




Kapitel 6
Chloe erholte sich schnell und drehte sich zur Seite. "Amelia, ich glaube, ich habe meine Handtasche im Restaurant vergessen. Kannst du bitte nachsehen?"
Amelia brannte darauf, weitere Sticheleien loszulassen, hatte aber keine andere Wahl, als es fallen zu lassen. Sie warf Harper einen giftigen Blick zu, bevor sie ging.
Chloe wandte sich mit einem warmen Lächeln an Harper. "Harper, danke, dass du dich um Francis gekümmert hast."
Ein so einfaches „Danke“ markierte ihr Territorium.
Für Harper fühlte sich der Dank wie eine Ohrfeige an, besonders da sie tatsächlich Francis' Ehefrau war.
Chloe fuhr fort: "Ich war früher zu eigensinnig und bin wegen eines kleinen Streits ins Ausland abgehauen. Aber ich hatte keine Ahnung, dass Francis so standhaft war und die ganze Zeit auf mich gewartet hat. Jetzt, wo ich zurück bin, habe ich beschlossen, ihn zu heiraten."
...
In diesem Moment schien Chloes Stimme für Harper gedämpft und fern.
Harpers Herz fühlte sich an, als wäre es in einem Schraubstock, und sie wäre fast ohnmächtig geworden.
'Wir waren noch nicht einmal geschieden, und er war schon bereit, wieder zu heiraten?'
"Harper... Harper?"
Chloe musste ihren Namen zweimal rufen, bevor Harper wieder in die Realität zurückkehrte.
"Was gibt's, Miss Musk?"
Chloes Zufriedenheit war offensichtlich, als sie Harpers blasses, verzweifeltes Gesicht beobachtete.
Chloe holte ihr Handy heraus und öffnete Facebook. "Hey, Harper, können wir uns hier verbinden? Francis war so nett zu mir. Ich möchte ein paar Überraschungen planen und könnte deine Hilfe dabei brauchen."
Widerwillig fügte Harper sie als Freundin hinzu, unfähig, Chloes eifrigem Ausdruck zu widerstehen.
Draußen stand die Sonne in voller Pracht. Chloes Stirn glänzte vor Schweiß, als sie Harper einen verlegenen Blick zuwarf. "Harper, wärst du so lieb und würdest mich dorthin schieben?"
Harper nickte und schob den Rollstuhl, der frustrierenderweise stehen blieb. Als sie sich vorbeugte, um nach Hindernissen zu suchen, nutzte Chloe die Gelegenheit. In einer schnellen Bewegung packte sie Harpers Arm fest und fragte spöttisch: "Harper, hast du die letzten zwei Jahre meinen Mann genossen?"
Das Gift in Chloes Worten löste ein unheilvolles Gefühl in Harper aus.
Im nächsten Moment setzte sich der Rollstuhl von selbst in Bewegung.
"Ah! Harper!"
Chloes Schrei durchdrang die Luft, ihr Gesicht verzerrt vor Angst, als sie Harpers Namen rief, bevor sie heftig nach hinten stürzte.
Harpers Pupillen weiteten sich vor Schock, ihre Hände griffen nach Chloe, aber es war zu spät.
Dumpf!
Chloe schlug schwer auf dem Boden auf.
"Chloe!" Eine vertraute Stimme ertönte hinter ihr. Bevor Harper überhaupt verarbeiten konnte, was geschah, wurde sie zur Seite gestoßen.
Ihr Körper prallte gegen das Geländer, der Schmerz strahlte so intensiv aus, dass sie nicht mehr unterscheiden konnte, ob ihre Knie oder ihr Bauch mehr schmerzten.
"Francis, es tut so weh!"
Chloes schwache Schluchzer erfüllten Francis' Umarmung, ihre Stirn verschmiert mit Blut, ihr Ausdruck ein Bild des Schmerzes.
Francis' Stirn legte sich besorgt in Falten, als er vorsichtig Chloes Wunden untersuchte, seine Angst war spürbar. Währenddessen schenkte er Harper, die er zur Seite gestoßen hatte, keinen einzigen Blick.
Harpers Herz zog sich zusammen.
"Francis, ich habe es gesehen! Diese verrückte Frau hat Chloe gestoßen!" beschuldigte Amelia und zeigte direkt auf Harper, als sie von drinnen herauskam.
In Wahrheit hatte Amelia nichts gesehen, doch sie genoss die Gelegenheit, Harpers Leben schwer zu machen.
Francis' Blick richtete sich scharf auf Harper, seine Augen funkelten vor Feindseligkeit.
Gefangen in seinem Blick, war Harpers Geist für einen Moment leer. Trotz eines kleinen Hoffnungsschimmers murmelte sie eine Verteidigung: "Ich habe nicht..."
"Genug!"
Ihre Versuche, sich zu erklären, wurden gnadenlos von Francis unterbrochen, seine Augen brannten. "Wenn Chloe etwas Ernstes passiert, werde ich dir das niemals verzeihen."
Mit dieser einen Erklärung schien Harpers Schicksal besiegelt.
Die Hoffnung in Harpers Augen erlosch Stück für Stück. Es war, als ob ein Stachelhaken in ihrem Herzen steckte, ein roher, blutiger Schmerz, so tief.
Jetzt war sie in Francis' Augen nichts weiter als ein abscheuliches Wesen.
Zitternd vor Kälte konnte sie nicht mehr unterscheiden, ob es ihr Körper oder ihr Herz war, das mehr schmerzte.
