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VII. Flüstert am Wasser

Elva schrie, während die Bäume an ihr vorbeizogen. Sie war so nah gewesen. Er war so nah bei ihr gewesen, und jetzt wurde sie wieder von ihm weggerissen.

Das durfte sie nicht zulassen.

Sie griff nach hinten, grub ihre Nägel in sein Gesicht und zog mit aller Kraft an seiner Haut.

Kos schrie vor Schmerz, packte sie am Hals und drückte zu, bis sie nach Luft rang. Schwarze Flecken begannen ihre Sicht zu trüben, aber sie weigerte sich aufzugeben.

Blind tastete sie mit ihrer Hand an seiner Hose entlang, bis sie den vertrauten Griff eines Messers spürte. Mit einem Schrei zog sie es heraus und stach in sein Bein.

Sie schlugen hart auf dem Boden auf, rollten durch das Gras, die Luft wurde ihr durch den Aufprall aus den Lungen gepresst. Kos fluchte und schrie, während seine Hände zur Wunde wanderten.

Elva stöhnte, ihr Körper war von dem harten Aufprall betäubt, aber sobald sie es schaffte, sich aufzusetzen, erstarrte sie. Der Anblick des Blutes an ihren Händen ließ ihren Atem schneller gehen. Sie hielt das Messer noch in der Hand, aber alles, woran sie denken konnte, war die rote Flüssigkeit, die ihren Arm hinunterlief.

Das Messer wurde ihr aus der Hand gerissen, Kos drückte seinen Körper auf sie.

"Schlampe." Er spuckte, drückte das scharfe Messer an ihren Hals, während seine andere Hand mit dem Stoff ihres Kleides spielte.

Sie quiekte, drückte ihre Finger in sein Gesicht und kratzte die Haut seiner Wange. Als die Panik in ihr aufstieg, fand sie die Wunde, die sie ihm zugefügt hatte, und drückte ihre Finger in sein Fleisch. Er stöhnte und sie nutzte die Gelegenheit, trat ihm zwischen die Beine. Es zwang ihn von ihr herunter, das Messer rutschte aus seiner Hand.

Sie versuchte wegzukriechen, schaute auf, als sie Eksels markanten Schrei hörte. Er stieg schnell von seinem Pferd, als hätte er es tausendmal getan.

Erleichterung durchflutete sie und sie atmete langsam aus, Tränen liefen endlich ihre Wangen hinunter.

Sie sah mit offenem Mund zu, wie Eksel auf Kos zuging und seine Hand um dessen Hals legte.

"Du hast sie angefasst?"

Kos biss die Zähne zusammen und lächelte aggressiv.

Elva konnte Eksels Wut sehen, die durch das Blut auf seinem Gesicht noch verstärkt wurde. Er sah verheerend bedrohlich aus, aber es machte ihr keine Angst.

Er war eine tödliche Waffe, aber sie war sich sicher, dass er sie niemals so ansehen würde. Er würde sie beschützen, so wie er es gerade tat.

Sie sah zu, wie Eksel langsam Kos' Hals mit seiner Klinge durchbohrte. Kos röchelte und gurgelte, Blut tropfte von seinem Kinn auf seine Brust. Ihre Nägel gruben sich in die Haut ihrer Handfläche, als sie bemerkte, dass Kos keine Waffe in den Händen hielt.

Elva zitterte heftig, selbst mit Blut bedeckt. Eksel stapfte auf sie zu, sein Gesicht immer noch zu einer finsteren Miene verzogen. Sie trat zurück, wollte ihn nicht in ihrer Nähe haben. Wollte niemanden in ihrer Nähe haben.

Sie war mit Blut bedeckt.

Eksel hielt inne, sein Gesicht wurde weicher. Er schaute an sich herunter, als würde er erst jetzt bemerken, dass er ein Chaos war, bedeckt mit den Eingeweiden anderer Männer.

Er warf das Messer zu Boden und bewegte sich langsam auf sie zu. Elva wechselte ihren Blick zwischen ihm und dem toten Mann, versuchte sich zu überzeugen, dass es vorbei war. Dass sie in Sicherheit war.

Sie konnte nicht anders, als leise zu keuchen, als er sich hinkniete, seinen Kopf so neigte, dass sein Gesicht auf ihrer Höhe war, und ihr Kinn anhob, sodass sie ihn ansehen musste. Sie blieb still, versuchte die Schreie zu unterdrücken, die ihre Kehle zu entkommen drohten, ihre Lippen zitterten.

Tränen liefen ihr über das Gesicht und sie fühlte sich so schmutzig. So verletzt durch die Art, wie sie berührt worden war. Eksels Finger waren warm an ihrem Kinn, und sie tat alles, um sich nicht an seine Brust zu lehnen.

"Hat er dir wehgetan?" flüsterte er.

Sie presste ihre Lippen zusammen, wissend, dass ihr Körper schmerzte. Ihre Rippen taten weh und ihr Körper summte vor Qual. Aber das war nicht, was er fragte.

Sie schüttelte den Kopf, ihre Lippen zitterten weiter.

"Ist er tot?" flüsterte sie.

Er nickte, ließ seine Hände von ihrem Kinn fallen.

Ihr Herz raste in ihrer Brust und sie schüttelte den Kopf noch heftiger. Ihr Mund war trocken und plötzlich fühlte sie sich schwindelig.

"Ich habe noch nie-" Sie runzelte die Stirn, verzog das Gesicht, als sie ihre Hände an ihrem Rock abwischte. Ihre Stimme weigerte sich zu funktionieren.

Das Gefühl der roten Substanz auf ihrer Haut machte sie unruhig. Sie war verwirrt von dem Gefühl des Schreckens, das sie überkam.

