




Kapitel 4 Muss Ihre Familie einen Thron erben?
Jessica hatte kaum die Schwelle ihres Hauses überschritten, als Danielles Stimme durch die Tür drang. Sie schwang die Tür weit auf und trat in den Raum:
"Danielle, ich bin zurück. Was machst du da??"
Jessicas Stimme verstummte, als sie den Blick hob und abrupt wie eine Statue stehen blieb.
Der Mann, der sich mit einer Hand am Bettrand abstützte, hatte eine entspannte Unordnung in seinem Haar, nachdem er drei Tage im Koma gelegen hatte.
Jessica hatte immer gewusst, dass er gut aussah, aber sie hatte nicht erwartet, dass er beim Aufwachen so beeindruckend aussehen würde.
Sie hatte schon viele gut aussehende Männer gesehen, aber in diesem Moment verweilte ihr Blick ungewollt ein paar Sekunden auf ihm, bevor sie in die Realität zurückkehrte und näher an das Bett herantrat.
"Du bist wach, hm? Solange du nicht tot bist, ist das gut. Gib mir die Kontaktdaten deiner Familie, und ich lasse sie dich abholen. Du hattest weder ein Handy noch eine Brieftasche in deinen Hemd- und Anzugtaschen, also hatte ich keine andere Wahl, als dich hierher zu bringen. Jetzt, wo du wach bist, mach schnell und räum mein Bett."
Jessica rieb sich die Schulter, "Dank dir habe ich drei Tage auf der Couch geschlafen."
Ihr Blick verweilte auf dem Mann im Bett: "Ich habe dir eine Frage gestellt. Hast du die Kontaktdaten deiner Familie?"
Der Mann warf ihr einen Blick zu und sagte nur zwei Worte: "Habe keine."
Ohne weitere Erklärung kam seine Stimme heiser und gleichgültig angesichts der Schwere seiner Verletzungen heraus.
"Keine Kontakte? Wie ist das überhaupt möglich? Du musst dich doch an die Nummern deiner Eltern oder Verwandten erinnern, oder zumindest an eine Adresse?"
Gabriel schwieg ein paar Sekunden, dann sagte er knapp drei Worte: "Erinnere mich nicht."
Er konnte jetzt nicht zurück; der Zeitpunkt war nicht richtig.
Jessicas Augenlid zuckte heftig, als sie an die Klippen und die verstreuten Felsen dachte, die sie im Gebüsch gesehen hatte. Sie erinnerte sich an die Verletzungen am Kopf des Mannes und daran, dass er auch sonst nicht verschont geblieben war, und fragte sich, ob er wirklich so klischeehaft an Amnesie litt.
Solch eine müde Amnesie-Geschichte würde heute nicht einmal mehr in Drehbücher geschrieben werden.
Ohne weiter nachzudenken, griff Jessica nach ihrem Handy: "Wenn du dich wirklich nicht erinnern kannst, dann bleibt mir nichts anderes übrig, als dich zur Polizei zu bringen. Ich habe dich vielleicht einmal gerettet, aber ich kann dich nicht einfach hier behalten, ohne dass deine Familie bekannt ist."
In diesem Moment erblickte Gabriel den leeren Infusionsbeutel über dem Bett und zog unzeremoniell die Nadel aus seinem Arm.
Jessica sah, wie plötzlich ein paar feine Blutstropfen auf dem Handrücken des Mannes erschienen, und eilte instinktiv ans Bett, um das vom Arzt hinterlassene antiseptische Wattepad zu greifen und es auf seine Hand zu drücken, "Hast du den Verstand verloren? Wie kannst du die Infusion selbst herausziehen bei solchen Verletzungen?"
Gabriel, gefangen von ihrem plötzlichen Griff und dem leichten Duft, der seine Nase füllte, sah die Frau an, die sich plötzlich zu ihm gebeugt hatte, "Mit solchen Verletzungen, wie könnte ich den Ärger mit der Polizei ertragen?"
Jessicas Augenbrauen bewegten sich leicht, als sie losließ und einen Schritt zurücktrat, ihn misstrauisch anblickend, "Du erinnerst dich an nichts und bist trotzdem so ruhig? Erinnerst du dich wirklich nicht, wer du bist? Oder denkst du, meine Tochter und ich sind leicht zu täuschen? Versuchst du, mich zu betrügen?"
Gabriel drückte das antiseptische Wattepad auf seine Hand. Bei ihren Worten kräuselte sich ein schwaches Lächeln auf seinen Lippen, "Auch wenn ich mich vorübergehend an nichts über mich selbst erinnern kann, habe ich immer noch die Bilder in meinem Kopf von vor dem Unfall. Ich wurde auf einer Bergstraße von einem Auto angefahren, und sowohl das Auto als auch ich sind die Klippe hinuntergerollt. Das reicht aus, um zu beweisen, dass ich nur durch einen Unfall verletzt wurde und höchstwahrscheinlich kein schlechter Mensch bin. Da du mich schon drei Tage hier gelassen hast, sollten ein paar weitere Tage keinen großen Unterschied machen."
"Wie kann das keinen Unterschied machen? Ich habe drei Tage auf der Couch geschlafen."
"Ich kann auf der Couch schlafen."
"Das ist nicht der Punkt! Der Punkt ist, du bist ein Unbekannter!"
"Ich bin kein schlechter Mensch."
"Das ist trotzdem nicht in Ordnung!"
"Du kannst es in Ordnung sein lassen."
Wer verhält sich so ruhig und gefasst, nachdem er sein Gedächtnis verloren hat?
Solche Ruhe und Gelassenheit ohne einen Hauch von Panik signalisierten definitiv Ärger.
Trotz seiner Verletzungen und halb liegend im Bett, benahm er sich, als ob er von oben herab kommandierte.
War das eine Art Gedächtnisstörung, bei der er dachte, er hätte einen Thron zu erben?