Nachdem er gesprochen hatte, schenkte Francis ihr keinen weiteren Blick. Er hob Chloe auf und ging zu seinem Auto.
Bevor Amelia ihm folgte, warf sie Harper, die am Boden lag, einen verächtlichen Blick zu. "Reiß dich zusammen. Du bist nichts weiter als eine Ratte. Du bist nicht würdig, dich mit Chloe zu vergleichen."
Amelias Worte waren grausam, aber Harper schien sie nicht zu hören.
Ihr Blick war auf die hastigen Schritte des Mannes gerichtet. Sie wirkte seelenlos, wie eine Puppe ohne Fäden.
Die Sorgfalt, mit der er Chloe behandelte, betonte nur die Verachtung, mit der er Harper behandelte. In diesem Moment verstand sie wirklich – Francis hatte sie nie in seinem Herzen gehalten.
Der schwarze Bentley sprang an und wirbelte Staub auf.
Ein ungewöhnlicher Schmerz durchzuckte ihren Unterleib. Als sie sich den Bauch hielt, erkannte Harper entsetzt: "Mein Baby..."
Ihr Telefon klingelte – es war Molly, die sagte, sie stecke in der Tiefgarage fest und würde noch eine Weile brauchen.
In Panik, während Wellen von Schmerzen sie überkamen, stand Harper vor dem gehobenen Restaurant und konnte kein Taxi heranwinken. Sie hatte keine andere Wahl, als zu versuchen, Francis' Bentley anzuhalten, in der Hoffnung, dass er sie ins Krankenhaus bringen könnte.
Sein Auto fuhr gerade vorbei, als sie vom Bordstein trat und schwach mit den Armen winkte. Doch wie sein Besitzer zeigte das Auto keine Gnade und raste davon.
Harper sah hilflos zu, wie das Fahrzeug verschwand.
Als ihr Bewusstsein inmitten der stechenden Schmerzen schwand, hielt sie ihren Bauch und ihre Tränen flossen frei.
"Baby, gib Mama nicht die Schuld..."
...
Im Krankenzimmer wurde Chloe vom Arzt gründlich untersucht.
Francis stand im Flur und führte ein Telefonat, während das Tageslicht durch das Glas strömte und seine attraktiven Züge beleuchtete.
"Es tut mir leid, Herr Getty. Ich konnte Ihre Frau nicht finden. Sie ist vielleicht schon gegangen," berichtete Victor ehrlich am Telefon.
"Mhm."
Nachdem er aufgelegt hatte, wurde Francis von dem Bild von Harpers erbärmlichem Sturz verfolgt. Er erinnerte sich daran, wie er sie in seiner Eile, Chloes Verletzung zu überprüfen, zur Seite gestoßen hatte. Es schien nicht ernst zu sein, und er hatte keine Wunden bemerkt, aber er erinnerte sich, wie sie schmerzgeplagt aussah. Wenn Victor sie nicht finden konnte, war sie wahrscheinlich in Ordnung.
Ein beunruhigendes Gefühl der Gereiztheit ergriff ihn.
Er konnte das Bild ihres tränenüberströmten Gesichts, ihrer roten Augen wie die eines Kaninchens, nicht abschütteln. Logisch gesehen sollte er kein Mitleid mit der Frau empfinden, die Chloes Unfall verursacht hatte.
Doch Harper hatte sich immer anständig verhalten, nie Grenzen überschritten. Selbst als seine Frau hatte sie seine Gunst nie als Grund benutzt, um arrogant zu handeln. Vielleicht war es wirklich nur ein Unfall.
Aber was war dann Chloes Rolle in all dem?
Sein Blick verweilte auf dem Krankenzimmer, seine Emotionen verschoben sich leise auf eine Weise, die er noch nicht erkannt hatte.
Im Krankenzimmer war Chloes Gesicht immer noch von Tränen gezeichnet. Als sie ihn näherkommen sah, streckte sie die Arme aus und umarmte ihn fest.
Francis' Stirn legte sich leicht in Falten. Offensichtlich kein Fan von solch engem Kontakt, doch er stieß sie nicht weg, angesichts der Bandagen an ihrem Arm, und ließ sie festhalten.
"Geht es dir besser?" fragte er, seine Stimme mit steifer Besorgnis getönt.
"Es tut nicht mehr so weh," antwortete Chloe, ihr Gesicht glänzte mit unvergossenen Tränen, ein erbärmlicher Anblick.
"Chloe, was ist passiert?" Seine Frage war sanft, doch sie schien eine eisige Kälte zu tragen, die bis ins Mark drang.
"Es war nur Harper, die nett war und mir helfen wollte, da ich Schwierigkeiten hatte, mich zu bewegen. Ich denke, es war der Rollstuhl, der eine Fehlfunktion hatte und den Sturz verursachte. Bitte, Francis, sei nicht böse auf Harper, okay?"
Ihre Stimme war dick vor Schuld, als sie erklärte, ihre Augen ernst.
Francis' tiefer Blick wurde weicher, als er Chloe ansah. Er wusste, dass er keinen falschen Gedanken über sie haben sollte.
Er nahm sie an den Schultern, löste sich sanft aber bestimmt aus ihrer Umarmung, seine Stimme sanft, "Ruh dich aus."
Der Raum war hell, seine attraktiven Züge leuchteten. Chloe beobachtete ihn interessiert, bis er ging, ihr Lächeln verblasste und ihr Ausdruck giftig wurde.
‘Francis hatte tatsächlich an ihr gezweifelt wegen dieser abscheulichen Frau!’