"Ich habe ihn getötet," flüsterte sie.

Die Worte ließen Eksel zurückweichen und er schüttelte den Kopf. "Ich habe ihn getötet, kleines Ding."

Diese zwei Worte, die sich noch vor einem Tag wie ein Schlag ins Gesicht angefühlt hatten, ließen ihr Herz vor Staunen aufgehen. Aber das Blut auf ihrer Haut ließ sie zu erschüttert zurück, um das Gefühl wirklich zu erfassen.

"Ich... ich habe ihn erstochen," flüsterte sie.

Er verengte die Augen, seine Stirn glättete sich, als er ihre Züge betrachtete. "Du musstest es tun."

Ihr Körper zitterte mit ihrem Atem, ihr Kleid klebte an ihrer Haut, durchtränkt von Blut und Schweiß. Es begann sich langsam zu lösen, und sie zuckte zusammen, bedeckte sich, bevor er etwas sehen konnte.

Eksel schaute weg, nur um sich dann vor sie zu stellen und seinen Arm hinter sich zu schlingen, seine Hand an ihren Rücken zu pressen.

"Kos ist tot?" fragte Sten, seine Schritte näherten sich.

Elva konnte hören, wie die anderen Männer sich näherten, und drückte sich an Eksels Rücken, zu bewusst, wie viel Haut sie preisgeben könnte.

Eksel drückte sie ebenfalls näher an sich und nickte.

"Er war mit Halfdan," knurrte er.

Die Männer murmelten untereinander, wütend und schockiert über den Verrat.

"Wir essen und dann machen wir uns auf den Weg nach Grimsgil. Der Plan bleibt bestehen."

Sten nickte und die Männer suchten sich Felsen und Baumstämme, um sich zu setzen und auszuruhen. Einige wischten das Blut von ihren Gesichtern, während andere es auf ihrer Haut trocknen ließen.

Eksel drehte sich zu ihr um und sie klammerte sich verzweifelt an ihn, drückte ihre entblößte Brust an ihn, weigerte sich, Luft zwischen ihnen zu lassen.

"Ich werde nicht zulassen, dass sie dich sehen," flüsterte Eksel, seine Lippen an ihrem Scheitel.

Irgendwie vertraute sie ihm. Sie ließ ihn sie auf sein Pferd heben und ließ ihren Körper in Erleichterung fallen, als er ebenfalls aufstieg. Die Wärme seines Körpers war anders als die Wärme des Blutes auf ihrer Haut, und sie war dankbar dafür.

Er sprach mit Sten, aber die Worte waren ihr nicht klar. Alles, worauf sie sich konzentrieren konnte, war, die Schauer zu stoppen, die durch ihren Körper liefen. Sie schloss die Augen fest, als sie an Kos' steifem Körper vorbeiritten.

Sie ritten eine Weile, bis sie das entfernte und vertraute Geräusch von Wasser hörte. Sie atmete ein, entspannte sich bei dem Gedanken, das Blut abwaschen zu können.

Er brachte das Pferd zum Stehen, stieg abrupt ab und landete mit einem Grunzen auf dem Boden. Er hob sie hoch, seine Hände gruben sich härter in ihre Haut, als er sie je zuvor gehalten hatte.

Er keuchte, drückte eine schwere Hand auf ihre Schulter. "Geh, ich werde nicht zulassen, dass dich jemand sieht."

Es überraschte sie, dass sie zögerte. Das kühle Wasser rief nach ihr, aber sie wollte nicht von seiner Seite weichen.

Sie nickte, drehte sich von ihm weg und machte sich auf den Weg zum Wasser. Nachdem sie ihre Schuhe ausgezogen hatte, trat sie in den Bach und seufzte erleichtert, als das Wasser wie ein Balsam auf ihrer Haut wirkte.

Sie schaute über ihre Schulter, kaute nervös auf ihrer Lippe. Er hatte den Rücken zu ihr, seine Augen auf den Wald gerichtet, der sie umgab, und sie sammelte ihren Mut.

Ein schmerzvolles Wimmern entwich ihren Lippen, aber sie schaffte es, aus ihren Kleidern zu schlüpfen und sie zu Boden fallen zu lassen. Sie fühlte sich taub, als das Wasser sich rot und braun färbte. Zum ersten Mal fragte sie sich, ob ihr zukünftiger Ehemann sie schön fand.

Oder ob er von der Art, wie sie mit Dreck und Blut bedeckt war, angewidert war.

Minuten vergingen. Ihr Körper fühlte sich neu an und ihr Geist war leicht erfrischt. Sie wusch ihr Kleid im Wasser, schrubbte so viel von den Flecken ab, wie sie konnte.

Sie hatte keine anderen Kleider mitgebracht, dieses Stück Stoff war das Einzige, das ihr gehörte. Obwohl sie Mühe hatte, schaffte sie es, den Ärmel ihres Kleides über ihre Schulter zu binden. Es war eng und schnitt in ihre Haut, aber es war besser, als es mit der Hand hochhalten zu müssen.

Widerwillig stapfte sie aus dem Wasser, keuchte, als sie sah, wie Eksel auf die Knie fiel. Sein Körper schwankte von einer Seite zur anderen und Entsetzen erfüllte ihre Brust bei diesem Anblick.

Blitzartige Erinnerungen durchfluteten ihren Geist. Die Pfeile, die ihn trafen, und das Blut, das aus ihm strömte. Es war brutal, und sie schämte sich, dass sie es vergessen hatte, dass er sich um sie gekümmert hatte, obwohl er selbst so viel Schmerz ertrug.

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