?" sagte Susanna kalt.
Erica nahm die Papiere selbstgefällig auf. "Großartig. Keine Sorge, solange du gehst, werde ich deiner Familie nichts antun."
Susanna begann, ihre Sachen zu packen, ihr Herz war erfüllt von einer Mischung aus Hoffnung für die Zukunft und einem Abschied von der Vergangenheit. Sie berührte sanft ihren Bauch und flüsterte: "Baby, von jetzt an sind es nur noch du und ich. Wir werden diesem neuen Leben mutig entgegentreten."
Als Susanna im Begriff war zu gehen, erhaschte Erica einen Blick auf den Schwangerschaftstest in ihrer Hand. Ihr Gesicht veränderte sich sofort. "Du bist schwanger?"